Seit ihr ein Studienplatz an der Uni Michigan zugunsten eines nicht-weißen Mitbewerbers verwehrt wurde, kämpft eine Frau in den USA gegen die „positive Diskriminierung“. Nun gab ihr der Supreme Court Recht.

Washington - Als das Urteil gefallen war und klar wurde, dass es Minderheiten in den USA demnächst womöglich schwerer haben werden, einen Studienplatz zu bekommen, stieß Jennifer Gratz einen Freudenschrei aus. „Das ist ein großer Sieg“, sagte sie. Die 37-Jährige kämpft seit bald 20 Jahren gegen die „Affirmative Action“ – ein Gesetz, das Frauen, Afroamerikaner und Latinos bevorzugt, wenn sie sich an öffentlichen Hochschulen bewerben. Seit sie 2003 eine Klage gegen die Universität von Michigan gewonnen hat, ist die Frau in interessierten Kreisen eine Berühmtheit.

 

Bürgerrechtler sind empört

Nun hat ihr sogar der Oberste Gerichtshof in Washington indirekt Recht gegeben. Mit sechs zu zwei Stimmen entschieden die Richter, dass der Bundesstaat Michigan im Jahr 2006 das System der positiven Diskriminierung per Volksentscheid verbieten durfte. Sie fällten damit keine grundsätzliche Entscheidung gegen die „Affirmative Action“, aber Experten sagen voraus, dass damit ähnliche Verbote in Texas, Kalifornien und Florida ebenfalls unangetastet bleiben dürften. Und vielleicht werden weitere Bundesstaaten die Bevorzugung einzustellen. Das wäre der Anfang vom Ende eines Gesetzes, das 1965 zu Hochzeiten der afroamerikanischen Bürgerbewegung in Kraft trat. Bürgerrechtler monierten bereits empört, dass der Anteil von Minderheiten unter den US-Studenten gesunken sei und nach dem Urteil weiter sinken werde.

Die nächste Kampfansage

Anders sieht das freilich Jennifer Gratz. Die Tochter eines Polizisten und einer Sekretärin aus einem Vorort von Detroit sagte, die Amerikaner wünschten sich seit Jahrzehnten sozusagen farbenblinde Unis, die Studenten nicht mehr nach Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe beurteilten. Mitte der 1990er Jahre war ihr ein Studienplatz an der Uni Michigan versagt worden, obwohl sie – so ihre Behauptung – besser qualifiziert gewesen sei als mancher nicht-weiße Mitbewerber. Gratz ist mittlerweile Mitglied einer Stiftung, die das Ende der positiven Diskriminierung verlangt. Nebenbei versucht sie noch andere Gesetze zu kippen. Mit ihrem Mann betreibt sie eine kleine Brauerei in Fort Myers in Florida. Dort darf Bier nicht in Flaschen verkauft werden, die knapp zwei Liter fassen. Eine „Eselei“ nennt Gratz diese Vorschrift. Auch eine Kampfansage.