Dank eines Mäzens erhält die Universität einen Hörsaal, der 600 Studenten fasst. Der Heilbronner Unternehmer Otto Rettenmaier stellt drei Millionen Euro für den fast 6,5 Millionen Euro teuren Neubau zur Verfügung.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Bei der Klausur „Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre I“ geraten nicht nur die Studenten ins Schwitzen. Auch für die Organisatoren der größten Prüfung an der Universität Hohenheim, die jedes Jahr im Februar ansteht, ist der Test eine Herausforderung. Mehr als 1000 Studenten aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften und weiterer Studiengänge müssen so platziert werden, dass kein Abschreiben möglich ist. Und man benötigt bei der Klausur nicht weniger als 27 Räume, um Mogeleien zu unterbinden. So offenbart allein dieser Test ein drängendes Raumproblem an der Uni.

 

Uni hat Kapazitätsgrenze längst erreicht

Zwar bieten die beiden größten Hörsäle auf dem Campus – B 1 und B 2 – 500 beziehungsweise 300 Sitzplätze. Doch die Uni hat ihre Kapazitätsgrenze längst überschritten. Denn die Hochschule ist für etwa 5000 Studenten ausgelegt. Heute sind es aber fast 10 000 junge Leute, die dort einen akademischen Abschluss anstreben.

Dank der großzügigen Spende eines langjährigen Mäzens kann die Uni nun aber den seit langem herbeigesehnten zusätzlichen Hörsaal mit 600 Sitzplätzenbauen bauen. Der Unternehmer Otto Rettenmaier steuert drei Millionen Euro für das knapp 6,5 Millionen Euro teure Audimax bei. Am Montag ist bei einem Festakt der Grundstein gelegt worden. Zwei Millionen Euro zahlen das Land Baden-Württemberg und weitere annähernd 1,5 Millionen Euro die Uni selbst. Der Neubau soll im Frühjahr 2016 fertig sein.

Otto Rettenmeier unterstützt Hochschule seit Jahrzehnten

Der 87-jährige Otto Rettenmaier ist seit 1984 Ehrensenator der Hochschule und unterstützt die Uni bereits seit Jahrzehnten: Er spendete Geld für die Sanierung der Vorzeigesäle des Schlosses. Nach der Fertigstellung des neuen Hörsaals soll den Neubau der Schriftzug „Otto-Rettenmaier-Audimax“ zieren. Gestern erhielt der Heilbronner bereits mit der Universitätsmedaille in Gold die höchste Auszeichnung der Hochschule.

Wegen des Andrangs hatte man sich in Hohenheim bisher mit Übertragungen von Vorlesungen in andere Räume und sogar Online-Übertragungen beholfen. Doch sowohl für die Dozenten als auch für die Studenten sind diese Varianten unbefriedigend. Zudem fehlte Platz für große Tagungen und Konferenzen. Denn die Uni ist mittlerweile international vernetzt.

Rektor: Audimax wird neues Herzstück der Uni

Rektor Stephan Dabbert dankte dem Mäzen bei der Grundsteinlegung für die Spende: „Das Audimax wird das neue Herzstück der Uni werden.“ Rettenmaier selbst meinte bescheiden, dass sein finanzieller Beitrag als „Dank an die Wissenschaft“ zu verstehen sei. „Die Firmen profitieren davon, dass Menschen darin arbeiten, die in Hochschulen ausgebildet worden sind.“

Rolf Schumacher, Ministerialdirektor im Landesfinanz- und Wirtschaftsministerium hob hervor, dass das Mäzenatentum im Bildungsbereich in Baden-Württemberg eine lange Tradition aufweise. „Die meisten Spender kommen aus dem mittelständischen Bereich, wollen aber anonym bleiben“, sagte Schumacher. Ohne deren finanzielle Unterstützung würde sich so manche bauliche Investition des Landes im Bildungsbereich verzögern.