Viele Akademiker halten sich nur mit befristeten Verträgen über Wasser. Das soll ein Ende haben. Das jedenfalls ist das Ziel einer Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, die vom Bundeskabinett nach langem Streit in der Koalition auf den Weg gebracht wurde.

Stuttgart - Hochschulwissenschaftler, die sich über Jahre hinweg mit Kurzfristverträgen an Universitäten über Wasser halten, sollen besseren Zeiten entgegen sehen und verlässlicher ihre Karriere planen können. Das jedenfalls ist das Ziel einer Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, die vom Bundeskabinett nach langem Streit in der Koalition auf den Weg gebracht wurde. Es gebe, auch wegen des wachsenden finanziellen Engagements des Bundes, „keinen sachlichen Grund dafür, dass mehr als die Hälfte der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihrem ersten Vertrag kürzer als ein Jahr angestellt werden“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) anlässlich der Kabinettsentscheidung. Solchen Fehlentwicklungen trete man nun mit dieser Reform entgegen. „Wir schaffen mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs“, erklärte Wanka.

 

Dauer des Forschungsvorhabens wichtig

Die Laufzeit soll sich künftig daran orientieren, wie lange die angestrebte Qualifikation oder das Forschungsvorhaben dauert. So genannte „sachgrundlose Befristungen“ sollen nur noch zulässig sein, wenn die Beschäftigung der auch eigenen wissenschaftlichen oder künstlerischen Qualifizierung dient. Die Regierung will so verhindern, das Daueraufgaben durch befristet eingestelltes Personal erledigt wird, das gar keine wissenschaftliche Qualifizierung anstrebt.

Besser gestellt werden außerdem mit der Reform Menschen, die Kinder zu betreuen haben oder mit einer Behinderung ihre wissenschaftlichen Karrierepläne bewältigen. So verlängert sich die Befristungsdauer bei der Betreuung von Kindern um jeweils zwei Jahre. Nachwuchswissenschaftler mit Handicap können ebenfalls auf eine zwei Jahre längere Höchstfrist pochen. Die Reform sei nur ein Baustein eines Gesamtkonzeptes für den wissenschaftlichen Nachwuchs, sagte Wanka. Sie verhandle derzeit mit den Ländern über eine Initiative zur Förderung dauerhafter Karriereperspektiven in der Wissenschaft.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warf der Koalition „Trippelschritte“ vor, die nicht zum Ziel führten. Der Gesetzentwurf beinhalte zu viele „Schlupflöcher, das Hire-and-Fire-Prinzip an Hochschulen und Forschungseinrichtungen fortzusetzen“, kritisierte der Vizevorsitzende der GEW, Andreas Keller. Die Regelung lege außerdem nicht fest, welchen Anteil der Arbeitszeit Doktoranden ihrer eigenen Promotion und nicht der Sicherung des Unibetriebs widmen dürfen.