Erneut sind in Freiburg unerwartet Akten aufgetaucht, die die Dopinggeschichte der Sportmedizin an der Universitätsklinik erhellen könnten. Das könnte auch den Abschlussbericht der Kommission unter der Leitung von Letizia Paoli verzögern.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Einmal mehr sind in Freiburg unerwartet Akten aufgetaucht, die zur Aufklärung über die Dopinggeschichte der Sportmedizin an der Universitätsklinik beitragen könnten. Die Universität teilte knapp mit, dass „im Zuge von Umbauplanungen, bei denen Bauakten gesichtet wurden“ zehn Ordner aus den aus den 1970er bis 1990er Jahren mit der Aufschrift „Baupläne Installationspläne“ und eine Mappe mit der Aufschrift „Prof. Klümper“ aufgetaucht seien. Sie gehörten anscheinend zu den Akten von Joseph Keul.

 

Die beiden Sportmediziner waren die zentralen Figuren der Freiburger Sportmedizin. Eine Kommission unter der italienischen Strafrechtlerin Letizia Paoli untersucht seit Jahren die Hintergründe der Dopingskandale. Die Sportmedizin ist mittlerweile als Institut für Bewegungs- und Arbeitsmedizin neu aufgestellt worden. Der Lehrstuhl Sportmedizin ist nicht mehr besetzt worden, seinem letzten Leiter Hans-Hermann Dickhuth hatte die Universität Freiburg die Habilitation wegen wissenschaftlichem Fehlverhalten im Oktober 2013 aberkannt. Von den Dopingpraktiken an seinem Institut will Dickhuth nichts gewusst haben, eine erste Untersuchungskommission hatte dies bestätigt.

Die Beschriftung der Ordner war wenig aussagekräftig

Dass die jetzt gefundenen Aktenordner in früheren Durchsuchungen des Instituts nicht als relevant für die Untersuchungskommission erkannt wurden, begründet die Uniklinik mit der wenig aussagekräftigen Beschriftung der Ordner. Von einer gezielten Verheimlichung der frei zugänglich aufbewahrten Ordner geht derzeit niemand aus. Der Klinikchef Jörg Rüdiger Siewert hat dennoch eine Untersuchung eingeleitet, unterdessen wurden die Akten versiegelt und ins Universitätsarchiv gebracht. Was genau in den Akten enthalten ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Die Universität hat die Schriftstücke von einem Archivar sichten lassen und wird eine Liste an die Kommission weiterleiten, die dann entscheiden soll, in welche Ordner sie Einsicht nehmen will. Damit dürfte sich der eigentlich zum Jahreswechsel anstehende Schlussbericht erneut verzögern.

Schon zuvor waren überraschend Akten zum Thema Doping aufgetaucht. In einem Fall hatte eine Mitarbeiterin Akten bei sich zu Hause gelagert, in einem anderen Fall entdeckte die Staatsanwaltschaft Freiburg verschwunden geglaubte Akten im Keller. Die Untersuchungskommission hat sich noch nicht geäußert. „Die Akten kennen wir noch nicht und mehr Informationen haben wir nicht“, teilte Letizia Paoli mit.