Schrebergarten war gestern: nicht nur in Herrenberg schließen sich Hobbygärtner zusammen, um Gemüse, Blumen und Kräuter anzupflanzen und Gemeinschaft zu erleben.

Herrenberg - Für die Tomaten war der Sommer zu feucht. Die Regengüsse im August haben die meisten Stauden eingehen lassen. Dafür wuchern die Kürbisse im Herrenberger Gemeinschaftsgarten. Die Triebe sind längst über den Rand des Beetes hinaus gewachsen.Erst drei Monate ist es her, dass die Stadt Herrenberg einer Schar von Freiwilligen ein Grundstück in der Herrenberger Altstadt zur Verfügung stellte. Es liegt an der alten Stadtmauer unterhalb des Spielplatzes „Oberer Zwinger“ am Burgrain. Ein interkultureller Gemeinschaftsgarten soll hier entstehen – ein Ort, an dem sich unterschiedliche Menschen beim Unkraut jäten und Rasen mähen begegnen. Nicht nur Herrenberg fördert das Projekt: Unterstützung gibt es auch von einem bundesweiten Programm für mehr Toleranz.

 

Mehr als ein Dutzend Herrenberger engagieren sich inzwischen für das Projekt Gemeinschaftsgarten. Sie haben eine Trockenmauer aufgeschichtet und Gemüse, Blumen und Kräuter gepflanzt. Zu ernten gibt es bislang zwar nur einige Kürbisse, aber um den Ertrag geht es den Hobby-Gärtnern nur am Rande. „Gemüse kann ich ja auch im Supermarkt kaufen“, sagt Veronica Heiß, eine der Gemeinschafts-Gärtnerinnen. „Ich wollte etwas machen, wobei man andere Leute kennenlernt.“

Herrenberger mit deutschen und türkischen Wurzeln

Heiß stammt aus Venezuela, in Herrenberg lebt sie seit sieben Jahren. „Es ist nicht leicht, neben der Arbeit und der Familie mit anderen in Kontakt zu kommen“, erzählt sie. Der Gemeinschaftsgarten biete ihr dafür eine gute Gelegenheit.

Ausgebildete Landschaftsgärtner treffen in der Gruppe auf Laien wie Veronica Heiß, die bislang nur in einem kleinen Garten mit Pflanzen experimentiert hat. Herrenberger mit deutschen, türkischen, russischen und venezolanischen Wurzeln sind beim Gärtnern dabei. Die Teilnehmer haben auch darüber gesprochen, Flüchtlinge und Asylsuchende in das Projekt einzubinden. In der Anfangsphase sei das aber zu kompliziert erschienen, erzählt Frank Tesch, der sich von Beginn an beim Gemeinschaftsgarten engagiert hat. Nächstes Jahr könnte es einen neuen Anlauf geben.

Im Stuttgarter Norden ackern schon 80 Hobby-Gärtner

Gemeinschaftsgärten blühen aber nicht nur in Herrenberg auf. „Urban Gardening“, also städtische Gartenprojekte, liegen auch anderswo in der Region im Trend. Auf dem Stadtacker bei den Wagenhallen im Stuttgarter Norden ackern inzwischen fast 80 Gärtner, etwa 20 sind es in den Bunten Gärten von Esslingen.

Noch in diesem Herbst will auch Böblingen nachziehen. Auf einem Grundstück zwischen Brunnenstraße und Stadtpark soll ebenfalls ein Gemeinschaftsgarten entstehen. „Man könnte dort Kräuter aus aller Welt anpflanzen“, sagt Martina Hohberg, die als Böblinger Integrationsbeauftragte das Projekt koordiniert. Der größte Unterschied zu Herrenberg: während der Garten in der Gäustadt für jeden zugänglich ist, soll das Grundstück in Böblingen eingezäunt werden. So soll verhindern werden, dass Passanten die Hobby-Gärtner um die Früchte ihrer Arbeit bringen.

Gemeinschaftsgärten suchen Mitstreiter

Ein Märchenerzähler kommt zur „Langen Herrenberger Nacht der Kulturen“ am Freitag, 3. Oktober, um 19.30 Uhr in den Herrenberger Gemeinschaftsgarten. Zuhörer bekommen Minzsuppe mit selbst gezogenen Kräutern. Interessenten können unter gemeinschaftsgarten-hbg@web.de Kontakt zu den Gärtnern aufnehmen. Mehr Information unter http://gemeinschaftsgarten.mitmachstadt-herrenberg.de/

Wer in Böblingen mitgärtnern möchte, kann sich an die Integrationsbeauftragte Martina Hohberg unter der Nummer 0 70 31/66 92 47  1 oder integration@boeblingen.de wenden.