Der Hohenheimer Universitätschef Hans-Peter Liebig wollte noch länger amtieren. Doch nun verzichtet er aus privaten Gründen.

Stuttgart - Hans-Peter Liebig will bereits Ende Januar 2011 sein Amt als Rektor der Uni Hohenheim aufgeben. Dann ist er 66 Jahre alt. Die Gründe für seinen vorzeitigen Rückzug aus dem Hochschulmanagement seien "ganz privat", betont Liebig. Seine Frau sei schwer erkrankt. Deshalb wolle er die Option, bis 2013 als Rektor zu amtieren, nicht nutzen. Nun soll so schnell wie möglich ein Nachfolger gefunden werden. Liebig hofft, dass die Wahl durch den Unirat bereits im frühen Herbst erfolgen kann. Denn ihm sei "ein guter Übergang" wichtig, betont der Rektor, der erst vor zwei Jahren für eine zweite Amtszeit bestätigt worden ist."Ich bin gern Rektor", sagt Hans-Peter Liebig, und man glaubt es ihm. "Auch der Zoff gehört dazu, und ich glaube, ich kann damit umgehen", ergänzt er. "Aber für die Universitätsleitung muss man hundertprozentig zur Verfügung stehen - der Uniladen muss weiterlaufen."

Offene Baustellen gibt es in Hohenheim genug. Und Zoff auch. So hat sich Liebig vorgenommen, die Fakultät Wirtschaftswissenschaften zu befrieden. Keine einfache Angelegenheit, nachdem das komplette Dekanat wegen eines Richtungsstreits um die Struktur und das Profil der Fakultät und der Institute zurückgetreten ist. Auch um ein Berufungsverfahren ist bei den Wirtschaftswissenschaftlern Streit entbrannt.

Doch auch der doppelte Abiturjahrgang 2012 stelle Hohenheim vor Probleme. "Wir werden uns auf die dritte Tranche des Ausbauprogramms bewerben", kündigt Liebig an. Doch es müsse auch die Frage gelöst werden, wie in Hohenheim denn die damit verbundenen 50 bis 200 Studienanfänger mehr pro Jahr untergebracht werden sollen. "Die Hörsäle sind voll." Und weitere Räume anzumieten sei nicht nur kostspielig, sondern die Räume müssten auch erst einmal gefunden werden. Dafür habe man sogar die Kinosäle des Cinemaxx in Möhringen sowie eine Kirche und sogar die neue Messe in Betracht gezogen, doch letztere könne keine kontinuierliche Nutzung von Räumen zusagen.

Lösung im großen Konsens


Sorgen bereitet Liebig auch die Frage, wo denn die Gastwissenschaftler aus Entwicklungsländern künftig untergebracht werden sollen, nachdem das Rektorat beschlossen hatte, dass künftig Markus Voeth mit seinem Marketing-Lehrstuhl aufgrund seiner erfolgreichen Bleibeverhandlungen die zwölf Wohnungen des Gästehauses im Internationalen Begegnungszentrum für seine eigenen Zwecke nutzen dürfe - und die Räume offenbar bereits belegt. Was der Fakultät Agrarwissenschaften gewaltig stinkt. Auch der Unirat hatte das Rektorat aufgefordert, für die Gäste eine Unterbringung in Uninähe sicherzustellen. Liebig könnte sich vorstellen, dass die ausländischen Gäste die Studentenwohnheime während der Leerstände in den Sommermonaten nutzen könnten.

Zudem müsse, so Liebig, im Senat und im Unirat geklärt werden, ob die Uni für die Gäste Privatwohnungen auf den Fildern anmiete. Genau dies hatte auch die Alexander-von-Humboldt-Stiftung die Uni bereits gefragt, jedoch bereits im vergangenen Spätherbst von Unikanzler Alfred Funk zur Antwort erhalten, "dass uns dies aus finanziellen Gründen bedauerlicherweise derzeit nicht möglich sein wird".

Man darf also gespannt sein, wie Liebig die von ihm avisierte "Lösung im großen Konsens" herbeiführen wird, "wo die Lasten gerecht verteilt werden". Weitere Baustellen, die Liebig noch vor seinem Weggang beackern will, sind die maroden und auf dem ganzen Campus verteilten Gewächshäuser, für die erst ein neues Konzept entwickelt werden müsse, bevor Unibauamt und Finanzministerium eine Modernisierung in Angriff nehmen. Auch die Versuchsstationen sollen neu organisiert - und eingeschränkt werden. Liebig hat also noch genügend zu tun.

Nur den neuen Struktur- und Entwicklungsplan, den will der Rektor seinem Nachfolger überlassen. Noch im März soll eine Findungskommission gebildet und dann der Posten ausgeschrieben werden.