Am Killesberg werden Unterschriften gesammelt: Damit soll erreicht werden, dass die Straßenbahn wieder alle zehn statt alle zwanzig Minuten fährt.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Es ist ein parteienübergreifendes Unterfangen, das sich Anette Braun von der CDU-Ortsgruppe Nord und Carola Oßmer vom Ortsverein der Grünen vorgenommen haben: Sie sammeln Unterschriften für die Wiedereinführung des alten, engeren Taktes der Stadtbahnen an der Haltestelle Killesberg. Die Bahnen fahren zurzeit tagsüber alle 20 Minuten, in den Randzeiten nur alle 30 Minuten. Die Umstellung kam mit dem Fahrplanwechsel der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) im vergangenen September. Zuvor konnte man am Killesberg alle zehn Minuten in eine Stadtbahn einsteigen.

 

„Egal, mit wem wir sprechen, alle regen sich über den neuen Takt auf“, sagte Anette Braun. „Der Zehn-Minuten-Takt ist damals zum Bau der Messe eingeführt worden. Auch als die Messe weg war, ist er beibehalten worden, und auch, als hier die große Baustelle war. Jetzt, wo alles fertig ist, sind es nur noch 20 Minuten. Das ergibt doch keinen Sinn.“ Der Bus sei keine Alternative, sagt sie: „Vom Killesberg bis zum Hauptbahnhof fährt man mit der Straßenbahn Kurzstrecke. Mit dem Bus ist es aber keine Kurzstrecke mehr und deshalb deutlich teurer.“ Der Killesberg sei kein Randbezirk und müsse darum besser bedient werden. „Wenn man die Wahl hat, hier einkaufen zu können, wo die Bahn alle 20 Minuten fährt, oder in der Innenstadt, wo alle drei Minuten eine Bahn kommt, dann fährt man doch in die Innenstadt“, erklärt Carola Oßmer. Außerdem sei ja nicht nur die Killesberghöhe betroffen, sondern auch die Kunstakademie am Weißenhof, das Seniorenstift Augustinum, die Läden im Bereich Kochenhof/Birkenwaldstraße.

Auch bei Fürst Developments ist man unglücklich

Fürst Developments, dem Projektentwickler der Killesberghöhe, ist ein besserer Takt ebenfalls ein großes Anliegen, wie Birgit Greuter, die Pressesprecherin, sagt. „Franz Fürst hatte sogar die schriftliche Zusage von SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold, dass der Zehn-Minuten-Takt beibehalten wird“, sagt sie. Die gute Verbindung sei auch ein zentrales Argument für Geschäfte und Anwohner gewesen. „Und jetzt leiden alle darunter.“

„Unsere Bewohner sind unglücklich mit der Situation“, sagt auch Petra Hellenthal, die Leiterin des Seniorenstifts Augustinums an der Oskar-Schlemmer-Straße. „Ein regelmäßiger Takt ist für sie wichtig – auch für unsere Mitarbeiter.“

Die Unterschriftenlisten liegen vielerorts am Killesberg aus

An der Killesberghöhe stoßen Anette Braun und Carola Oßmer durchweg auf Zustimmung: In der Apotheke, beim Friseur, beim Bäcker, im Kiosk, überall wird zugesagt, die Unterschriftenlisten auszulegen. Einige Mitarbeiter unterschreiben auch gleich selbst. Das Augustinum, die Kita Killesberg und die Kunstakademie legen die Unterschriftenlisten ebenfalls aus. So groß war der Zuspruch, dass einige Geschäfte, etwa der Edeka-Markt, die Listen bereits vor einigen Wochen ausgelegt hatten, als Braun und Oßmer lediglich angefragt hatten, ob sie sich eine Teilnahme vorstellen könnten. Bis etwa Mitte März werden Unterschriften gesammelt. Danach wollen Anette Braun und Carola Oßmer die Listen der SSB übergeben.

Seitens der SSB gibt es momentan keine Pläne, den Takt wieder zu ändern. „Die Fahrgastzahlen geben es nicht her“, sagt Sprecherin Birte Schaper. Ein Zehn-Minuten-Takt wäre demnach zu teuer. Die SSB beobachte aber stets auch die Entwicklung der Fahrgastzahlen: Im Falle einer Veränderung könne dann reagiert werden.