Eine Informationsveranstaltung hat erneut den Widerstand gegen eine geplante Windenergieanlage mit vier Rotoren zwischen Schorndorf-Unterberken und Uhingen-Holzhausen offen gelegt. Die Planer bescheinigen der Anlage Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit, die Kritiker ziehen dies im Zweifel.

Schorndorf - Auf dem Schurwald lässt der Widerstand gegen künftige Windenergieanlagen nicht nach. Bei einer Informationsveranstaltung zu den geplanten vier 150 Meter hohen Rotoren am alten Bundeswehrdepot zwischen Schorndorf-Unterberken und Uhingen-Holzhausen war die Skepsis groß. Die meisten Besucher gaben ihre ablehnende Haltung bei einer einleitenden Abstimmung per Handzeichen zu erkennen. Eine Gemeinschaft aus den Stadtwerken Schorndorf, Fellbach und Tübingen sowie der Energieversorgung Filstal treibt gegenwärtig die Planungen voran. Der Ärger ist vor allem bei Oberberkenern groß, weil sie sich nach der Entscheidung der Regionalversammlung anfang Oktober von drei Windkraftstandorten umringt sehen. Einen weiteren Standort im Westen des Ortes namens Kaiserstraße hatte das Regionalparlament gegen den Willen der Stadt bei einer Größe von 76 Hektar belassen.

 

Trotz des Umstandes, dass die Stadt eine geübte Moderatorin engagiert hatte, die zwischen den Gruppen vermitteln sollte, herrschte ein latent gereizter Unterton. „Wie hoch muss denn der Ertrag der Anlage sein, damit sie unser schönes Nacherholungsgebiet auf dem Schurwald opfern?“, fragte ein Besucher zugespitzt. „Warum halten Sie an dieser Anlage fest, obwohl andere Projektentwickler im Schurwald ihre Pläne inzwischen aufgegeben haben“, wollte eine Frau wissen. Auch die Beobachtung des beauftragten Naturschutzbüros, es gebe nur ein geringes Vorkommen des streng geschützten Rotmilans, zogen Besucher in Zweifel. „Unsere Kinder haben diese Vögel im Sommer ständig fotografiert“, sagte sie. „Können sie Ihre Untersuchung nicht wiederholen?“

Die Vertreter der beteiligten Kommunen und Stadtwerke verteidigten ihr Vorgehen. Es sei eine politische Entscheidung der Landesregierung im Jahr 2011 gewesen, neue Windkraftstandorte zu erschließen, sagte der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Er selbst unterstütze das Konzept der dezentralen Energieversorgung. Würden am alten Bundeswehrdepot die vier 150 Meter hohen Rotoren kommen, so könnten diese laut Klopfer rund 7500 Haushalte mit Strom versorgen. „Wir können unsere Stromversorgung nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip organisieren“, pflichtete ihm der Fraktionsvorsitzende der CDU im Schorndorfer Gemeinderat, Hermann Beutel, bei. „Ich freue mich, wie viele Umweltschützer uns hier zugewachsen sind“, wunderte sich der Fraktionssprecher der Grünen, Werner Neher, mit ironischem Unterton.

Dessen ungeachtet wurde in etlichen Wortmeldungen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der geplanten Anlage in Zweifel gezogen. Ein Besucher sagte, er verstehe nicht, warum man die am Areal gemessene Windgeschwindigkeit von 5,3 Meter pro Sekunde auf 5,6 Meter pro Sekunde verändert habe, und warum überhaupt gebaut werde, wenn eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 6,0 Meter pro Sekunde die kritische Schwelle für die Rentabilität der Anlage darstelle. „Sie können die Wirtschaftlichkeit nicht allein an der Windgeschwindigkeit festmachen, wandte Klopfer dagegen ein. Es spielten andere Faktoren dabei eine Rolle, wie die Nähe zu einer Straße und die Wegstrecken der erforderlichen Zuleitungen .

Den laut formulierten Zweifel an den Wirtschaftlichkeitsberechnungen wollte der Geschäftsführer der ebenfalls an der Planung beteiligten Stadtwerke Fellbach, Gerhard Ammon, nicht gelten lassen. „Wir müssten doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn wir als kommunale Energieversorger mit der Windkraftanlage ein schlechtes wirtschaftliches Ergebnis einfahren wollten“, sagte er. Die mehrfach gestellte Frage, ab welcher Mindestrendite die Anlage gebaut werde, beantwortete er nur mit dem Hinweis, dies sei „von sehr vielen Faktoren abhängig“. Die angefragten Banken, die 80 Prozent der Investitionssumme per Kredit finanzieren, seien – Ammon zufolge – aufgrund der Daten nach wie vor gerne bereit, an dem Projekt festzuhalten.

Es deutete sich am Donnerstagabend allerdings an, dass die Sache eine andere Wendung nimmt. Womöglich verkaufe die Arbeitsgemeinschaft das gut vorbereitete Projekt an einen anderen Investor, der dann die Windräder errichte, deutete Klopfer an. Auch der Stadtwerkechef der Daimlerstadt, Andreas Seufer, deutete in seiner Erläuterung zur Firmenstruktur an, es seien noch andere Gesellschafter als die vier bisher beteiligten vier Stadtwerke denkbar.