Am Donnerstag beginnen in Baden-Württemberg die Sommerferien. Wie man die schlimmsten Staus umfährt und was man beim Telefonieren im Ausland beachten sollte – dazu geben Experten Tipps.

Stuttgart - Von den Stauprognosen und den anziehenden Spritpreisen werden sich die Massen auch dieses Mal nicht abschrecken lassen. Davon ist Rainer Hillgärtner überzeugt: „Mehr als 50 Prozent der Urlauber sind mit dem eigenen Wagen unterwegs“, sagt der Mann vom Auto Club Europa. Die müssten in den nächsten Tagen viel Geduld aufbringen oder mit ein paar Tricks versuchen, der Blechlawine zu entkommen. Das erste August-Wochenende gilt auch wegen des Ferienstarts in Bayern und Baden-Württemberg als Höhepunkt der Reisewelle. Am Samstag, so lautet die Prognose, verdoppelt sich das Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen gegenüber dem Durchschnitt, am Freitag soll zeitweise sogar der dreifache Wert erreicht werden. „Die Fahrbahnkapazitäten reichen für diesen Andrang einfach nicht aus“, sagt Hillgärtner.

 

Er rät deshalb zum Ausweichen: „Am besten, Sie fahren antizyklisch, vor dem Stau her oder erst, wenn er sich aufgelöst hat.“ Auf den Sonntag oder einen anderen Tag auszuweichen wäre demnach ebenso eine Alternative wie ein Start in den ganz frühen Morgenstunden – etwa gegen zwei Uhr. Die andere Variante wäre ein sehr später Aufbruch. „Seinen eigenen Biorhythmus sollte man dabei aber berücksichtigen“, betont Hillgärtner. Moderne Technik bringt nach seiner Einschätzung wenig. Ob das Navi zuverlässig um den Stau herumführt, ist zweifelhaft, und eine perfekte Antistau-App für das Smartphone ist Hillgärtner auch nicht bekannt. So bleibt der Rat von Stauforschern, dass man trotz allem meist auf der Hauptverkehrsroute am schnellsten vorankommt.

Die Faustregel: alle zwei Stunden eine Pause machen

Unabhängig davon sollte die Planung auch die Pausen berücksichtigen. Sie beugen Ermüdung vor, dienen somit der Sicherheit und können die Laune heben. Als Faustregel empfehlen Experten, alle zwei Stunden eine kurze Auszeit zu nehmen und sich dabei auch zu bewegen. „Mit einem Hüpfseil lässt sich die ganze Familie in Schwung bringen“, rät Hillgärtner. Die Autoclubs geben zudem Tipps, wie sich bei der Reise Geld sparen lässt – etwa beim Tanken. In Österreich und Polen ist beispielsweise laut ADAC der Sprit deutlich günstiger als in der Bundesrepublik. Ganz anders in den Niederlanden oder in Italien: dort kostet ein Liter Super rund 30 Cent mehr als in Deutschland. In Frankreich dagegen liegen die Preise auf ähnlichem Niveau wie hierzulande.

Der Geldbeutel lässt sich zudem schonen, indem man Verkehrsverstöße im Ausland vermeidet oder im Falle des Falles Geldbußen rasch bezahlt. Mancherorts gewähren die Behörden dann einen Rabatt von bis zu 50 Prozent. Andererseits können nicht alle Verwarngelder aus dem Ausland bei uns eingetrieben werden. Nur wenn der Betrag – inklusive Verwaltungskosten – über 70 Euro steigt, vollstrecken die deutschen Behörden das sogenannte EU-Knöllchen; rund 18 000-mal war dies in der Vergangenheit der Fall. Wer allerdings die Buße gar nicht bezahlt, geht das Risiko ein, bei der nächsten Reise in das Ferienland noch kräftiger zur Kasse gebeten zu werden. Punkte gibt es übrigens für Verstöße im Ausland hier nicht, und die Regeln sind zum Teil unterschiedlich. Minikameras, die den Verkehr von der Windschutzscheibe aus filmen, sind zum Beispiel in Österreich verboten.

