Die Aufarbeitung in Korntal-Münchingen stockt. Betroffene hatten Alexander Probst zu Gast. Probst hatte den Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen publik gemacht. Er findet deutliche Worte für die Korntaler Aufarbeitung.

Korntal-Münchingen - Als Alexander Probst 2010 an die Öffentlichkeit ging, wurde er erst belächelt, später verunglimpft. Jetzt hilft er den Korntaler Opfern. Er fordert den Bischof auf, sich der Sache zu stellen.

 
Herr Probst, warum tun Sie sich das an? Die Aufarbeitung bei den Domspatzen läuft, und Sie können inzwischen über Ihr Schicksal reden. Nun treffen Sie die Korntaler Opfer und konfrontieren sich erneut mit dem Thema.
Ich habe mit meinem Buch meinen privaten Abschluss gefunden. Ich arbeite in Regensburg noch in den Kuratorien mit, bis diese Arbeit abgeschlossen ist. Dann ist das aber auch gut. Es kann aber nicht sein, dass ich nicht helfe, wenn man mich bittet – und das war in Korntal der Fall –, ob ich nicht kommen könnte, um zu erzählen, wie es bei uns gelaufen ist. Das ist eine Bitte um Hilfe, der ich mich nicht verschließe.
Auch auf die Gefahr hin, dass es Sie persönlich noch einmal schmerzen kann?
Wenn man etwas aufarbeiten möchte, dann muss für die Zeit der Aufarbeitung das Einzelschicksal zurückgestellt werden. Hilfestellung, die ich geben kann und geben werde, bezieht sich auf Abläufe und Prozesse, nicht auf Einzelschicksale. Deshalb ist das für mich nicht mehr so schlimm, auch wenn mich die Schicksale berühren.
Detlev Zander hatte Sie eingeladen.
Ja, Aber ich kenne auch sein Schicksal nicht einmal genau.
Ihr Eindruck von dem Verlauf in Korntal?
Ich war total überrascht, dass die Betroffenen drei Jahre kämpfen, 300 Meldungen haben und nicht weitergekommen sind. Aber die Sache blieb sehr regional begrenzt, man hat es versäumt, das sehr hoch aufzuhängen. Die Betroffenen waren zu brav, und sie haben versucht, mit der Brüdergemeinde zu arbeiten. Das kann nicht der richtige Weg sein. Ich kann nicht mit einer Täterorganisation aufarbeiten.