Die Uni Hohenheim hat ein großflächiges Wahlplakat ihres ehemaligen Studenten Winfried Kretschmann entfernen lassen. Auf derartige Neutralität pochte die grüne Wissenschaftsministerin.

Stuttgart - Eigentlich ist man an der Uni Hohenheim natürlich stolz drauf, dass es einer ihrer Ehemaligen zum Ministerpräsidenten gebracht hat. Doch Winfried Kretschmann, der dort in den 70er Jahren Biologie und Chemie studiert hatte, posierte im Großformat mitten auf dem Hohenheimer Campus. Allerdings nicht als Hohenheimer Alumnus, sondern als grüner Wahlkämpfer. Aber nur bis Donnerstag. Da ließ die Uni das Plakat entfernen.

 

Als öffentliche Einrichtung sei die Uni dem Neutralitätsgebot unterworfen, sagte deren Sprecher Florian Klebs auf Anfrage. Daran habe das Wissenschaftsministerium – das bekanntlich von Kretschmanns Parteikollegin Theresia Bauer geführt wird – noch per Rundschreiben erinnert. „Das hat man uns sehr deutlich gesagt“, so Klebs. Also habe man nicht lange gefackelt und die Grünen aufgefordert, das Plakat zu entfernen. Doch diese hätten auf eine Genehmigung des Ordnungsamts verwiesen. Diese sei daraufhin allerdings vom Amt zurückgezogen worden.

Ordnungsamt spricht von doppeltem Versehen

Beim Ordnungsamt räumt Uwe Czier, Sachgebietsleiter der Straßenverkehrsbehörde, ein, dass etwas schief gelaufen sei. Die Liste mit den rund 500 Standorten für Großplakate sei ungenau und nicht überprüft worden. Dort sei der Standort „Emil-Wolff-Anlage nahe Fruwirthstraße“ verzeichnet gewesen. „Das Ding steht schon seit mehreren Jahren in der Liste“, sagt Czier. Den Standort gebe es aber nicht mal bei Google. So haben sich die Plakataufsteller offenbar einen ihnen plausibel erscheinenden Ort ausgesucht – an der Fruwirthstraße, aber vor der Denkbar. „Es war ein doppeltes Versehen“, räumt Czier ein.

„Vorkommen wird’s nicht mehr – wir haben den Standort gestrichen“, so der Sachgebietsleiter. „Wir haben von manchen Parteien Anmeldungen mit GPS-Daten“, berichtet Czier. Aber man sei noch nicht dazu gekommen, die Liste zu digitalisieren und diese Daten allesamt einzupflegen. Und zum Teil würden auch bauliche Veränderungen nicht dem Amt weitergemeldet.

Manche Plakatierer haben Schulgelände mitplakatiert

Die Sache mit dem Kretschmann-Plakat sei aber erst der zweite Ausrutscher. Denn auch ein Kretschmann-Großplakat mitten im Degerlocher Wald musste entfernt werden. Aber eigentlich sei klar, dass Landesgelände nicht plakatiert werden dürften – „die sind bei Wahlen tabu“. Doch auch bei den 30 000 Kleinplakaten gebe es klare Vorgaben, wo diese angebracht werden dürfen – und wo nicht. Nämlich weder an Bäumen noch an Ampelmasten und auch nicht an Kreuzungen oder in Fahrbahnen hineinragend. Aber die Parteien arbeiteten mit Ehrenamtlichen – „manche Plakatierer waren so fleißig, dass sie das Schulgelände gleich mitplakatiert haben“, berichtet Czier. So geschehen an der Österfeldschule in Vaihingen. Doch normalerweise genüge ein Anruf, und das Plakat werde beseitigt. „Im Großen und Ganzen halten sich die Parteien ganz gut an die Vorgaben“, lobt Czier.

Das Hohenheimer Kretschmann-Großplakat erhält jetzt einen neuen Standort: nämlich an der Filderhaupt-straße/Ecke Adornostraße – direkt neben der CDU. Damit könne man leben, meint Roland Hintz, Wahlkampfmanager beim Stuttgarter Kreisverband der Grünen. Das Malheur sei allerseits freundlich erledigt worden. Ehrensache, dass die Uni das abgebaute Großplakat ihres Alumnus bis Montag zwischenlagert.