Immer jüngere Abiturienten, immer mehr Studienfächer: der Beratungsbedarf wächst. Eine Broschüre der Unis Stuttgart und Hohenheim und der Arbeitsagentur gibt nützliche Tipps.

Stuttgart - Wir haben schon Neuntklässler, die gezielt bei unserer Beratung anfragen“, sagt Susanne Kühn. Doch damit meint die Berufsberaterin der Arbeitsagentur Stuttgart eher die Ausnahmen. „Viele Schüler wollen sich schon vor ihrer Kursstufe orientieren“, berichtet Katja von Berg von der Zentralen Studienberatung der Uni Stuttgart. Sie ergänzt: „Andere stehen am 15. Juli da und sagen: ‚Sagen Sie mir, was ich studieren soll’ – das ist unsere typische Klientel.“ Auch in diesem Jahr haben die Unis Stuttgart und Hohenheim gemeinsam mit der Arbeitsagentur eine Broschüre herausgegeben, die Orientierung im Dschungel der Studienfächer geben soll.

 

Unter dem Titel „Abi – und dann!“ erfahren Studieninteressierte in übersichtlicher Gliederung, wie, wo und wann sie sich am besten orientieren und informieren können, wie das mit der Bewerbung läuft, wie sie die Zeit bis zum Studium sinnvoll überbrücken und wo sie sich persönlich beraten lassen können. 11 000 Broschüren seien gedruckt und an Schulen verteilt worden. „Wir haben dieses Jahr die Auflage erhöht, weil letztes Jahr die Broschüren ausgegangen sind“, erzählt von Berg. Anders als angenommen sei bei Infos nicht nur das Internet gefragt.

Informationsbedarf steigt, Eltern kommen mit

„Wir merken: das Infomanagement wird immer wichtiger – eine Art roter Faden“, berichtet die Studienberaterin. Bei mehr als 1500 grundständigen Studiengänge allein in Baden-Württemberg sei dies kein Wunder, sagt Andrea Mayer-Grenu, Sprecherin der Uni Stuttgart. Allein hier habe man im vergangenen Jahr 2800 Einzelberatungen, tausend Gruppenberatungen und rund 25 000 Beratungen per Telefon oder E-Mail durchgeführt. Den steigenden Informationsbedarf führt Mayer-Grenu auch darauf zurück, dass immer mehr Abiturienten noch nicht volljährig seien. „Die Frage der Berufsentscheidung wird auch am Küchentisch geführt.“ Kühn bestätigt: „Viele Schüler wollen ihre Eltern zur Beratung mitbringen.“ Katja von Berg berichtet von einem weiteren Trend: „Immer mehr Leute nehmen eine Auszeit vom organisierten Lernen.“ Sei es ein Auslandsaufenthalt, ein soziales Jahr – meist profitierten die jungen Menschen davon, sich woanders auszuprobieren. „Oft kommen sie mit ganz neuen Gedanken zurück.“

Doch auch noch während der Schulzeit werden zahlreiche Veranstaltungen angeboten, die Schülern bei der Orientierung helfen. Seien es der Girl’s Day, das Projekt „Probiert die Uni aus“ oder ein Schnupperstudium. Auch der Studientag, an dem die Hochschulen Oberstufenschülern ihr Studienangebot vorstellen, kann zur besseren Entscheidungsfindung beitragen. Begabte Schüler können sogar ein Frühstudium samt Prüfung absolvieren – parallel zur Schule. Aber das ist eher die Ausnahme.

Auch Angebote für „sehr Unentschlossene“

Ein neues Angebot für „sehr Unentschlossene“ hat die Uni Hohenheim eingerichtet: Infonachmittage samt Campusführung und Vorlesungsbesuch. Auch die Uni Stuttgart hat für solche Fälle einige Tipps auf Lager. Die Arbeitsagentur veranstaltet ein zweitägiges Seminar zur Orientierung. Es sei kostenlos und „sehr effektiv“, sagt Kühn. Man müsse sich allerdings die Zeit dafür nehmen. Jungen Leuten, die an der Dualen Hochschule studieren wollen, biete man einen besonderen Service: „Wir üben Vorstellungsgespräche mit denen.“

Auch persönliche Beratungstermine können vereinbart werden – die Wartezeit dafür sei bei geisteswissenschaftlichen Fächern ein bis zwei Wochen, in technischen Fächern eine Woche, so Berg. Es gebe auch eine offene Sprechstunde: „Die, die da sind, werden auf jeden Fall bedient.“

Am kommenden Wochenende können sich Interessierte auch bei der Horizon-Messe in der Schleyerhalle Anregungen holen, am 1. und 2. Februar von 10 bis 16 Uhr, der Eintritt ist frei.