Das Gebäude des ehemaligen Vereinsheims Blick Solitude in Weilimdorf ist marode, der Abriss steht zur Debatte. Doch was kommt dann? Flüchtlingsunterkunft oder Bürgerhaus: Darüber wird vor Ort heiß diskutiert.

Weilimdorf - Der Vorschlag der Stadtverwaltung, das ehemalige Vereinsheim der Spielgemeinde (SG) Weilimdorf abzureißen und an dieser Stelle zwei Flüchtlingsunterkünfte zu bauen (wir berichteten), löst bei den Lokalpolitikern unterschiedliche Reaktionen aus. Die hiesige CDU-Bezirksbeiratsfraktion sei grundsätzlich für den Abriss des maroden Gebäudes, sagt deren Sprecher Marc W. Benzinger. Ein entsprechender Antrag sei bereits formuliert und werde in der Bezirksbeiratssitzung kommende Woche diskutiert. Allerdings hat die CDU-Fraktion einen anderen Wunsch, was mit der frei werdenden Fläche geschehen soll. „Wir würden dort gerne dem Mangel an Gemeinwesenfläche nachkommen und ein Bürgerhaus bauen“, sagt Benzinger. Die Idee sei bei seiner Fraktion schon vor einigen Monaten gereift. „Es geht uns nicht darum, die Unterbringung von Flüchtlingen zu verhindern. Dass unser Antrag mit der Flüchtlingsdebatte zusammenfällt, ist unglücklich“, betont der CDU-Sprecher. Nichtsdestotrotz sei ein Forum, in dem bürgerschaftliches Engagement stattfinden könne, ein großer Wunsch seiner Fraktion. Weilimdorf sei einer der wenigen großen Stadtbezirke, die kein Bürgerhaus besäßen. Der Standort an der Solitudestraße wäre hierfür optimal: im Herzen des Bezirks gelegen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sowie mit einem großen Parkplatz versehen.

 

Andere Standorte sind schwer zu finden

Dennoch räumt Benzinger ein, dass es schwierig sei, eine andere, kurzfristig nutzbare Fläche für eine Flüchtlingsunterkunft zu finden. Er persönlich würde es gutheißen, wenn auf dem benachbarten Walz-Areal ein Heim für Asylsuchende geschaffen würde. „Wir werden die Frage stellen, warum dieser Standort aus der Liste ausgeschieden ist“, kündigt Benzinger an.

Auf Nachfrage der Nord-Rundschau sagt Erster Bürgermeister Michael Föll (CDU), dass die Verwaltung geprüft hat, ob eine Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Gärtnerei-Gelände gebaut werden darf. Doch im Bebauungsplan sei die Fläche für landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen. Kurzfristig sei das Planungsrecht an dieser Stelle nicht zu ändern, „auch, wenn es sich um eine befristete Nutzung handeln würde“. Das sieht der Weilimdorfer FDP-Stadtrat Bernd Klingler anders: „Wenn die Mehrheit des Gemeinderats eine Nutzungsänderung befürworten würde, könnte sie auch schnell umgesetzt werden.“ Noch einfacher sei es sogar, Flüchtlinge auf der Fläche unterzubringen, auf der das ehemalige Verwaltungsgebäude der Gärtnerei steht. Sowohl auf Klingler als auch auf Benzinger sind in der vergangenen Woche viele Bürger zugekommen, die den Standort des ehemaligen Vereinsheims aufgrund der Nähe zur SG und der zurzeit im Bau befindlichen Kita ablehnten.

Die Meinungen sind gespalten

„Wir stehen den Plänen der Verwaltung nicht abgeneigt gegenüber“, sagt hingegen der SPD-Sprecher im Bezirksbeirat Dieter Benz. Er halte die Beschlussvorlage, über die der Gemeinderat am 6. November abstimmen soll, „eh für so gut wie beschlossen“. Denn es fehle an Alternativen. Außerdem würden ohnehin einige Jahre ins Land gehen, ehe ein Bürgerhaus geplant und tatsächlich realisiert werden könne. Da eine Flüchtlingsunterkunft nur befristet vorgesehen sei, könne die Planung für ein Forum parallel durchgeführt werden. „Außerdem müsste ein Forum ja nicht genau an dieselbe Stelle gebaut werden. Uns ist wichtig, dass die Stadt dazu das gesamte Gelände betrachtet, auch das Walz-Gelände.“

Für Michael Schrade von den Freien Wählern ist der Abriss des Vereinsheims „durchaus vorstellbar“. „Generell spricht nichts gegen die Unterbringung von Flüchtlingen, auch nicht gegen den Standort“, sagt er. Allerdings sei seine Fraktion momentan noch unentschlossen, ob sie die Fläche an der Solitudestraße gutheiße oder nicht. Auch für die Freien Wähler könnte das Walz-Areal eine Alternative darstellen.

Der Abriss des Gebäudes sei nur eine Frage der Zeit

Am Abriss des maroden ehemaligen Vereinsheims führt in den Augen der Grünen-Sprecherin Annkathrin Essig kein Weg vorbei. „Das Gebäude ist am Ende“, sagt die Bezirksbeirätin. Zwar wäre die Fläche für ein Forum geeignet gewesen, doch die Raumnot für Asylsuchende sei drängend. „Losgelöst vom Standort ist klar, wir brauchen Flüchtlingsunterkünfte. Es steht außerhalb jeglicher Diskussion, dass wir die Menschen nicht aufnehmen.“ Die konkreten Lagepläne kenne sie noch nicht, sicherlich könne der Bezirksbeirat an der Gestaltung noch mitwirken. Durch die Nähe zur Kita, dem Jugendhaus und dem Sportverein würde sie sich vorwiegend das Unterbringen von Familien wünschen. Ihr Fazit: „Mit der entsprechenden Betreuung könnte es an der Stelle klappen.“

Info
Über die Pläne wird im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderats diskutiert. Die Sitzung am Freitag, 10. Oktober, beginnt um 8.30 Uhr im Kleinen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses, Marktplatz 1.