Wie wirkt sich die Griechenland-Krise auf die Touristen aus? Reiseveranstalter sehen vorerst keine Stornierungswelle. Doch ihre Call-Center haben gut zu tun.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt/Main - Ausländer können in Griechenland auch weiterhin unbegrenzt Geld abheben – theoretisch. Doch angesichts der Warteschlangen vor griechischen Geldautomaten empfahl das Auswärtige Amt Hellas-Reisenden am Montag, sich schon vor dem Abflug mit „ausreichend Bargeld“ einzudecken. Schließlich ist keineswegs sicher, dass alle Geldautomaten auch wieder befüllt werden.

 

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) riet, vor allem kleine Scheine bis 50 Euro einzustecken. Größere Zahlungen könnten in Griechenland in der Regel mit EC- oder Kreditkarte beglichen werden, betonten auch die großen Reiseveranstalter. „Kreditkartenzahlungen sind in Griechenland sogar stärker verbreitet als in Deutschland“, sagte eine Tui-Sprecherin. Gleichwohl empfahl auch sie, Bargeld für Zahlungen in kleineren Restaurants und Geschäften mitzunehmen. Größere Ausgaben fielen für Pauschalreisende vor Ort in der Regel nicht an, weil Anreise und Übernachtung schon bei der Buchung bezahlt werden.

Nicht mehr Umbuchungen als sonst

„Man sollte schon eine Summe mitbringen, mit der man über den Anreisetag hinauskommt“, hieß es auch bei Thomas Cook. Urlauber, die sich bereits vor Einführung der Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland aufhielten, hätten sich am Montag noch problemlos mit Geld eindecken können, sagte ein Sprecher. „Die Geldautomaten waren am Sonntag zwar vielerorts leer, wurden aber wieder aufgefüllt.“ Stornierungen verzeichnete Thomas Cook zunächst nicht, „aber seit heute morgen registrieren wir in unseren Service-Centern viele Fragen zu den praktischen Auswirkungen: Die Leute fragen beispielsweise, ob in ihrem gebuchten Hotel alles in Ordnung ist.“ Tatsächlich sei die Lage auf den griechischen Inseln und in anderen typischen Urlaubsregionen bislang ruhig.

Auch bei Tui gab es am Montag kein Plus bei Umbuchungen oder Stornierungen: „Wir spüren dieses Phänomen nicht“, sagte Vertriebschef Ralf Horter bei der Vorstellung der Winterkataloge auf der Insel Kreta. Der Reiseveranstalter L’tur in Baden-Baden verzeichnete am Montag sogar noch neue Buchungen für Urlaubsziele in Griechenland. Auch bei Alltours und DER Touristik gingen keine Stornierungen ein. „Von der Wirtschaftskrise merken Sie auf Kreta und Rhodos wenig“, sage eine Sprecherin.

Der Tourismus ist von sehr großer Bedeutung

Obwohl die Schuldenkrise seit fünf Jahren andauert, haben sich die Besucherzahlen in Griechenland ab 2013 wieder erholt. Im vergangenen Jahr wurde mit 22 Millionen ausländischen Touristen ein Rekord erreicht. Elf Prozent davon kamen aus Deutschland – damit stellten die Bundesbürger die größte Besuchergruppe, trotz des immer lauter werdenden Streits zwischen Berlin und Athen.

Der Tourismus ist für die griechische Wirtschaft von sehr großer Bedeutung: Im Jahr 2013 wurde dort mehr als 16 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.