Die Verkehrsführung im Bereich der Steiermärker Straße und Linzer Straße sorgt erneut für eine hitzige Debatte im Bezirksbeirat. Schließlich stimmte das Gremium mit einer Stimme Mehrheit für einen weiteren Verkehrsversuch.

Feuerbach - Als am 19. September 1995 der B-295-Tunnel in Feuerbach eröffnet wurde, sagte der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel in seiner gewohnt humorigen Art: „Ich weiß nicht, was diesen Stadtteil jetzt noch vom Paradies unterscheidet.“

 

Doch wer dachte, dank des Tunnels würden mehr Ruhe oder gar die von Rommel beschworenen paradiesischen Zustände einkehren, sieht sich getäuscht. Denn auch nach 20 Jahren tobt in Feuerbach eine Art kommunalpolitischer Glaubenskrieg darüber, wie denn der Verkehr durch die direkt über dem Tunnel verlaufende Steiermärker Straße geführt werden solle.

Steiermärker Straße wird erneut zum Streitthema

In der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats wurde einmal mehr das Thema Steiermärker Straße zum Zankapfel am Rats-Tisch. Dabei ging es in erster Linie darum, über einen gemeinsamen Antrag der CDU, FDP und Freien Wähler abzustimmen. Darin fordern die drei Bezirksbeiratsfraktionen, die versuchsweise Einbahnstraßenregelung für die westliche Steiermärker Straße zu beenden. Stattdessen solle wiederum versuchsweise für ein Jahr „im Kreuzungsbereich Steiermärker Straße (östliche Steiermärker Straße – aus Richtung Kerschensteinerschule) und Linzer Straße ab dem 1. Mai 2014 das Abbiegen in die Linzer Straße uneingeschränkt nach rechts und nach links sowie das Überqueren der Linzer Straße geradeaus in die Steiermärker Straße“ gestattet werden, heißt es in dem Antrag. Gleichzeitig verlangen die Fraktionssprecher Dirk Teichmann (CDU), Wolfgang Voelker (FDP) und Jochen Heidenwag (Freie Wähler) von der Verwaltung, die westliche Steiermärker Straße wieder in beide Fahrtrichtungen zwischen Salzburger Straße, dem so genannten „Vogel-Ei“ bei den Vogel-Garagen, und der Linzer Straße befahrbar zu machen.

Unverständnis bei der SPD

Er verstehe die Welt nicht mehr, reagierte Robert Thurner (SPD) mit völligem Unverständnis auf diesen Vorstoß. Denn die nun geforderte freie Fahrt in drei Richtungen komme einer Öffnung der Steiermärker Straße gleich. Er rief daher der „schwarz-bunten Mehrheit“ im Bezirksbeirat die Vorgeschichte ins Gedächtnis: „Wir haben die jetzige Regelung eingeführt, um die Zahl der Falschfahrer in diesem Bereich zu reduzieren“, sagte Thurner. Dieses Ziel habe man erreicht. Die Zahl der Verkehrsverstöße an dem Knotenpunkt Steiermärker Straße/Linzer Straße sei laut der aktuellen Zählung auf zwei Prozent zurückgegangen. Zum Vergleich: Bei früheren Zählungen bogen an der Kreuzung mehr als die Hälfte der Autofahrer verkehrswidrig ab. Gleichzeitig sei der Verkehr in den betroffenen Wohngebieten merklich zurückgegangen.

Gremium stimmt für einen weiteren Verkehrsversuch

Für Verkehrsplaner Stephan Oehler ließen die Zahlen daher nur einen Schluss zu: „Das ist die beste Lösung, die wir seit 15 Jahren haben. Wir empfehlen daher dringend, die jetzige Verkehrsführung in eine dauerhafte Lösung zu überführen.“ Jörg Schiebe, Leiter des örtlichen Polizeireviers, kam zum gleichen Ergebnis: „Wir nehmen eine deutliche Verkehrsberuhigung im gesamten Gebiet wahr.“ Doch Gabriele Heise (FDP) bewertete die Situation völlig anders. Die aktuellen Zählungen seien wertlos, sagte sie. „Mir fehlt in dem ganzen Zahlengebilde die Zählung vom März 2013, also die Verkehrszahlen, bevor mit dem vorigen Versuch begonnen wurde.“

Ähnlich argumentierte CDU-Sprecher Teichmann und forderte daher, den zweiten Versuch zu starten. Heise bezweifelt zudem, dass es überhaupt eine planungsrechtliche Grundlage dafür gebe, dass die Steiermärker Straße unterbrochen oder zurückgebaut werden müsse. „Ich habe alle Akten und Pläne eingesehen, aber nicht eine Aussage dazu gefunden.“ Deshalb vermute sie, dass die Verwaltung in diesem Falle mit „falschen Vorgaben und Fakten“ arbeite. Oehler wies dies zurück. Stattdessen gab er zu bedenken, dass die Steiermärker Straße im Abschnitt vor der Feuerbacher Festhalle aus sicherheitstechnischen Gründen baulich verändert und zu einer Tempo-30-Zone umgestaltet werden müsste, sollten die Forderungen in dem Antrag umgesetzt werden. „Die jetzige Spielstraßen-Regelung müssten wir dann aufheben und zurückbauen“, so Oehler. Ungeachtet der Kosten stimmte das Gremium mit einer Stimme Mehrheit für einen weiteren Verkehrsversuch.