Die Suche nach dem Kandidaten für den Eurovision Song Contest läuft. Bei "Unser Star für Baku" leidet die dritte Sendung an fehlender Spannung.

Stuttgart – Nun gut. Die dritte Woche von „Unser Star für Baku“ läuft bereits und der Donnerstagabend wird für die Star-Suche reserviert. Besonders bei diesem grauen, kalten Winterwetter spricht nichts gegen einen gemütlichen Abend mit so einer netten Casting-Show: Die Kandidaten sind allesamt hübsch anzusehen, haben wohl – zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt – keine Leichen im Keller und die Jury kommentiert brav und kritisiert seicht. Klingt nett.

 

Das ist es auch. Andererseits aber wurde die Sendung als hochspannend angekündigt und da nun auch noch die Vorentscheide vorbei sind, gehts ans Eingemachte: Zehn Kandidaten sind noch im Rennen, nur acht kommen weiter. Ergo: Zwei fliegen raus. Und das allein durch die Zuschauer, die für ihre Favoriten anrufen und live mitverfolgen können, auf welchem Platz sich der gewünschte Star befindet. Dank Blitztabelle. Dank Stefan Raab, ihrem Erfinder. Klingt ja doch spannend.

Am Ende stellt sich Ernüchterung ein

Drei Stunden, zehn Kandidaten und drei Frisur-ähnliche Jury-Mitglieder später ist man ernüchtert. Und so gar nicht aufgekratzt vom Mitfiebern, wie man es nach Spannung pur sein könnte, oder sollte. Zugegeben, in den letzten fünf Minuten kribbelte es schon ein wenig, wenn sich die Blitztabelle sekündlich veränderte und manche Kandidaten auf und ab sprangen – auf der Blitztabelle selbstverständlich. Doch das wars dann auch schon mit der Spannung und Aufregung.

Im Grunde standen die Favoriten und damit die Besetzung der oberen Plätze bereits nach dem Sympathie-Voting fest: die meisten Stimmen erhielten Shelly, Yana und Roman und durften so am Ende singen. Rachel und Leonie, die gleich zu Beginn dran waren, wurden letztlich rausgewählt. Da halfen auch die netten Kommentare von Alina Süggeler nicht, die meinte, dass Rachel „den ganzen Raum mit Wärme und Liebe gefüllt hat“. Oder die beiden männlichen Parts der Jury, die Leonie „was ganz Spezielles“ (Thomas D) fanden und auch ihr Outfit bewunderten: „Die Pippi-Langstrumpf-Strümpfe haben gepasst.“ Das sind Overknees, Stefan, nur so am Rande.

Ein spontanes Ständchen

Die Spitze der Tabelle führte der Publikumsliebling Roman an, der gar nicht zu singen brauchte, um fast die ganze Zeit oben zu bleiben. Es reichten braune Rehaugen, lange Wimpern, ein verschmitztes Lächeln, ein fast schüchterner Blick von unten – und da wars um alle geschehen. Kaum hatte er angefangen „Easy“ von den Commodores zu singen, wanderte er zielstrebig für den Rest des Abends auf Platz eins.. Auch Yana Gercke – ja, sie ist Topmodel-Gewinnerin Lena Gerckes kleinere Schwester – ersang sich mit „Roxanne“ von The Police einen wohlverdienten zweiten Platz. Geburtstag hatte sie am Donnerstag auch noch, was Jury und Publikum zu einem spontanen „Happy Birthday“-Ständchen bewog. Gesanglich naja, aber nett war es auf jeden Fall. Und für die goldenen Paillettenshorts gabs von Stefan bereits jetzt „zwölf Punkte“. Shelly mit ihrer fast ungelenk wirkenden Art präsentierte „Fuck You“ von Cee Lo Green überzeugend als „Rotzgöre“ (Stefan Raab) und sicherte sich so auch ihren Platz.

Das alles war zu erwarten und traf auch prompt ein. Da brauchte Thomas D die Zuschauer eigentlich nicht mehr beschwören, an der Spitze bitte nichts mehr zu ändern, das sei schon gut so. Machte er aber trotzdem. Was unten passiere, sei ihm egal. Die Anrufer waren nett und gehorchten ihm. Trotz der Blitztabellen-Sprünge der letzten Minuten, die zeitweise auch Yana und Shelly ein paar Plätze weiter nach unten beförderten, gefährdeten die Anrufer ihre wahren Top-Favoriten nicht.

Die Favoriten waren schnell klar

Singen konnten sie auch alle, ohne Grund stand niemand auf diese Bühne. Das breite Mittelfeld um den netten Altenpfleger Sebastian samt obligatorischem Hut und seinem eigenen Song „Amnesie“ war nicht zu verachten. Katja zog mit „Lego House“ (Ed Sheeran) alle Register und Céline mit „How come you don't call me“ von Alicia Keys richtete ihren Appell direkt an die Zuschauer. Auch das funktionierte, denn die Zuschauer waren ja nett. So weit, so gut. Schön anzusehen war die Sendung durchaus, schön zuzuhören ebenfalls. Die Favoriten waren von Beginn an klar und wer das Unübersehbare erkannte, musste sich keine Sorgen machen. Wie gesagt, es war ein netter Abend.