Nach den Enthüllungen über die Foltermethoden der CIA herrscht weltweit Entsetzen. Der Geheimdienst heuerte private Fremdfirmen für seine Verhöre an.

Washington - Der US-Geheimdienst CIA hat offenbar große Teile seines Foltergeschäfts über Jahre hinweg an eine Fremdfirma ausgelagert. Das geht aus dem Bericht des US-Senats hervor, der jetzt in Washington veröffentlicht wurde und weltweit Empörung ausgelöst hat. Demnach erhielt das Unternehmen zweier US-Psychologen für Entwicklung und Ausführung der „erweiterten Verhörmethoden“ mehr als 80 Millionen US-Dollar. Besonders bemerkenswert: Die beiden Männer waren zuvor nicht als Verhörexperten oder Kenner der Terrorszene aufgefallen. Im Senatsreport werden die Psychologen mit ihren Decknamen „Swigert“ und „Dunbar“ benannt.

 

Nach Medienberichten, die sich auf Geheimdienstkreise berufen, handelt es sich um James Mitchell und Bruce Jessen, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit der CIA ins Geschäft kamen. Nach Beratungen mit den Psychologen entwickelte die CIA ihr Programm der „erweiterten Verhörmethoden“, das auch Waterboarding, tagelangen Schlafentzug und den Einsatz lauter Musik umfasste. Auch die Methode, Gefangene an die Wand zu schleudern, um ihnen Informationen zu entlocken, soll eine Idee der Psychologen gewesen sein. Einige Vorschläge waren so grausam, dass der Chef der CIA-Verhörabteilung in einer E-Mail an Kollegen erklärte, er wolle mit diesen Ideen nichts zu tun haben.

Als die Männer anheuerten, hatten sie laut Senatsbericht weder Erfahrung mit Verhören noch „Spezialkenntnisse über Al-Kaida“. Auch habe es „Swigert“ und „Dunbar“ an „relevanter, kultureller oder linguistische Expertise“ gemangelt. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein sprach während der Vorstellung des Reports im Senat von einer „Verletzung professioneller Richtlinien“. Von 2005 bis zur Einstellung des Programms im Jahr 2009 wurden laut Bericht etwa 85 Prozent der Verhöre nicht von CIA-Agenten, sondern privaten Folterknechten geführt.

Für Terror-Verhöre waren die Agenten nicht vorbereitet

Eine Erklärung, warum die CIA auf diese Psychologen verfiel, liefert der Bericht nicht. Möglicherweise lag es daran, dass sich der Geheimdienst nach dem 11. September 2001 mit der neuen Aufgabe, Terrorverdächtige einer Spezialbehandlung zu unterziehen, überfordert sah. Die „New York Times“ schrieb, der Bericht zeichne das Porträt eines Geheimdienstes, dessen Agenten für ihre neue Rolle als Führer von Verhören und Gefängniswärter völlig unvorbereitet gewesen seien.

Einer der Psychologen lehnte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters jeden Kommentar zu den Darstellungen in dem Bericht ab. „Sprechen Sie mit der CIA“, sagte James Mitchell. Der US-Auslandsgeheimdienst zeigte sich bislang wenig einsichtig. CIA-Direktor John Brennan erklärte, in der Anfangsphase sei es zu Fehlern gekommen, weil die Agenten nicht genügend auf ihre Arbeit vorbereitet gewesen seien. Es treffe aber nicht zu, dass die CIA die Regierung über ihr Vorgehen getäuscht habe. Auch hätten die Verhöre sehr wohl zu Informationen geführt, mit denen Anschläge verhindert worden seien.

Über das Ausmaß der CIA-Folter herrschte weltweit Entsetzen. „Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, forderte der UN-Sonderberichterstatter für Terrorismusbekämpfung und Menschenrechte, Ben Emmerson. Die EU-Kommission erklärte, die Zusage von Präsident Barack Obama, dass solche Praktiken nie wieder angewendet würden, solle in ein Gesetz gefasst werden. Chinas Staatsfernsehen erklärte, der Bericht sei ein „schwerer Schlag ins Gesicht der US-Regierung“. Die polnische Staatsanwaltschaft, die wegen eines geheimen CIA-Gefängnisses in Polen ermittelt, will die Herausgabe des US-Reports erwirken.