Im Iran ist der Musiker Mohsen Sharifian ein Star. Mit seinem Dudelsack waren er und sein Duo-Partner jüngst zu Gast in der Thomas-Müntzer-Scheuer in Hohenheim. Um ihn zu hören, sind sogar Leute aus Dortmund angereist.

Hohenheim - Wie Mohsen Sharifians Musik auf seine iranischen Landsleute wirkt, sehen die Zuschauer bei seinem Konzert in der Thomas-Müntzer-Scheuer am Donnerstagabend sehr schnell: Da steht eine Frau spontan von ihrem Stuhl im Publikum auf, stellt sich direkt vor das Musiker-Duo auf die Bühne und tanzt ausgelassen mit, bis das Stück zu Ende ist.

 

Zwei Dutzend Iraner sitzen im Publikum

„Das ist meine jüngere Schwester“, sagt Nosrat Senaei, die in der ersten Reihe Platz genommen hat und euphorisch im Takt mitklatscht. Sie ist extra aus Dortmund angereist, um Mohsen Sharifian zu sehen. Der Musiker, begleitet vom Perkussionisten Habib Meftah, ist auf Initiative der Doktorandin Narges Morad Talab nach Hohenheim gekommen. Im altersmäßig gemischten Publikum in der gut gefüllten Scheuer sitzen gut und gern zwei Dutzend Iraner. Sie feiern den virtuosen Dudelsackspieler begeistert.

Sharifian ist im Iran ein Star, den jedes Kind kennt. In Hohenheim befeuert er die gute Stimmung, wippt auf dem Stuhl auf und ab, wiegt seinen Kopf hin und her und balanciert den Dudelsack, den die Perser Ney-anban nennen, während des Spiels gefühlvoll von einer Seite zur anderen. Wer seiner Musik zuhört und die Fans beobachtet, zweifelt kaum noch an der Aussage Nosrat Senaeis. Die südiranische Musik, so ist sie überzeugt, gehöre zur fröhlichsten überhaupt. „Musik ist Therapie für die Seele“, sagt auch Sharifian, als er die zweite Hälfte des Konzerts einläutet. Das Publikum solle mitmachen, mitfeiern, fordert er. Kaum hat er das gesagt, stehen fünf Iraner auf der Bühne und tanzen wild; auch die deutschen Zuschauer werden lockerer.

In seiner Heimat ist es schwierig mit Konzerten

Für den 40-jährigen Musiker aus der südiranischen Stadt Buschehr ist es das zweite Konzert in Deutschland. Ausgelassene Szenen wie in Hohenheim haben im Iran Seltenheitswert, bedauert Sharifian. Frauen auf der Bühne – undenkbar. „In meiner Heimatstadt ist es leider sehr schwierig mit Konzerten.“ Der Staat zensiere seine Musik, untersage viele Konzerte. Wenn sie doch stattfinden, sind Frauen ausgenommen. Umso dankbarer ist er für die Aufmerksamkeit, die er in Europa erfährt. Dudelsack spielt er seit 23 Jahren. Obwohl viele das Instrument aus Ziegenhaut mit Schottland verbinden, deutet vieles darauf hin, dass es aus dem Iran stammt.

Durch seine Musik hat Sharifian viel gesehen von der Welt: In den Staaten am Persischen Golf, in Algerien, Griechenland, Österreich, Skandinavien und in Kanada hat er schon gespielt. „Ich will Werbung für die iranische Musik machen“, formuliert der Künstler seine Mission. Die traditionellen Dudelsackmusik kombiniert er mit Elektro- und Danceklängen: „Bushehr Fusion Music“ nennt sich das. Der Iraner hat zudem sechs Bücher über Musik veröffentlich – denn studierter Musikwissenschaftler ist er auch. Trotz nationaler Berühmtheit lebt Sharifian nicht auf großem Fuß. In Europa bleibt seine Musik ein Randphänomen. „Wir sind auf der Suche nach Sponsoren für die beiden, um ihnen die Tournee zu finanzieren“, sagt Nosrat Senaei.