Urlaubszeit ist Reisezeit – auch für die Redaktion. In den Sommerwochen berichten wir deshalb nicht nur über Birkach, Plieningen, Sillenbuch und Degerloch, sondern auch von uns. Dieses Mal: Julia Barnerßoi über einen schlechten Scherz im Flugzeug.

Hilfe, ich werde hier gegen meinen Willen festgehalten – dieser Satz hätte uns in diesem Frühjahr fast den Anschlussflug nach Mexiko gekostet. Während des neunstündigen Flugs von Frankfurt nach Atlanta hat den nämlich jemand mit Lippenstift an den Spiegel der Flugzeugtoilette geschrieben. Bis zur Landung lassen sich die Stewards und Stewardessen nichts anmerken, kurz bevor die Maschine am Gate stoppt, wird das Personal jedoch etwas hektisch und befiehlt immer wieder durch den Lautsprecher, man möge sitzen bleiben. Das tut es ja nun immer, darum denkt sich auch niemand etwas dabei, und alle räumen weiter gut gelaunt ihre Rucksäcke aus den Gepäckfächern. Erst die etwas direktere Durchsage sitzt: „Auf dem Spiegel der Toilette wurde eine Nachricht gefunden. Die Air Marshals werden jetzt ins Flugzeug kommen.“ Prompt herrscht sitzendes Schweigen und schweigendes Sitzen.

 

Im Internet häufen sich die Horrorgeschichten

Nur in meinem Kopf ist lautes Chaos: Atlanta ist der größte Flughafen der Welt, wir haben zweieinhalb Stunden, um in den Flieger nach Mexiko umzusteigen, und im Internet häufen sich die Horrorgeschichten, dass dieser Flughafen nur aus langen Schlangen besteht. Ich sehe mich schon dem Flieger vom Boden aus hinterhergucken. Hilfe, ich werde hier gegen meinen Willen festgehalten, denke ich nun mir. Über den Inhalt der Botschaft mache ich mir zunächst keine Gedanken. Den kennen wir bis dato nämlich gar nicht, es hätte ja auch eine Bombendrohung sein können...

Schon stürmen bewaffnete schwarze Männer wie aus einem amerikanischen Actionfilm den Flieger und nehmen jemanden mit – paradoxerweise ein etwa 16 Jahre altes Mädchen mit Geigenkoffer, Typ katholische Landjugend. Nach weiteren gefühlten 30 Minuten kommt die Durchsage, dass die ganze Reisegruppe des Mädchens nun den Flieger verlassen soll, also der Rest der katholischen Landjugend. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Wenn das ein Scherz war, war er sehr sehr schlecht, besonders in Amerika. Das sollten sogar die Jungspunde wissen, die 2001 auch schon auf der Welt waren. Dann geht aber zum Glück doch alles ganz schnell. Bald dürfen wir aussteigen, rennen zu den Schlangen – Einreise, Stempel, Ausreise, Stempel, Big Mac bei McDonald’s, Einsteigen, und es geht weiter nach Mexiko. Arriba! Olé!