Im vergangenen Herbst war die Uniklinik Mannheim wegen Hygienemängeln in die Schlagzeilen geraten. Jetzt  gibt es offenbar einen neuen Fall.

Mannheim - Ein halbes Jahr nach dem Hygieneskandal hat es am Universitätsklinikum Mannheim wahrscheinlich erneut Probleme bei der Reinigung von OP-Besteck gegeben. Nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurden bei einer Kontrolle vor wenigen Tagen Mängel entdeckt. Im Herbst 2014 war bekannt geworden, dass in dem Krankenhaus mit mehreren tausend Mitarbeitern immer wieder verunreinigte OP-Instrumente zum Einsatz gekommen waren.

 

Das Klinikum erklärte nach der neuerlichen Kritik, es habe keine Verunreinigungen gegeben. Dennoch will die Einrichtung die Schulung von Mitarbeitern verbessern.

Bei der aktuellen Kontrolle habe die Säuberung und Aufbereitung des OP-Bestecks „nicht in allen Fällen den Richtlinien und Vorgaben entsprochen“, sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums als Aufsichtsbehörde am Dienstag. So hätten Hohlraumgeräte wie Fasszangen vollständig zerlegt werden müssen, um von der Reinigungsflüssigkeit komplett umspült zu werden. Dies sei jedoch nicht in allen Fällen passiert.

Alle OP-Siebe zurückgerufen?

Eine Kliniksprecherin sagte, bei der Begehung sei lediglich festgestellt worden, dass in einem Reinigungssieb Fasszangen lagen, die noch geschlossen waren. Allerdings habe sich dieses Sieb erst in der Vorbereitung für die Reinigung befunden. Der Mitarbeiter sei mit seiner Arbeit noch nicht fertig gewesen. Um jede nur mögliche Gefährdung von Patienten ausschließen zu können, habe das interne Qualitätsmanagement des Klinikums vorsorglich alle OP-Siebe zurückgerufen und erneut aufbereitet.

Der „Mannheimer Morgen“ hatte am Montag getwittert, Operationstücher hätten Fussel in Siebe abgegeben, in denen OP-Besteck transportiert und in die es nach der Sterilisation wieder hineinsortiert wird. „Spiegel Online“ hatte unter anderem von Flusen in Instrumentenkästen und beschädigten neuen Instrumenten im Sterilisationsbereich berichtet. Das Klinikum Mannheim wies die Berichte entschieden zurück.

Dem Regierungspräsidium zufolge wurden die aktuellen Beanstandungen schriftlich zusammengefasst und an den privaten Dienstleister weitergeleitet, der mit der Reinigung des OP-Bestecks betreut ist. Nach Angaben der Kliniksprecherin wird nun ein zusätzlicher Schichtleiter eingesetzt, der die Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz schulen und auf Probleme hinweisen soll. Zudem seien die Verfahren zur Aufbereitung der Instrumente weiter optimiert worden. Wegen der zahlreichen Neuerungen in dem Bereich bestehe noch ein Bedarf an fortlaufender Schulung. Zudem müsse das Zusammenspiel geübt werden, damit die Handgriffe in Fleisch und Blut übergingen.

80 Prozent des OP-Bestecks seien ausgetauscht worden

Die Stadt Mannheim sieht das Klinikum trotz des jüngsten Vorfalls auf einem guten Weg. Es habe sich gezeigt, dass die internen Kontrollmaßnahmen funktioniert hätten, sagte ein Sprecher. Die Klinik habe wegen der Beanstandungen eigenständig ihr OP-Programm heruntergefahren. In den vergangenen Monaten sei die gesamte Sterilgutversorgung neu aufgestellt worden, 80 Prozent des OP-Bestecks seien ausgetauscht worden. Wenn es noch Anlaufschwierigkeiten gebe, würden diese sicherlich bald behoben, hieß es.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter (SPD) auf, die Aufklärung der Vorgänge in Mannheim zur Chefsache zu machen. Der Aufsichtsrat des Klinikums greife nicht durch, und die Strafverfolgungsbehörden benötigten viel zu viel Zeit zur Aufklärung. Daher müsse sich die Politik einschalten. „Die Patienten wollen Sicherheit haben. So kann es nicht weitergehen“, betonte Brysch.

Das Klinikum war im Herbst wegen Hygieneproblemen wie dem Aufbereiten von Sterilgut in die Schlagzeilen geraten. Die Zahl der Operationen wurde zurückgefahren. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft.