Ischia im Golf von Neapel liegt mitten in einem der aktivsten Erdbebengebiete der Welt. Wir sprachen mit dem Augenzeugen Luigi Polito, wie er das jüngste Beben erlebt hat.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart/Isola d’Ischia - Zwei Frauen sind am Montagabend (21. August) bei dem Erdstoß der Stärke 4,0 auf der Insel Ischia ums Leben gekommen. 39 Menschen wurden verletzt. Mitten in der Hochsaison verließen viele Touristen die seit jeher erdbebengefährdete Insel im Golf von Neapel. 1883 wurde die Orte Lacco Ameno und Casamicciola Terme im Norden der Insel durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Mehr als 2300 Menschen kamen damals ums Leben.

 

Schwaches Beben, großer Schaden

Am Montag (21. August) um 20.57 Uhr hatte die Erde auf Ischia zu beben begonnen. Der Erdstoß lag nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte INGV in einer Tiefe von fünf Kilometern. Geologen erklärten, dass das vergleichsweise schwache Beben vermutlich auch wegen der geringen Tiefe so großen Schaden anrichten konnte. Wir sprachen mit dem italienischen Physiotherapeuten Luigi Polito (65) aus der Gemeinde Forio im Westen der Isla D’Ischia, der das Beben hautnah miterlebt hat.

Karte des Erdbebengebietes

„Nach vier, fünf Sekunden war alles vorbei“

Herr Polito, was genau ist am Montagabend passiert?
Es war 20.57 Uhr Ortszeit. Meine Frau und ich waren in unserem Haus in Forio im Westen der Isola d’Ischia. Das Zentrum des Bebens war im Norden in Lacco Ameno und Casamicciola. Die ganze Insel hat gewackelt, aber nur in Casamicciola gibt es Schäden. Unser Haus hat ziemlich gebebt. Wir sind auf die Terrasse gerannt.
Ist Ischia schön öfters von Beben heimgesucht worden?
In 65 Jahren war es für mich das erste Mal, dass ich so etwas auf Ischia erlebt habe. Ich habe sofort gemerkt, dass es ein Erdbeben war. Nach vier, fünf Sekunden war schon wieder alles vorbei.
Der Golf von Neapel ist weltweit eine der gefährliches Vulkan- und Erdbebenregionen. Es hätte noch schlimmer kommen können?
Es hätte . . . Wir leben in einem Erdbebengebiet. Kampanien, die Phlegräischen Felder und der Golf von Neapel liegen inmitten eines geologisch aktiven Gebietes. Der Vesuv ist nur 20 Kilometer entfernt. Ischia ist durch einen Vulkanausbruch vor über 80 000 Jahren entstanden. Der letzte Ausbruch war vor mehr als 700 Jahren.
Haben Sie keine Angst dort zu leben?
Im Moment hatten wir Panik, weil wir nicht wussten, wie schwer das Beben ist. Es ist nur wenig zerstört worden. So schwer wie das Beben in den Irpinia-Bergen am 23. November 1980 in den Regionen Kampanien und Basilikata war es nicht. Damals hatten wir die Auswirkungen bis nach Neapel und Potenza mitbekommen. Ich persönlich mache mir keine Sorgen. Erdbeben sind ein Naturereignis. Dagegen kann man nichts machen. Wir müssen mit dieser Gefahr leben.