Unicef kürt eine sozialkritische Aufnahme aus Ghana zum besten Foto des Jahres. Der Gewinner studiert Fotografie in Hannover.

Stuttgart - Auf einer Müllhalde hält ein Junge im Barcelona-Fußballtrikot die Reste eines Fernsehbildschirms in die Höhe: Mit dieser Aufnahme aus der Giftmüllhalde Agbogbloshie in der Nähe der ghanaischen Hauptstadt Accra hat der Deutsche Kai Löffelbein den internationalen Unicef-Wettbewerb "Foto des Jahres" gewonnen. Das Bild zeige "die Schattenseite des technologischen Fortschritts", nämlich wie Elektroabfall eine Bedrohung für das Leben von Kindern auf anderen Kontinenten werden könne, sagte die Unicef-Schirmherrin Bettina Wulff am Dienstag bei der Preisverleihung in Berlin. "Der Fotowettbewerb öffnet uns die Augen, wie stark Kinder unter unerträglichen und für uns unvorstellbaren Bedingungen sein müssen", sagte die Frau des Bundespräsidenten. Das Foto des Jahres appelliere an das eigene Verantwortungsbewusstsein.

 

Der 30-jährige Kai Löffelbein ist Student der Fotografie an der Hochschule Hannover und zwölfter Preisträger des seit dem Jahr 2000 international ausgeschriebenen Wettbewerbs. Damit sollen Fotoarbeiten gewürdigt werden, die Kinder und ihre Lebensumstände auf herausragende Weise dokumentieren. In diesem Jahr hatten 119 von Experten nominierte Fotografen aus 32 Ländern 1228 Bilder eingereicht. Der Sieger des Wettbewerbs erhält als Preis eine Kamera sowie einen Fotoreportageauftrag für das Magazin "Geo". Er hoffe, dass sein Bild die Menschen zum Nachdenken über ihr eigenes Handeln anrege, sagte Kai Löffelbein.

"Es ist unser Müll, der da hingeschüttet wird"

Der Vorsitzende der Jury, Klaus Honnef, übte derweil Kritik unter anderem an der Bundesrepublik: "Dieses Bild weist auf uns zurück. Es ist unser Müll, der da hingeschüttet wird", sagte er. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden allein aus Deutschland jährlich etwa 100.000 Tonnen Elektromüll nach Afrika verschifft.

Der zweite Preisträger, der Spanier JM Lopez, dokumentiert die Auswirkungen der Unterernährung im Osten Guatemalas für die Zukunft dieser und der kommenden Generation. Auf seinem Schwarz-Weiß-Bild ist ein sechseinhalb Jahre altes Mädchen zu sehen, das nur neun Kilogramm wiegt. Für ihre Arbeit in Nigeria wurde die Amerikanerin Mary F. Calvert mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Sie zeigt Kinder in Nigeria, die gegen Kinderlähmung geimpft werden. Die Abwehrhaltung gegenüber Polio-Impfungen in dem nigerianischen Bundesstaat Kano hatte zu einer Epidemie geführt, die auch in anderen Ländern viele Opfer forderte.