Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) war kein isoliertes Phänomen. Inzwischen werden 129 Personen aus dem rechtsextremistischen Milieu zum Umfeld des Terrortrios gerechnet. Aber wie viele von ihnen waren Spitzel der Behörden?

Berlin - Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) war kein isoliertes Phänomen. Inzwischen werden 129 Personen aus dem rechtsextremistischen Milieu zum Umfeld des Terrortrios gerechnet. Die Zahl geht aus einer Liste des Bundeskriminalamtes hervor, die dem Untersuchungsausschuss des Bundestages seit geraumer Zeit vorliegt. „Die Liste liest sich wie das Who is Who der rechtsextremistischen Szene Deutschlands“, sagt Clemens Binninger, Obmann der Union im Ausschuss. Doch sei in den meisten Fällen nicht klar, ob diesen Leuten mehr nachzuweisen sei, als dass sie das Trio gekannt haben. „Die Liste darf nicht überbewertet werden“, betont SPD-Obfrau Eva Högl.

 

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zahl der offiziell bekannten NSU-Unterstützer weiter zunimmt. Ursprünglich standen nur 41 Namen auf der Unterstützerliste. Später kursierte eine Liste mit 100 Personen. Jetzt sind es 129, aber der Ausschuss rechnet mit mehr: Er hat den Ermittlungsbehörden bis zum 9. April eine Frist gesetzt, weitere einschlägig verdächtige Personen zu benennen.

Es könnten weitere Namen auftauchen

Die drei als Helfershelfer beschuldigten Neonazis unter den 129 namentlich aufgelisteten Gesinnungsgenossen sind im NSU-Prozess vor dem OLG München mit angeklagt. Wie viele von den übrigen die Zwickauer Rechtsterroristen konkret unterstützt haben, ist noch unklar. Die meisten hätten wohl nur in der gleichen Szene verkehrt, sagt ein Sicherheitsexperte. Unter den neu benannten Personen seien wohl keine erwiesenen Unterstützer der NSU-Verbrechensserie, meint Eva Högl.

Der Untersuchungsausschuss will vom Verfassungsschutz und der Polizei jetzt wissen, ob weitere V-Leute auf der Liste der 129 stehen. Bisher ist nur einer namentlich bekannt: Thomas Starke, ein Spitzel des Landeskriminalamtes Berlin. Ein Mitglied des Untersuchungsausschusses meldet Bedenken an: „Bei so vielen Namen und 36 beteiligten Sicherheitsbehörden wäre es äußerst ungewöhnlich, wenn sich nicht noch mehr Informanten finden ließen.“ Dazu sei die rechtsextreme Szene zu „geschwätzig“, einschlägige Aktivisten „zu sehr in chronischer Geldnot“ und „zu sehr daran interessiert, andere zu verpfeifen“.

Auch Namen aus Baden-Württemberg

Auf der Liste der NSU-Unterstützer stehen auch Namen von Rechtsextremisten, die in Baden-Württemberg in Erscheinung getreten sind. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung wird im Moment überprüft, welche Rolle sie unter Umständen bei den Verbrechen gespielt haben könnten, die dem NSU-Trio zur Last gelegt werden. Bisher seien die namentlich bekannten Neonazis aus der „Clique Bawü-Sachsen“ in diesem Sinne nicht aufgefallen.