Das Unified 89er Team aus Zuffenhausen hat bei den Special Olympics in Los Angeles Bronze geholt. Am Dienstag ist die Mannschaft zusammen mit ihrer Betreuerin Doris Kretzschmar, eine der Stuttgarterinnen des Jahres 2015, überglücklich nach Deutschland zurückgekehrt.

Stuttgart - Was haben die zehn Basketballer und ihre drei Betreuer am Ende beim Spiel gegen Österreich gezittert. „Der Spielverlauf war nichts für schwache Nerven“, erzählt die sportliche Leiterin des Treffpunks 89er in Zuffenhausen, Doris Kretzschmar. 53 Sekunden vor Spielende war Gleichstand, erst beim Freiwurfduell konnten sich die Basketballer aus Zuffenhausen mit 22:18 gegen die Österreicher durchsetzen. „Mit ein paar Punkten mehr wäre sogar Gold möglich gewesen“, so Kretzschmar. Trotzdem freuen sich die Stuttgarter, die als „Unified Basketball Team Germany“ angetreten sind, riesig über die Bronzemedaille bei den Special Olympics ins Los Angeles, den Weltspielen für geistig behinderte Menschen und Menschen mit Mehrfachbehinderung.

 

Dass die Mannschaft aus Zuffenhausen am 21. Juli überhaupt nach Los Angeles reisen konnte, ist zum größten Teil Doris Kretzschmars Verdienst. Sie ist in der Behindertenhilfe der Caritas für den Sportbereich zuständig – und hat zugleich mit viel ehrenamtlichem Engagement das Inklusionsprojekt in Zuffenhausen vorangetrieben. Dafür ist sie im März von der Stuttgarter Versicherungsgruppe und der Stuttgarter Zeitung zur Stuttgarterin des Jahres ausgezeichnet worden.

Für einige Sportler war es die erste Flugreise

Im Unified 89er Team, das beim TV 89 Zuffenhausen angesiedelt ist, spielen Menschen mit Handicap, sogenannte Athleten, zusammen mit nicht behinderten Sportlern, den Partnern. „Wir haben auch deshalb den Zuschlag für L.A. bekommen, weil wir gut in den Verein integriert sind“, so Kretzschmar vor der Abreise. Monatelang hatten sie und zwei weitere Betreuer die Reise nach Los Angeles vorbereitet. Für so einige war dies der erste Aufenthalt in den USA, für manche sogar die erste Flugreise.

Was die Stuttgarter Sportler dort erlebt haben, werden sie so schnell nicht vergessen: Die Präsidentengattin Michelle Obama eröffnete die Special Olympics 2015 im LA Coliseum, in das 90 000 Zuschauer geströmt waren. Auch das musikalische Programm war spektakulär: Auf der Bühne standen beispielsweise Stevie Wonder und Avril Lavigne. „Wir waren immer begleitet von jubelnden Fans, von von Fotografen und Presseleuten“, erzählt Doris Kretzschmar. Das alles zu verkraften und auch noch sportlich erfolgreich zu sein, sei eine Herausforderung gewesen. „Das war eine wahnsinnige, verrückte Geschichte“, sagte sie am Dienstag nach der Ankunft in Stuttgart.

Zum Programm in L.A. gehörten auch ein Botschaftsempfang, Welcome-Partys, Kurztrips nach Hollywood und Long Beach. Beeindruckt haben die Spieler die Begegnungen mit unterschiedlichen Kulturen, so Kretzschmar. Die unterschiedliche Sprache sei dabei kein Handicap gewesen – man habe sich in Englisch, mit Händen und Füßen und natürlich über den Sport verständigt.

Nach den acht Vorrundenspielen war das Team Germany in die sogenannte Medal Round eingruppiert worden, zu der Gruppe gehörten auch Namibia, Österreich, Kasachstan und Zypern. Gegen Zypern hat die Mannschaft aus Zuffenhausen verloren, gegen die anderen Teams gewonnen. Bei der Begegnung Deutschland gegen Kasachstan sei es leider nicht immer fair zugegangen, so Kretzschmar. Spieler aus Kasachstan seien verwarnt worden. „Doch die Stuttgarter ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und spielten fair“, freut sich die Sozialpädagogin. Am Ende siegten sie mit 24:20. Das Team Deutschland aus Zuffenhausen wollte als Inklusionsbotschafter auf keinen Fall Schwächen zeigen.

Stuttgarterin des Jahres

Wettbewerb
An den Special Olympic World Games, die 1968 ins Leben gerufen wurde, nahmen diesmal 6500 Athleten aus 165 Staaten teil. Allein bei den Basketballern traten 31 Mannschaften aus der ganzen Welt gegeneinander an, zuerst in einer Qualifizierungsphase, dann in Gruppenspielen. Eine davon war das Unified Team „Treffpunkt 89er“.

Betreuerin
Doris Kretzschmar (52) ist bei jedem Training ihres Teams in der Talwiesenhalle in Zuffenhausen dabei.

Stuttgarter des Jahres
Im März wurde Doris Kretzschmar für ihre Inklusionsleistung mit neun anderen Gewinnern der Ehrenamtspreis Stuttgarter des Jahres verliehen, ausgerichtet von der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Versicherung. Das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro hat sie ihrem Team zur Verfügung gestellt. Der Preis wird auch 2016 wieder vergeben. Anfang Oktober beginnt die Vorschlagsfrist, die Ende November endet. Anschließend tagt die Jury und die Preisverleihung wird im März 2016 sein.