Eine Initiative aus Nachbarn hat sich ein Stück Stadt erobert und die Ecke Schwab-/Trauenstraße zu einem hübschen Platz gestaltet, an dem Leute jetzt gern verweilen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - A m Traubenplätzle an der Ecke Schwab-/Trauenstraße hockt die Nachbarschaft bei schönem Wetter gern mal beieinander. Ältere Leute legen auf der Holzbank Rast ein, und Eisesser geben sich hier dem süßen Genuss hin. Der Platz wird so selbstverständlich mit Beschlag belegt, als wäre es nie anders gewesen. Dabei war es ein langer Weg zur Behaglichkeit. Bis vor Kurzem nämlich war der Platz trotz aller baulichen Bemühungen der Stadt ein öder Winkel: Der Eckladen vor Jahren aufgegeben, die Rollläden heruntergelassen, der Platz davor mit Motorrädern zugestellt.

 

Das fanden einige Anwohner schade, überlegten sich was, präsentierten im Bezirksbeirat Verschönerungspläne. Ein knappes Jahr lang blieb die Initiative aus fünf Nachbarinnen und einem Nachbarsmädchen am Ball. Ihre Ideen wurden für gut befunden, und die Bürokratiemühlen begannen zu mahlen, berichtet Annik Aicher von der Initiative. Das Ordnungsamt war involviert, das Stadplanungsamt und das Tiefbauamt. Der Beauftragte für’s Urban Gardening stand mit Rat und Moos zur Seite. Erst mal musste Platz geschaffen werden. So wurde entlang der Traubenstraße auf einer Länge von knapp 1,5 Autoparkplätzen eine Stellfläche für motorisierte Zweiräder ausgewiesen. Die Initiative bestellte sodann bei einem Holzhändler in Waldenbuch einen drei Meter langen Fichtenstamm, der seither als Bank dient. „Es gibt in der Stadt viel zu wenig Sitzgelegenheit, wo man nichts konsumieren muss“, sagt Nicola Poppitz, dank derer die Bank mit Hilfe von Klötzen und einer Wasserwagen-App-gerade steht.

Sitzen ohne zu zahlen

Für das wohnliche Ambiente sorgen fünf halbierte Wein- und Whiskyfässer, die per Internet geordert worden sind. Nicht zufällig hat sich die Gruppe für diese Art der Pflanztröge entschieden. Denn vormals hatte es an dieser Stelle Weinberge, Obstgärten und Wiesen gegeben. An diese Vergangenheit wolle man erinnern, sagt Aicher – nicht nur mit den Fässern, sondern auch mit ihrer Bepflanzung. „Wir haben hier eine Mischung aus Weinbegleitpflanzen“, erklärt Poppitz und beginnt mit einer schier endlosen Aufzählung, die mit Heidenelke, Purpurklee und Dost beginnt, und die sich ab dichtblütiger Ziest und Färber-Kamille nicht mehr protokollieren lässt. Jedenfalls gedeiht in den Fässern allerhand Kraut. Inzwischen haben Aicher, Poppitz und ihre Mitstreiterin Henrike Luz die Flora mit Namenschilchen versehen. Jetzt braucht es noch ein paar Paten, die sich um die Tröge kümmern sowie die neuen Fahrradständer, die die Stadt versprochen hat.

Lauter charmante Ideen

Die Initiative will auch in Zukunft nicht bloß rumsitzen – so schön das jetzt auch sein mag. Der Platz soll für kleine Events genutzt werden. In der Vergangenheit gab es schon ein Weihnachtssingen und beim neuen Musikfest Kiezklang wurde das Traubenplätzle bespielt. „Wir wollen das hier richtig beleben“, sagt Aicher. Ein Kofferflohmarkt ist anvisiert, vielleicht eine Performance, Musik und auf jeden Fall ein Einweihungsfest. Henrike Luz malt sich ein gemeinsames Mahl aller Nachbarn aus: Jeder stellt einen Tisch aufs Trottoir mit etwas zu Essen oder zu Trinken, so dass sich die Traubenstraße entlang eine Festtafel ergibt, von der sich jeder nimmt.