Ein junger Mann, der seine Ex-Frau mit einem Messer lebensgefährlich verletzt hat, muss sieben Jahre in Haft. Bei der Urteilsverkündung bricht der Angeklagte zusammen und wird ärztlich versorgt.

Ludwigsburg - Dramatisches Ende in dem Prozess gegen einen jungen Mann, der im vergangenen Mai seine damalige Ehefrau in Ludwigsburg mit einem Messer attackiert und lebensgefährlich verletzt hat: Während der Urteilsverkündung am Mittwoch im Stuttgarter Landgericht erlitt der 25-Jährige einen Kreislaufkollaps und musste ärztlich versorgt werden. Der Vorsitzende Richter Jörg Geiger unterbrach deshalb die Sitzung für rund eine Stunde, bis der Angeklagte sich erholt hatte und wieder in den Saal gebracht werden konnte. Weil er sich zuvor offenbar eine Auseinandersetzung mit den Justizbeamten geliefert hatte, wurde er dabei von einigen Sicherheitskräften begleitet, auch waren die Füße und Hände des Mannes gefesselt.

 

Die Richter sehen keine Mordmerkmale

Ungeachtet dieses Zwischenfalls verkündete die Kammer am Mittwoch ihren Schuldspruch und verurteilte den Mann zu sieben Jahren Haft wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Elektroingenieur am 13. Mai in der Wohnung eines Bekannten seine damalige Ehefrau, die inzwischen die Scheidung eingereicht hat, zunächst schlug und später mit einem Küchenmesser angriff.

Insbesondere ein Stich in den Bauch der 25-Jährigen war lebensgefährlich, verletzte die Klinge doch die Lunge der Frau. Das Opfer musste im Krankenhaus notoperiert werden und überlebte die Attacke. Insgesamt sieben Mal stach der Angeklagte zu, neben dem Bauch verletzte das Messer auch den Rücken, die Schulter und einen Arm des Opfers. Die Schwester der 25-Jährigen und ein Bekannter konnten den Mann an weiteren Übergriffen hindern, woraufhin er aus der Wohnung flüchtete. Die Polizei nahm ihn kurz nach der Tat in der Pflugfelder Straße fest. Das Messer brachte der Mann offenbar aus der ehemals gemeinsamen Wohnung des Paares in Korntal-Münchingen mit – so sagte es die Frau vor Gericht aus.

Das Opfer bekommt 4000 Euro Schmerzensgeld

Der Staatsanwalt hatte in seinem Plädoyer acht Jahre Haft gefordert, sahen die Ermittler in der Tat doch einen versuchten Mord – aber die Richter entschieden nun anders. Es sei ein ganzes Bündel von Motiven erkennbar, sagt der Vorsitzende Jörg Geiger, manche würden für einen versuchten Mord sprechen, andere dagegen. Letztendlich erkannte die Kammer die notwendigen Mordmerkmale jedoch nicht und entschied daher auf Totschlag.

Dem Opfer, das in dem Verfahren als Nebenklägerin auftrat, wurde am Mittwoch ein Schmerzensgeld von 4000 Euro zugesprochen. Die Frau hatte zum Prozessauftakt vorige Woche ausgesagt, dass ihr Mann schon länger gewalttätig gewesen sei. Im November vergangenen Jahres seien sie beide aus dem Libanon über die Türkei und Griechenland nach Deutschland gekommen und hätten schließlich im Februar eine Wohnung in Korntal-Münchingen bezogen. Immer wieder kam es in der Beziehung offenbar zu Gewalt, weswegen das Amtsgericht Besigheim eine Kontaktsperre verhängte, nachdem die Frau ausgezogen war und die Scheidung eingereicht hatte. Trotzdem habe ihr Mann ihr immer wieder aufgelauert und sie bedrängt, sagte die 25-Jährige – so auch am Tattag.

Zusammen mit einer Freundin habe sie den Angeklagten zufällig in der Nähe des Ludwigsburger Bahnhofs getroffen und sei mit ihm in die Wohnung gegangen.