Nach einem knappen Sieg im Unirat ist der externe Kandidat am internen Senat gescheitert.

Stuttgart - So viel Spannung hat es bei der Wahl eines Rektors selten gegeben. Im Kampf um die Nachfolge für den Rektor der Universität Hohenheim, Hans-Peter Liebig, konnte sich der externe Kandidat Michael Braun im Unirat knapp durchsetzen: Der Präsident der Georg-Simon-Ohm-Hochschule, einer Fachhochschule in Nürnberg mit rund 9000 Studierenden, erhielt dabei "mehr als die erforderlichen sechs zu fünf Stimmen", wie der Uniratsvorsitzende Herwig Brunner am Dienstag verkündete. Damit siegte Braun zwar gegen einen weiteren verbliebenen externen sowie auch gegen den internen Konkurrenten und Hohenheimer Vizerektor Martin Blum. Doch anschließend lehnte der Senat Michael Braun mit 14 Nein- und 10 Jastimmen ab - und ließ somit die Wahl platzen.

Brunner erklärte daraufhin: "Wir werden unverzüglich neu ausschreiben." Ganz überraschend sei das Veto des Senats für ihn jedoch nicht gekommen, räumte der Uniratsvorsitzende anschließend ein: "Nach dem heutigen Ergebnis im Unirat habe ich das befürchtet." Von dem von ihm geleiteten und extern dominierten Gremium habe er jedoch "ein klareres Votum erwartet", sagte Brunner. Hohenheim brauche einen Rektor, der nicht nur Erfahrung in Forschung und Lehre mitbringe, sondern auch Managementfähigkeiten habe. Einen zweiten Flop wolle er jedoch nicht riskieren. "Bei der Neuausschreibung werden wir Wege finden müssen, damit das nicht noch mal passiert." Konkret will man sich nun auch in Hohenheim verstärkt nach Kandidaten umschauen: " Es gibt hier Leute mit Managementpotenzial."

Wahl frühestens im März


In vier bis sechs Wochen solle der Rektorenposten erneut ausgeschrieben werden. Die Wahl werde jedoch frühestens im März stattfinden können, so Brunner: "Ich denke, dass wir Herrn Liebig bitten werden, mindestens noch bis zum Ende des Wintersemesters weiterzumachen." Wie berichtet, wollte der amtierende Rektor aus persönlichen Gründen Ende Januar ausscheiden.

Im Gespräch mit der StZ sagte Liebig: "Klar werde ich dann wohl länger machen müssen." Der Rektor äußerte "massive Kritik an der Vorgehensweise des Unirats" und somit auch am Vorsitzenden Brunner, ohne jedoch Details zu nennen. Der Rektor räumte ein: "Ich bin enttäuscht." Er selbst habe für den internen Kandidaten - seinen Vize - gestimmt, "insbesondere deshalb, weil ich seine Tätigkeit über längere Zeit beurteilen kann". Konsequenterweise habe er deshalb im Senat auch sein Veto gegen den externen Bewerber eingelegt - und damit mit zum Platzen der Wahl beigetragen.

Drohen Nachteile in der Exzellenzinitiative?


"Nach diesem Warnschuss ist zu klären, ob es eine gute Idee ist, nur einen internen Kandidaten ins Rennen zu schicken." Er hoffe jedoch, so Liebig, dass Blum erneut in den Ring steige. Allerdings habe dieser auch Fehler gemacht: "Er hat seinen Heimvorteil nicht genutzt." Zu bescheiden sei Blum aufgetreten. Und er habe es zudem versäumt, gleich seine Prorektoren zu benennen und mit einer kompletten Mannschaft in die Wahl zu gehen. Brunners Befürchtung, dass Hohenheim durch den Wahlflop Nachteile bei der Exzellenzinitiative haben könne, teilt Liebig nicht. Schließlich habe die Uni nur eine Graduiertenschule beantragt. "Wenn eine Doktorandenausbildung vom Rektor abhängt, dann gute Nacht", meinte Liebig. Die geplatzte Wahl sieht er "als Startschuss dafür", dass jetzt intern der Wettbewerb um seine Nachfolge losgehe.

Der Wahlverlierer Martin Blum erklärte der StZ: "Ich werde auf jeden Fall wieder meine Bewerbung losschicken." Er habe "recht viel Zuspruch und gute Wünsche" erfahren. "Das Ergebnis im Senat kann ich auch als Vertrauensbeweis würdigen." Nun sehe er sich verpflichtet, wieder anzutreten. Seinen Heimvorteil habe er aus Fairnessgründen gegenüber den externen Konkurrenten bewusst nicht ausspielen wollen. Auch er hätte sich in dem Verfahren "mehr Öffentlichkeit gewünscht".