Der Countdown läuft: Die Universitäten bereiten sich auf den doppelten Abi-Jahrgang vor. Erstes Fazit: Studieren wird anstrengender.    

Konstanz - Die Universitäten in Baden-Württemberg sind jetzt schon gut gefüllt - im Herbst drohen sie aus allen Nähten zu platzen. Dann kommt der doppelte Abitur-Jahrgang. Allein in Konstanz werden rund 2000 bis 2500 neue Studenten erwartet. Gebaut wurde die Uni einst für 4000 Studenten. Derzeit lernen dort 10.600 junge Menschen, in den Jahren 2013/2014 sollen es 12.500 sein. Eine spezielle Arbeitsgruppe kümmert sich darum, die Uni auf den erwarteten Ansturm vorzubereiten, berichtet Professor Carsten Eulitz.

 

In der „Arbeitsgruppe 2012“ sind alle Betroffenen vertreten: von den Studierendenvertretern bis zum Gebäude-Management. Gemeinsam schmieden sie Pläne, wie das erwartete Plus von 20 Prozent an Studierenden aufgenommen werden kann. Verlängerung der Vorlesungszeit bis 22 Uhr, Uni am Samstag und in den Semesterferien, Anmietung von Räumen der Stadt - alles wird diskutiert.

Derzeit ist die Pausenverkürzung bei den Studierenden die beliebteste Variante, sagt Patrick Stoll, studentischer Vertreter im Senat der Uni. Das führe aber unweigerlich dazu, dass das Studium anstrengender werde. Denn bei einer Pausenzeit von 15 Minuten zwischen zwei Vorlesungen und teilweise vier Vorlesungen am Stück „ist es schwierig die Konzentration aufrecht zu erhalten“.

Probleme auf dem Wohnungsmarkt

Die geplante Verkürzung der Pausenzeiten wirkt sich auch auf den Nahverkehr aus. „Dadurch wurde eine Abstimmung auf die Busfahrpläne nötig“, erklärt Eulitz. Zudem entstehen Schwierigkeiten im Haus: Mehr Studenten wollen gleichzeitig essen. „Wir benötigen mehr Plätze für die Essensausgabe.“ Mit verlängerten Ausgabezeiten und einer zusätzlichen Pasta-Theke soll Abhilfe geschaffen werden.

Zudem hat die „Arbeitsgruppe 2012“ den gesamten Raumbelegungsplan für die Uni überarbeitet. Einige Räume wurden baulich so verändert, dass sie für den Unterricht taugen. Umfangreichere Baumaßnahmen aber seien ökonomisch nicht sinnvoll, sagt Eulitz. Schließlich müsse man ja auch an die Zeit nach dem Doppeljahrgang denken. Drei bis vier Jahre würden die Belastungen des Doppeljahrgangs anhalten. Danach werde es wieder ruhiger und weniger gedrängt.

Probleme zeichnen sich auch auf dem Wohnungsmarkt ab: „Insgesamt werden wir eine Wohnsituation haben, die nicht voll befriedigend ist“, räumt Eulitz ein. Student Stoll spitzt zu: „Viele Erstsemester müssen sich darauf einstellen, zum Beginn in Turnhallen oder in teuren Ferienwohnungen zu wohnen - wie es schon 2011 der Fall war.“ Der Ansturm der Studenten werde zu Engpässen führen.

Weitere Schwierigkeiten im Studiumsverlauf

Um Wohnungen zu finden, müssen die Erstsemester möglicherweise auch im benachbarten Kreuzlingen in der Schweiz suchen. Das Einzugsgebiet werde größer, weitere Wege zu Uni müssten in Kauf genommen werden. Eulitz hofft noch auf ein Studententicket für Busse und Bahnen, das auch in der Region und nicht nur im Stadtgebiet gilt.

Wenn man dann an den Verlauf des Studiums denkt, tun sich weitere Klippen auf. Schließlich wollen dann auch mehr Studierende Praktikumsplätze haben oder an Austauschprogrammen teilnehmen. Auch hier werde es schwieriger, entsprechende Plätze zu finden, sagt Stoll. Alles in Allem empfiehlt der Physik- und Mathematikstudent unverblümt den Studienanfängern, sich auch anderswo umzuschauen: „In Ostdeutschland gibt es zum Beispiel sehr viele neue, gut ausgestattete Universitäten. Das Betreuungsverhältnis ist dort häufig besser und sie haben keinen Ansturm durch Doppeljahrgänge.“