Immer mehr Firmen und Betriebe nehmen an Wettbewerben teil, um ihr Engagement in der Bereichen Aus- und Fortbildung bewerten zu lassen. Das ist gut fürs Image, bringt aber auch einen echten Mehrwert.
Kreis Göppingen - Sowohl die IHK-Bezirkskammer wie auch die Handwerkskammer Göppingen haben vor einigen Wochen ihre besten Auszubildenden geehrt. Doch längst machen sich derartige Auszeichnungen nicht nur für die jungen Gesellen bei Bewerbungen gut. Auch Firmen und Betriebe bemühen sich um solche Preise. Erfolge gab es dabei im Stauferkreis zuletzt gleich eine ganze Handvoll.
Die Göppinger Konditorei Berner etwa hat sich vor Kurzem die „Bildungspyramide“ gesichert, mit der die Handwerkskammer der Region Stuttgart „außergewöhnliches Engagement und exzellente Unterstützung in der Ausbildung honoriert“, wie deren Hauptgeschäftsführer Claus Munkwitz betont. Ausgezeichnet – und zwar mit dem „Ausbildungszertifikat“ der Bundesagentur für Arbeit – wurden im April auch die Feng-Shui-Autobahnraststätte Gruibingen sowie der Böhmenkircher Präzisionsfedernhersteller Ziller.
Hüntelmann: Fachkräftegewinnung ist das Zukunftsthema
Für Wilfried Hüntelmann, den Leiter der Göppinger Arbeitsagentur, sind diese Preise „viel mehr als eine Urkunde, mit der man das Büro schmückt“. Sei es vor einiger Zeit noch notwendig gewesen, bei Unternehmen um Lehrstellen zu werben, so ließen sich diese inzwischen oft nicht adäquat besetzen, sagt er. „Die Fachkräftegewinnung ist aber das Zukunftsthema, weshalb die betriebliche Ausbildung immer mehr in den Fokus rückt“, ergänzt Hüntelmann. Viele Verantwortliche hätten erkannt, dass sie das bewährte System pflegen müssten. „Deshalb verdienen die, die das gut machen, auch eine Anerkennung“, schildert der Göppinger Agenturchef seine Sicht der Dinge.
Über derartige Auszeichnungen seien aber nicht nur die Firmen froh, weil sie zeigten, dass ihre Leistung wahrgenommen werde, fährt er fort. Sie seien auch ein Signal für potenzielle Bewerber und könnten zwar nicht die Berufswahl beeinflussen, wohl aber ein Kriterium bei der Wahl des Betriebs und damit ein Standortvorteil sein. Hüntelmann appelliert deshalb an die Unternehmen, „gerade jetzt, wo die Vermittlung auf Hochtouren läuft, ihre Lehrstellen bei uns zu melden“.
Zimmermann: Prozesse optimieren, Beschäftigte mitnehmen
Das wird wohl auch der Industriebürsten-Hersteller Mink mit Sitz in Göppingen-Jebenhausen tun, obwohl es nicht zwingend notwendig sein dürfte. Der mittelständische Betrieb hat sich heuer, wie berichtet, den erstmals bundesweit ausgeschriebenen IHK-Bildungspreis gesichert. Gewürdigt wurden damit die internen Weiterbildungsangebote des Unternehmens, die unter dem Titel „Mink-Akademie“ firmieren. „Wir haben vor einigen Jahren festgestellt, dass unsere Abläufe nicht mehr stimmen, und uns bei Festo Didactic Rat geholt“, sagt Daniel Zimmermann, kaufmännischer Leiter bei Mink. Herausgekommen sei dabei, dass zur Qualitätssicherung Prozesse optimiert, aber eben auch die Beschäftigten mitgenommen werden müssten, fügt er hinzu.
Inzwischen setzt die Firma dieses Unterfangen in Eigenregie um: Trainer werden ausgebildet und mehr als 40 oft praxisorientierte Seminare pro Jahr organisiert. „Daran müssen alle teilnehmen, vom Zeitarbeiter bis zum Abteilungsleiter“, berichtet Zimmermann. Doch von lästiger Pflicht könne keine Rede sein. „Unsere Leute freuen sich darauf und fragen sogar nach, wann sie denn wieder an der Reihe sind“, erklärt er. Für Mink sei der IHK-Award daher auch nicht nur imagefördernd, sondern von konkretem Nutzen: „Schon seit einiger Zeit tendiert die Personalfluktuation in unserem Hause gegen null.“ Und Gutes ließ sich mit den 6000 Euro Preisgeld auch noch tun: Mink reichte den Betrag an die Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung weiter.
Interview zur Bedeutung von Ausbildungspreisen
Zumindest gefühlt gibt es immer mehr Ehrungen und Preise, gerade auch, wenn es um die Bereiche Aus- und Fortbildung geht. Hanspeter Erne, Bildungsexperte von der Göppinger IHK bestätigt diesen Trend – und hält ihn für sinnvoll.