Operationsbesteck soll gezielt verunreinigt worden sein, berichten Mitarbeiter der Klinik. Wer verteilte frisches Blut auf bereits gereinigte Instrumente?

Mannheim - Die Vorwürfe im Zusammenhang mit Hygienemängeln am Mannheimer Uniklinikum werden immer undurchschaubarer. Nach der Strafanzeige eines Heidelberger Arztes ermittelt die Staatsanwaltschaft seit dieser Woche nicht nur wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Medizinproduktgesetz, sondern auch wegen fahrlässiger Körperverletzung.

 

Darüber hinaus berichtete der „Mannheimer Morgen“ am Mittwoch unter Berufung auf ungenannte Mitarbeiter des Hauses, in der Klinik seien Schutzhüllen von sterilisierten OP-Sieben mit einer Nadel durchstochen worden, um Instrumente gezielt zu verunreinigen. Durch die Löcher hätten Keime in die Verpackungen gelangen können. Zudem seien auf gereinigtem und sterilisiertem OP-Besteck Spuren von frischem Blut entdeckt worden. „Deshalb spricht alles dafür, dass hier gezielt sabotiert wurde“, zitierte das Blatt einen anonymen Krankenhausmitarbeiter.

Unklar ist bisher aber, wann und wo genau sich diese Vorkommnisse ereignet haben sollen – und ob die schweren Vorwürfe tatsächlich zutreffen. Seitens des Klinikums hieß es, man kenne die Sabotagevorwürfe nicht und nehme an, dass es sich nur um Gerüchte handle; diese wolle man nicht kommentieren.

Die Staatsanwaltschaft habe bisher keine Anhaltspunkte für gezielte Verunreinigungen, sagte deren Sprecher auf Anfrage; dort habe man keine entsprechenden Hinweise bekommen. Man werde die anonymen Vorwürfe im Rahmen des gesamten Ermittlungsverfahrens näher prüfen. Auch das Regierungspräsidium Karlsruhe, aufgrund dessen Kontrollen die Hygieneprobleme am Mannheimer Klinikum publik geworden sind, teilte mit, der Aufsichtsbehörde sei von den beschriebenen gezielten Verunreinigungen nichts bekannt.

Anonyme Anzeige führt zu Durchsuchung

Die Inspektoren des Präsidiums hatten die Aufbereitung von medizinischen Instrumenten in Mannheim Anfang Oktober aufgrund einer anonymen Anzeige kontrolliert; dabei haben sie unter anderem beanstandet, dass viele Reinigungsgeräte nicht vorschriftsmäßig überprüft worden waren und etliche verantwortliche Mitarbeiter in den Sterilisationsabteilungen nicht ausreichend qualifiziert sind. Außerdem rügten sie bauliche Mängel.

Der bisherige Geschäftsführer des Klinikums, Alfred Dänzer, war angesichts der Missstände vorige Woche zurückgetreten. Der OB und Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums Peter Kurz (SPD) hatte anschließend versichert, dem Aufsichtsgremium sei bis zu den behördlichen Kontrollen nicht bekannt gewesen, dass der Hygienebereich des Klinikums ein Problemfeld darstelle. Aufgrund der Mängel, die Mittwochnachmittag auch Thema einer Betriebsversammlung waren, kann das Uniklinikum derzeit nur einen Bruchteil der eigentlich nötigen Operationen durchführen.