Die US-Marineinfanterie ist stolz darauf, eine harte Truppe zu sein. Auch immer mehr Frauen stoßen mittlerweile dazu. Allerdings müssen Rekruten mindestens acht Klimmzüge schaffen – für viele Soldatinnen erwies sich das als unüberwindbare Hindernis.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Die US-Marineinfanterie ist stolz darauf, eine knallharte Truppe zu sein. Wer jemals in Stanley Kubricks Vietnamfilm „Full Metal Jacket“ aus dem Jahr 1987 die Szenen gesehen hat, in denen ein kahl geschorener Ausbilder die zitternden Rekruten mit einem im Zentimeterabstand vor den Gesichtern gebrüllten „Es heißt: Yes, Sir!!!!“ demütigt, dem kommt – bei allem gebührenden Respekt – die deutsche Bundeswehr eher wie eine friedfertige Truppe vor. Doch seitdem der damalige US-Verteidigungsminister Leon Panetta vor rund einem Jahr das bisherige Verbot des Einsatzes von Frauen in Kampftruppen aufhob, streben auch weibliche Rekruten in diese Elitestreitkraft, die selbst für die gewiss nicht zimperlichen Maßstäbe des amerikanischen Militärs ausgesucht strenge Rituale pflegt.

 

Gelobt sei, was hart macht

Am besten acht, aber mindestens drei Klimmzüge wollte die Truppe seit Jahresbeginn auch ihren Soldatinnen im Rahmen eines neuen Ausbildungsplans abfordern– denn gelobt sei, was hart macht. Doch bei Probeläufen wurde klar, dass dann sozusagen die Reckstange zur unüberwindbaren Hürde für die Gleichstellung der Geschlechter in den US-Streitkräften würde. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen an einem Training habe keine drei Klimmzüge geschafft, ließ die US-Marineinfanterie nun verlauten – übrigens durch eine Sprecherin.

Anstrengung für ein weiblicheres Image

Für das Image der Marineinfanterie, wo Frauen sich schon 2012, kurz vor dem Dekret des Verteidigungsministers, per Gerichtsverfahren in Kampfeinheiten einklagen wollten, schien das fatal. Frauen stellen im US-Militär heute etwa 15 Prozent des Personals, zumeist in Unterstützungseinheiten, die aber nach der Erfahrung der Kriege im Irak und Afghanistan oft keinen Schutzraum bieten, sondern ebenfalls unter Beschuss geraten. Die neue Anforderung wurde vorerst ausgesetzt – sozusagen ein Klimmzug für die Emanzipation. Man wolle Frauen keine unüberwindlichen Hürden in den Weg legen, hieß es. Doch für die in der Truppe wohl immer noch zahlreichen Machos bleibt ein heimlicher Trost: Die Ausbildung insgesamt hat sich wegen der erbarmungslosen körperlichen Anforderungen als hart genug erwiesen – von den wenigen weiblichen Bewerbern hat bisher kaum eine Frau durchgehalten.