Seit 1. Juli gibt es bei Telefongebühren Höchstgrenzen

Deutlich entspannter als in früheren Jahren können Urlauber in diesem Sommer im Ausland mobil telefonieren. Die Zeiten, in denen am Ende des Urlaubs der Schock über die Telefonrechnung stand, gehen allmählich zu Ende. Die EU möchte, dass die gefürchteten Roaming-Gebühren bald ganz der Vergangenheit angehören. Deswegen hat sie den Gebührentabellen der Anbieter schon für diesen Sommerurlaub erneut eine Diät verordnet.

Seit dem 1. Juli gibt es neue Höchstgrenzen: Eine Minute Telefonieren im Ausland darf seitdem einschließlich Mehrwertsteuer nicht mehr als 22,6 Cent kosten. Das sind netto fünf Cent weniger als vorher. Die SMS aus dem Ausland verbilligt sich von 9,5 auf höchstens 7,1 Cent. Im Ausland zahlt auch, wer angerufen wird. Die Höchstgebühr dafür liegt jetzt bei etwa sechs Cent pro Minute.

Außerhalb der EU gibt es keine Tarifobergrenzen

Es wird allerdings weiterhin Telefontarife geben, die etwa Extragebühren für den Verbindungsaufbau enthalten. Das verteuert Kurzgespräche. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg empfiehlt daher, sich vor der Abreise genau zu erkundigen und eventuell den Tarif zu wechseln. Wichtig auch: außerhalb der Europäischen Union gibt es keine Tarifobergrenzen. Dort kann selbst eine eingeschaltete Mailbox teuer werden.

Für das Megabyte heruntergeladene Daten, etwa beim Surfen, dürfen die Anbieter in der EU sogar nur noch weniger als die Hälfte verlangen: 23,8 statt 53,5 Cent. Abrechnen müsse der Anbieter das pro Kilobyte, sagt die Verbraucherzentrale in einer Übersicht im Internet (www.vz-bawue.de). Vorgeschrieben ist zudem, dass ein ausdauernder Surfer bei einem Rechnungsbetrag von 50 Euro gewarnt wird. Bei 60 Euro wird die Verbindung automatisch getrennt – sofern keine anderen Regeln vorher vereinbart wurden. Dieser Schutz gilt auch in vielen Ländern außerhalb der EU.

Das automatische Aktualisieren von Apps abstellen

Dringend empfohlen wird, in den Tiefen der Menüs des Smartphones das automatische Aktualisieren von Apps abzustellen, denn das kann beträchtlich zu den Kosten für Datenroaming beitragen. Wer trotzdem surfen und Apps aktualisieren will, sollte sich ein Wlan suchen, etwa in einem Hotel. Hinweis der Verbraucherzentrale: Online-Banking ist über eine fremde Wlan-Verbindung natürlich tabu, aus Sicherheitsgründen.

Es wird eng auf den Routen gen Süden und Norden

Prognose Der ADAC sagt voraus, dass am nächsten Wochenende die „heiße Phase“ des Reiseverkehrs beginnt. Die Prognose fällt leicht, denn in dieser Woche beginnen in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bremen die Sommerferien. Damit sind in ganz Deutschland die Schulen geschlossen. Während für viele der Urlaub beginnt, kehren andere schon wieder zurück.

Strecken Die Abschnitte, auf denen der ADAC Staus erwartet, sind die traditionellen Problemzonen. Dazu gehören die Großräume um Städte wie Hamburg, Berlin, Stuttgart oder München sowie die klassischen Routen der Urlauber. In Baden-Württemberg ist dies besonders die A 8, die von Karlsruhe über Stuttgart und München nach Salzburg führt, sowie die A 81 zwischen Stuttgart und Singen. Auch die A 6 zwischen Mannheim und Heilbronn und die A 5 nach Basel dürften zeitweise dicht sein.