In manchen Ausbildungsgängen gibt es so wenige Lehrlinge, dass im ganzen Land nur wenige Berufschulklassen existieren. Auswärtige Schüler wohnen in einem Wohnheim. Das kostet Geld. Die FDP fordert, das Land müsse den Schülern mehr Geld erstatten.

Stuttgart - Berufsschüler, die weit entfernt von ihrem Wohnort zum Blockunterricht müssen, sollen nach dem Willen der oppositionellen FDP entlastet werden. Zwar gibt es Wohnheime für diese Auszubildenden, doch bis jetzt bleiben die Lehrlinge weitgehend auf den Kosten sitzen. Durchschnittlich 36 Euro pro Tag kostet derzeit die Unterbringung in einem Jugendwohnheim, wie Kultusminister Andreas Stoch (SPD) auf eine Anfrage der FDP antwortet. Vom Land erhalten die Lehrlinge momentan sechs Euro Zuschuss.

 

Das beklagt Hans-Ulrich Rülke, der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion. Schon die Enquetekommission des Landtags zur beruflichen Bildung habe eine Drittelfinanzierung der Wohnheimunterbringung empfohlen, ruft Rülke der Regierung in Erinnerung. Danach sollten sich Land, Ausbildungsbetrieb und Lehrling die Kosten teilen. In den drei Jahren seit dem Regierungswechsel habe sich aber nichts getan, kritisiert der Liberale. Grün-Rot betreibe eine „mittelstandsfeindliche Politik“.

Minister tritt auf die Bremse

Die FDP verlangt, dass die Drittelfinanzierung umgesetzt wird. Kultusminister Stoch tritt auf die Bremse. Die Drittellösung koste das Land mindestens sechs Millionen Euro zusätzlich im Jahr. Sollte Baden-Württemberg es gar machen wie Bayern, rechnet Stoch mit Mehrkosten von mindestens 24 Millionen Euro. Bayern übernimmt die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Schüler bis auf einen Abzug für die „häusliche Ersparnis“ komplett. Vier Länder dagegen geben laut Ministerium gar keinen Zuschuss. Das sind Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

Stoch erklärt, das Land habe mit verschiedenen Wirtschaftsvertretern gesprochen. Eine abschließende Lösung gebe es noch nicht. Er gibt zu bedenken, das Finanzierungsmodell müsse in den „Gesamtkontext aller bildungspolitischen Maßnahmen“ passen und auch dem Ziel der Schuldenbremse gerecht werden.

Kleinklassen in Gefahr

Die Wohnheimfrage könnte noch drängender werden, da zu erwarten ist, dass wegen der Schülerzahlen und aus Gründen der Ausbildungsqualität weitere Kleinklassen aufgegeben werden. Zurzeit werden etwa angehende Dachdecker, Land- und Maschinenbautechniker oder Holzbearbeitungsmechaniker zentral unterrichtet.

Hans-Ulrich Rülke lässt das Kostenargument nicht gelten. Zentraler Blockunterricht fernab des Ausbildungsorts führe dazu, dass diese Berufe wenig attraktiv seien. Grün-Rot sei „augenscheinlich nicht in der Lage, die richtigen Schwerpunkte zu setzen“, konstatiert der Liberale.