An der Universität Hohenheim geht es beim Personal und bei den Finanzen voran. Der Professorinnenanteil steigt. Doch viele Labors sind marode.

Stuttgart - Noch immer ist der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert stolz auf die Demo mit 3000 Teilnehmern im vergangenen Jahr, an deren Spitze er sich gestellt hatte. Denn Ergebnis der landesweiten Proteste sei ein Hochschulfinanzierungsvertrag, von dem auch Hohenheim profitiere, berichtete der Rektor am Donnerstag Senat und Unirat. Konkret gebe es mehr unbefristete Mitarbeiter sowie einen Ausgleich der Energiekosten in Höhe von 2,49 Millionen Euro, die nun nicht mehr aus dem Budget für Forschung und Lehre herausgeschnitten werden müssten. Und : „Wir wollen die Stellenbesetzungssperre abschaffen“, kündigte Dabbert an.

 

Davon werde vor allem der akademische Mittelbau profitieren – „damit erhöhen wir in erheblichem Umfang die Beschäftigungsrate in den Fakultäten“, erklärte der Rektor. Umgerechnet seien das 1,6 Millionen Euro zusätzlich. Doch auch mit anderen Maßnahmen sollen die Mittelbauer gestärkt werden. „Wir bereiten eine zentrale Graduiertenakademie vor“, so Dabbert. Dort sollen die Doktoranden fakultätsübergreifende Beratung finden, aber auch zusätzliche Qualifizierungsmöglichkeiten. Zudem habe Hohenheim einen Promovierenden-Konvent eingerichtet, um den Doktoranden ein legitimiertes Sprachrohr zu geben – „wir waren damit die Ersten in Baden-Württemberg“, berichtet Dabbert.

In Deutschland die Nummer eins in Agrarwissenschaften

Ganz vorn sieht der Rektor seine Uni auch bei den Agrarwissenschaften: „Wir sind in allen Rankings in Deutschland immer die Nummer eins und weltweit die Nummer sieben.“ Gut aufgestellt sei Hohenheim auch in puncto Bioökonomie, wo die Uni mit 13 von insgesamt 45 Forschungsprojekten im Landesforschungsprogramm und mit fünf Professoren im Lenkungskreis vertreten sei. Doch auch die starke Nachfrage beim neuen Masterstudiengang Bioeconomy, der von allen drei Fakultäten getragen wird, zeige: „Wir haben den Nerv getroffen.“

Sorge bereite ihm der Rückgang bei den Drittmitteln von 32,8 auf 30,1 Millionen Euro, räumte Dabbert ein. Der Grund dafür seien die gekürzten Forschungsförderprogramme des Bundesforschungsministeriums und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Marode Gewächshäuser und Labors

Keinen Rückgang gebe es hingegen bei den Studierenden. „Wir haben weiterhin sehr hohe Bewerberzahlen.“ Doch leider gebe es trotz der erweiterten Bautätigkeit und einem um fast 50 Prozent erhöhten Bauetat des Landes immer noch Raumprobleme. „Unsere Gewächshauslandschaft ist in die Jahre gekommen“, zudem seien viele Labors sanierungsbedürftig, insbesondere im Schloss. Das neue Sammlungsgewächshaus sei ein erster Baustein, auch die wieder eröffnete Zentralbibliothek sei ein positives Signal.

Und nun hoffe man, dass 2016 der Rettenmaier-Hörsaal für Vorlesungen bereit stehe – „das wird eine große Entlastung“, so Dabbert. Als „großen Durchbruch“ bezeichnet der Rektor auch, dass die Trägerschaft der Staatsschule für Gartenbau im September an das Ministerium für ländlichen Raum übergehen werde und somit künftig klar vom Unibetrieb abgegrenzt sei. Der StZ sagte eine Ministeriumssprecherin, die Zusammenarbeit dieser Schule mit der städtischen Landwirtschaftsschule solle aber „weiterlaufen wie bisher“.

Beim Professorinnenanteil aufgeholt

Mit Stolz verkündete Dabbert, dass Hohenheim inzwischen einen Professorinnenanteil von 21,6 Prozent erreicht habe – „es geht voran“. Diese positive Einschätzung teilt auch die Gleichstellungsbeauftragte Ute Mackenstedt. Damit liege Hohenheim über dem durchschnittlichen Anteil im Bund (21,3 Prozent) und im Land (18,7 Prozent). Bei den Neuberufungen liege der Anteil sogar bei 37,5 Prozent, so Mackenstedt. Grund sei auch die aktive Rekrutierung. Zudem müssten die Berufungskommissionen mindestens zu 25 Prozent weiblich besetzt sein. Auch dass im Senat inzwischen alle Statusgruppen auch durch Frauen vertreten seien, freue sie.

Doch das Scherendiagramm zeige, dass eine wissenschaftliche Karriere nach wie vor überwiegend Sache der Männer sei. „In allen Fakultäten promovieren weniger Frauen als Männer“, so Mackenstedt. Und auf den Dauer- und Vollzeitstellen gebe es sehr viel mehr Männer als Frauen. „Man muss sich schon fragen, woran das liegt.“