Die Uni Hohenheim hat ein neues Sammlungsgewächshaus für über 1000 Pflanzenarten für Forschung und Lehre. Auch externe Besucher können einen Ausflug in die Tropen unternehmen. Allerdings sollten sie vorsichtig sein.

Hohenheim - Tierisch giftig, das Zeug“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Hohenheimer Gärten Helmut Dalitz und zeigt auf die pinken Blüten von Adenium obesum. Eines sollten Besucher, die von nun an regelmäßig die tropischen Pflanzen im neuen Sammlungsgewächshaus der Universität Hohenheim betrachten können, also tunlichst unterlassen: ein botanisches Souvenir mitnehmen.

 

Abgesehen von der toxischen Gefahr, die von manchen der rund 1000 Pflanzenarten ausgeht, würden die meisten der tropischen Gewächse ohnehin nicht lange im heimischen Vorgarten halten, brauchen sie doch ganz spezielle klimatische Verhältnisse. Diese besonderen Klimabedingungen bekommen sie in dem hochtechnologischen Gewächshaus, das jetzt, nach einem Jahr Bauzeit und einem weiteren Jahr für die florale Inneneinrichtung, in erster Linie der Forschung und der Lehre an der Hochschule dient.

Ein weiterer wichtiger Grund für den 1,25-Millionen-Bau ist laut Helmut Dalitz die Erhaltung der Biodiversität: „Wir haben hier Pflanzen, die möglicherweise im Freiland unter Druck geraten. Es geht um die genetische Vielfalt von übermorgen.“

Tropische Vielfalt

Dabei ist vielfältig sicherlich das Adjektiv, mit dem sich die 600 von Glas umschlossenen Quadratmeter am besten charakterisieren lassen. Von zartrosa bis schwarz-grün, von fleischig bis stachelig, von winzig bis deckenhoch: An Farben, Formen und Strukturen findet sich unter den vier spitzen Glasdächern wohl so ziemlich alles, was tropische Gefilde an Bewuchs hergeben.

Rund 200 Vertreter der Begonie sind darunter, etwa die Begonia imperialis mit dem eher weniger exotischen Namen „Gruß aus Erfurt“. Wem ob ihres Anblicks bei dem Ausflug in die Tropen gar zu mitteleuropäisch zumute wird, sollte kurz die Augen schließen: Der Sprühnebel, der regelmäßig auf Pflanzen und Besucher niedergeht, lässt die angezeigten 25 Grad Raumtemperatur auf gefühlte 35 steigen.

„Wir haben in diesem Haus den Versuch gestartet, den tropischen Regenwald nachzubauen“, sagt Dalitz. Er ist seit zehn Jahren an der Universität tätig und seit 2011 für die Hohenheimer Gärten zuständig. Doch die Tropen kennt er nicht nur aus dem Gewächshaus: Wegen eines Projekts für Baumwachstum war er in den Wäldern Ostafrikas und Südamerikas unterwegs. Um die Pflanzen in den Hohenheimer Tropen kümmern sich aber vor allem zwei Gärtnerinnen, deren Wissenstand, so Dalitz, „unendlich viel größer ist als der der Wissenschaftler“.

Vorsicht: Fleischfresser

Führungen für die sonntäglichen Besucher wird es vorerst nicht geben. Das ist zum einen dem dafür notwendigen Zeit- und Personalaufwand geschuldet. Zum anderen ist das Gewächshaus laut Dalitz eben nicht originär als Schaugewächshaus gedacht. Dass jetzt Uni-Externen Einblick gewährt wird, liege aber nicht an dem Eintrittsgeld: „Das ist ein Nullsummenspiel“, sagt Dalitz. Es gehe um Wissensvermittlung.

Und ein bisschen geht es auch ums Fressen und gefressen werden. Denn während sich die Besucher ansehen, wie Pfefferpflanzen, riesige Bananenblüten, Kokospalmen und Reis vor dem Verpacktwerden aussehen, verputzt vielleicht gerade eine der fleischfressenden Pflanzen eine Fliege. Wirklich gefährlich ist ein Ausflug ins Sammlungsgewächshaus also nur für Insekten.

Öffnungszeiten

Das Sammlungsgewächshaus an der August-von-Hartmann-Straße ist vom 12. Juli an jeden Sonntag zwischen 12.30 und 15.30 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt kostet drei Euro, ermäßigt einen Euro.