Bei der Vorstellung der Entwicklung bis 2030 ist im Vaihinger Bezirksbeirat aber auch Kritik laut geworden, weil die Auswirkungen auf den Verkehr nicht klar seien.

Vaihingen - Zu sagen, die verschiedenen Forschungseinrichtungen hätten Großes auf dem Vaihinger Campus vor, wäre wohl eine glatte Untertreibung. Stattdessen soll das Gelände rund um den Pfaffenwaldring so sehr nachverdichtet werden, wie es nur eben geht.

 

Um 44 Prozent wird der Flächenbedarf in den nächsten Jahren laut einer Prognose steigen, von aktuell 244 000 Quadratmeter auf dann insgesamt 370 000 Quadratmeter. Der Grund dafür ist, dass für die Forschung im naturwissenschaftlichen Bereich viele Maschinen, Roboter und Laser benötigt werden, die in Hallen untergebracht werden müssen. Ein Mehr an Menschen bedeute dieser Zuwachs aber nicht. „Forschung braucht Flächen“, sagte der Unirektor Wolfram Ressel am Dienstag in der Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats. Er war gekommen, um den Lokalpolitikern die Entwicklung bis 2030 vorzustellen.

Nach 17 Uhr ist das Gebiet tot

Und die waren erstaunt, nicht nur ob der Größenordnung, um die es ging, sondern auch, weil sich der Campus gegenüber Vaihingen öffnen will. „Wir müssen einen modernen und lebhaften Campus schaffen“, sagte Ressel. „Nach 17 Uhr ist das Gebiet tot, daran wollen wir etwas ändern. Wir wollen, dass die Stadtbevölkerung durch den Campus geht.“ Ein großes Ziel sei es, „die Stadt und die Universität zusammenzubringen“.

Gleichwohl verfolgt die Universität natürlich vor allem die Lösung eigener Probleme, die paradoxerweise auch in ihrem Erfolg begründet sind. Keine Uni in Deutschland ist so erfolgreich im Werben von Drittmitteln für die Forschung als die Stuttgarter. Jeder Professor warb 2013 im Schnitt eine Dreiviertelmillion Euro, während der Schnitt sonst bei einer Viertelmillion lag, sagte Ressel. Um weiter so erfolgreich zu sein, müsse man bauen.

Damit die Forschungseinrichtungen nicht wie eine Krake um sich greifen, hat Franz Pesch vom universitätseigenen Städtebau-Institut einen Masterplan entworfen. Die Frage, die er sich dabei stellte: „Was will jemand, der in Harvard oder Cambridge studiert, in Stuttgart vorfinden? Das beschäftigt uns sehr.“ Als Lösung soll das Unigelände einerseits in großem Umfang nachverdichtet werden. Die vielen Grünflächen und großflächigen Parkplätze sollen Gebäuden weichen. Doch sollen diese dann auch gleich verschiedene Plätze formen und das Wirrwarr an Wegen durch klare Achsen ersetzen.

Lokalpolitiker kritisieren fehlendes Verkehrskonzept

„Wir wollen eine echte Mitte“, sagte Pesch. „Uns ist aber genauso wichtig, dass es daneben noch Subzentren gibt, wo man einen Kaffee trinken kann.“ Weitere Worte, die durchaus auch aus einem PR-Heft für Architektur stammen könnten, sind Boulevard, Promenade, Campus-Hain oder Campus-Garten. Herzstück der Idee ist aber, die Erdgeschosse lebendig zu gestalten. Das muss nicht immer mit Cafés geschehen, von denen sowieso nicht endlos viele gebaut werden können. Es geht auch darum, die Bibliotheken oder die Arbeitsplätze der Studenten ebenerdig anzusiedeln, zum Beispiel versehen mit einer großen Glasfront. Dementsprechend offen und einladend sollen dann auch die Vorflächen gestaltet werden.

Die Lokalpolitiker lobten, dass sich die Uni der Vaihinger Bevölkerung öffnen will. So regten sie zum Beispiel an, einen Biergarten zu planen oder über ein Studium Generale speziell die Bürger in Vaihingen anzulocken. „Die Vernetzung ist ein gutes Thema“, sagte der Rektor Ressel. Er ergänzte: „Vielleicht sollten wir uns mal in einer kleinen Gruppe zusammensetzen. Da bekommen wir bestimmt was hin.“ Gleichwohl schlug ihm aber auch Kritik entgegen. Zwar sei es grundsätzlich besser, nachzuverdichten, statt irgendwo anders neu zu bauen. Aber „wir erleben schon wieder, dass die Gebäudeplanung weiter ist als die Verkehrsplanung“, sagte Karsten Eichstädt von der CDU. „Wir ersticken irgendwann im Verkehrschaos“, sagte Eyüp Ölcer von den Freien Wählern. „Beim fehlenden Verkehrskonzept kann ich mich nur anschließen“, sagte auch Klaus Spießke von den Grünen.