Die Caritas will Zwischenlösungen zur Unterbringung von Flüchtlingen zu Dauerlösungen wandeln. Das Haus Martinus an der Olgas­traße und ein ehemaliges Jugendhotel an der Paulinenbrücke waren ursprünglich einem anderen Zweck zugedacht.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Die Flüchtlingswelle schwappt bis in die letzten Winkel von Behelfsunterkünften. Zwei Häuser, in denen Asylbewerber auf die Zulassung oder Ablehnung ihrer Anträge warten, betreut der Caritasverband in der Stadtmitte: das Haus Martinus an der Olgastraße und ein ehemaliges Jugendhotel an der Paulinenbrücke. Beide waren ursprünglich einem anderen Zweck zugedacht. Beide sollten ursprünglich nur für einige Monate von Flüchtlingen bewohnt sein. Beide versucht die Caritas, von der Übergangs- zur Dauerlösung zu wandeln.

 

An der Paulinenstraße leben seit der Jahresmitte 75 Menschen aus fremden Ländern. Mehr dürfen nicht untergebracht werden, weil die Brandschutzbestimmungen im Haus bis an ihre Grenze gedehnt worden sind, um den Betrieb zu beginnen (wir berichteten). Ursprünglich sollte das einstige Hotel zum Jahresende geräumt und umgebaut werden, weil die Caritas in ihm ein Wohnheim für obdachlose Frauen unterbringen will.

Das Haus Martinus ist eigentlich ein Pflegeheim

Dafür nutzt die Sozialorganisation bisher ein Haus in Bad Cannstatt, das aber dringend saniert werden muss. „Die Gewerke sind ausgeschrieben“, sagte Manfred Blocher vom Caritasverband während der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats, „wir müssen dort im Januar raus“. Der Verband bemüht sich um einen Ersatzstandort für die auf ein Jahr veranschlagte Umbauzeit. „Dann bleibt die Paulinenstraße für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung“, sagte Blocher, „aber wir sind erst in Verhandlungen.“

Das Haus Martinus an der Olgastraße betrieb die Caritas in der Vergangenheit als Pflegeheim. Auch dieser Bau muss saniert werden und war bereits geräumt, bis „im Sommer das Land bei uns angefragt hat“, sagte Fritz Weller, der die Caritas-Abteilung für Einwanderungsfragen leitet. In aller Eile wurden dort Flüchtlinge untergebracht – weit mehr, als der Sozialverband selbst für sinnvoll hält.

Es gab bisher keine Konflikte

Aktuell leben 345 Menschen im Haus. Der größte Teil von ihnen – etwa zwei Drittel – floh aus Syrien. Knapp 70 der Bewohner sind Kinder. „Wir hatten Tage, da waren in diesem Haus bis zu 450 Personen“, sagte die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. 270 hält die Caritas für die dauerhaft vertretbare Obergrenze. Auf die soll die Zahl der Bewohner so bald wie möglich gesenkt werden. Die überzähligen Bewohner sollen umziehen. Das Haus „soll weiter als Pflegeheim genutzt werden“, sagte Weller. Wann scheint inzwischen allerdings offen. Derzeit ist geplant, dass die Flüchtlinge bis Mitte des nächsten Jahres an der Olgastraße bleiben.

Im Gegensatz zu anderen eilig errichteten Unterkünften blieb es in beiden Häusern friedlich. „Es gab keine Konflikte, auch nicht mit der Nachbarschaft“, sagte Kienzle. Eher im Gegenteil: In der Stadtmitte „engagiert sich eine große Anzahl von Ehrenamtlichen“, sagt Weller. Um die zu rekrutieren, betreibt die Caritas eigens eine Beratungsstelle im Bohnenviertel.