Das ehemalige Schwesternwohnheim wird geräumt. Die 140 Bewohner werden im Laufe der kommenden Woche auf andere Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt verteilt: 114 Menschen müssen ins Bürgerhospital im Norden umziehen, die übrigen werden in der Unterkunft an der Forststraße miteinquartiert.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Die Flüchtlingsunterkunft in der Hasenbergstraße 68 muss geräumt werden. Das ehemalige Schwesternwohnheim, das zum Olgäle gehörte, wird abgerissen. Das gesamte Olga-Areal wird neu überbaut, ein ganzes Wohnquartier soll hier entstehen. Die 140 Bewohner werden im Laufe der kommenden Woche auf andere Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt verteilt: 114 Menschen müssen ins Bürgerhospital im Norden umziehen, die übrigen werden in der Unterkunft an der Forststraße miteinquartiert.

 

In dem ehemaligen Hostel an der Forststraße leben schon etwa 180 Flüchtlinge. Das Erdgeschoss wurde bislang nicht genutzt, soll aber künftig weiteren 60 Flüchtlingen Platz bieten. Die 26 Leute aus dem Schwesternwohnheim sind die ersten, die einziehen werden. Die übrigen Plätze können erst später belegt werden. Offenbar gab es einen Wasserschaden, der erst behoben werden muss. Beim Bürgerhospital wird die Zahl der Bewohner nach der Ankunft der Neuen auf 300 steigen. Laut dem Sozialamt der Stadt sollen in dem still gelegten Krankenhaus an der Tunzhofer Straße in nächster Zeit noch weitere 600 Flüchtlinge Quartier beziehen.

Denis Bieler blickt auf diese Verdichtung mit Sorge. Der Sozialarbeiter betreut die Flüchtlinge in der Hasenbergstraße – eine Aufgabe, die sich die Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt und die Evangelische Gesellschaft teilen. Bielers Job war es in den vergangenen Tagen, die Flüchtlinge zu verteilen und festzulegen, wer in die Forststraße umzieht und wer ins Bürgerhospital. Er hat versucht, möglichst alle Familien, deren Kinder im Westen eine Schule oder Kurse besuchen, im Bezirk zu belassen und sie an der Forststraße unterzubringen.

Es gab viel weniger Probleme als in Massenunterkünften

Eine Massenunterkunft wie das Bürgerhospital hält er für eine schlechte Lösung, obschon sie bloß eine Interimslösung darstellt, bis die Systembauten für die Flüchtlinge fertig gestellt sind. Konflikte, meint Bieler, seien hier programmiert. Im ehemaligen Schwesternwohnheim an der Hasenbergstraße konnte er beobachten, wie gut es läuft, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: „Die Bewohner verfügen über abgeschlossene Raumeinheiten mit Nasszelle und Küche. Das hat dazu geführt, dass es weniger Spannungen gab. Es herrschte insgesamt sehr viel weniger Stress als in sonstigen Unterkünften“, sagt der Betreuer.

Denis Bieler ist überzeugt, dass es von Vorteil wäre, künftig alle Unterkünfte mit separaten Bädern und Kochgelegenheiten auszustatten. Denn die aufgewertete Wohnsituation bringe eine ganze Reihe Vorteile. „Unterm Strich ist das kostengünstiger. Wir hatten deutlich weniger Reparaturen“, die Leute seien viel achtsamer mit den Dingen umgegangen. „Außerdem könnten die Unterkünfte später als Wohnheime weiter genutzt werden.“ Auf die Bewohner selbst habe sich die vergleichsweise komfortable Wohnsituation äußerst positiv ausgewirkt. „Die Menschen waren unglaublich dankbar für die gute Form der Unterbringung.“

Organisiert wird der Umzug vom Sozialamt. Der Freundeskreis Stuttgart West hat seinerseits Helfer zusammengetrommelt, die mit anpacken und den Flüchtlingen dabei helfen, sich in ihrem neuen Heim einzurichten. Bis Ende nächster Woche soll das Schwesternwohnheim geräumt sein. Dann beginnen die Vorarbeiten für den Abriss der dortigen Gebäude.