Das Alex 30 an der Alexanderstraße beherbergt seit mehr als zehn Jahren junge und alte Menschen aus aller Welt. Es ist das älteste Hostel in der Landeshauptstadt. Besitzer Frank Volkheimer hat sich das Konzept damals in Berlin abgeschaut.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Mitte - Urlaub im Hostel hat Addy Schultz eigentlich noch nie gemacht. Mit ihren 70 Jahren ist sie eigentlich nicht die Zielgruppe dieser Einrichtungen. Vor allem junge Menschen und Rucksacktouristen nutzen diese günstige Art der Übernachtung. Dieses Jahr hat aber der Sohn der Amerikanerin den Urlaub organisiert. Weil alles andere ausgebucht war, habe er seine Eltern in Stuttgart kurzerhand im Hostel untergebracht, erzählt die 70-Jährige. „Ich bin total begeistert. Es ist so nett hier und alles so sauber“, sagt die Amerikanerin über das Alex-30-Hostel an der Alexanderstraße 30. „Ich glaube, ich bin sogar die älteste Person, die jemals hier übernachtet hat“, sagt Addy. Aus dem US-Bundesstaat New Jersey ist Addy angereist, um den Sommer mit ihrem Mann beim Sohn zu verbringen. Der lebt in Heidelberg. In Stuttgart hat sie sich mit der Schwiegertochter das Kunstmuseum angeschaut, während ihr Sohn mit ihrem Mann im Mercedes-Museum war.

 

Das Alex 30 war das erste Hostel in Stuttgart

Vor rund zehn Jahren hat Frank Volkheimer das Hostel eröffnet. Um die Branche kennenzulernen, ist er seinerzeit nach Berlin gefahren und hat dort rund 20 Hostels angeschaut. „Ich habe mir von den dortigen Besitzern erzählen lassen, wie das geht“, sagt er. In Stuttgart sei er mit seinem Hostel der Pionier gewesen. „In Berlin gab es diese Szene natürlich schon länger.“ Und weil Hostelianer zusammenhalten und sich austauschen, habe er in der Hauptstadt viele Tipps bekommen. Eine Konkurrenzsituation gebe es nicht.

Zurück in Stuttgart hat sich Volkheimer ein Grundstück gesucht und sein erstes Hostel eröffnet. „Seitdem ist viel passiert“, sagt er. Damals seien die Unterkünfte noch wesentlich kühler und unpersönlicher gewesen. Der Gast bekam bei der Ankunft seine Bettwäsche in die Hand gedrückt und musste die Laken selbst überziehen. Heute wird das für die Gäste gemacht. Billig ist die Übernachtung immer noch. Knapp 20 Euro kostet das Bett im Mehrbettzimmer, acht Euro das Frühstück. Wer nicht mit fremden Menschen in einem Zimmer schlafen mag, der kann auch ein Einzel- oder Doppelzimmer wählen. Auch wird im Alex 30 nach Geschlechtern getrennt. „In Deutschland ist das oft so gewünscht“, sagt Volkheimer.

Heute hat das Alex 30 insgesamt 50 Betten, einen Frühstücksraum, eine Lounge mit einer Couch, Tischen und Stühlen und einer bunten Flyerwand. „Das war ein Studentenprojekt“, erzählt die Betriebsleiterin Sandy Hebner. Zudem gibt es eine Terrasse, wo die Gäste sitzen oder grillen können. Im oberen Stockwerk gibt es ein Penthouse mit sechs Betten und einem Balkon mit Blick über den Stuttgarter Talkessel.

Die Gäste kommen von der ganzen Welt; aus Spanien und Amerika stammen die meisten. Im Durchschnitt bleiben sie 1,7 Tage in Stuttgart. Die Rucksack-Touristen hätten in der Regel auch die gleichen Ziele: das Mercedes- und das Porschemuseum sowie die Fabrikverkäufe in Metzingen. „Dafür kommen die gezielt nach Stuttgart“, sagt Hebner, die von Beginn an im Alex 30 Hostel arbeitet.

Der typische Gast ist jung und reist um die Welt

Der typische Hostelgast ist jung, reist durch die Welt und hat keine fixen Pläne, sagt Volkheimer. Häufig seien es Amerikaner, die gerade fertig studiert haben und für zwei bis drei Monate durch Europa reisen. Abends treffen sich die Gäste an der Bar, sprechen darüber, was es wo zu sehen gibt, und manch einer ändert dann noch kurzfristig seine Pläne für den nächsten Tag.

Von Mai bis Oktober ist an der Alexanderstraße 30 die typische Zeit für junge Rucksack-Reisende. Ausgelastet ist das Hostel aber das ganze Jahr. Von November bis April seien häufig Messebesucher zu Gast. „Der Weihnachtsmarkt lockt immer viele Schweizer her“, sagt Hebner. Die Beschäftigten des finnischen Dorfes seien längst Stammkunden. Vor allem an die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land erinnert sich Hebner gern zurück. „An manchen Abenden saßen 22 verschiedene Nationen an einem Tisch und hatten Spaß zusammen.“

Typisch für ein Hostel ist es auch, dass die Angestellten in etwa im selben Alter sind wie die Gäste, sagt Hebner. Viele studentische Hilfskräfte arbeiten an der Alexanderstraße, mit den Gästen sind sie per Du. Die ganze Atmosphäre ist lockerer und familiärer als in einem Hotel.

Auch Addy Schultz aus New Jersey hat das gefallen. Niemand habe sie schräg angeschaut. „Mit den jungen Menschen bin ich toll ausgekommen“, sagt die 70-Jährige.