Das US-Unternehmen KKR sichert sich nach der Mehrheit des Stammkapitals nun auch die Mehrheit der Vorzugsaktien. KKR plant, den Küchenspezialisten von der Börse zu nehmen und könnte danach alle wichtigen Entscheidungen im Alleingang treffen.

Stuttgart - Beim Küchenausstatter WMF haben Finanzinvestoren künftig uneingeschränkt das Sagen. Ein vom US-amerikanischen Finanzinvestor KKR vorgelegtes Kaufangebot für WMF-Vorzugsaktien war erfolgreich, teilte KKR am Donnerstag mit. Zusammen mit dem zweiten WMF-Großaktionär, dem österreichischen Finanzinvestor Fiba, werde eine Beteiligungsquote von etwa 90,3 Prozent erreicht. KKR hatte über seine Holdinggesellschaft Finedining Capital zunächst 53 Euro pro Aktie angeboten und das Angebot später noch einmal auf 58 Euro erhöht. Es war am Montagabend ausgelaufen.

 

KKR beabsichtigt nun, die WMF-Aktie von der Börse zu nehmen. Dazu sollen die Anteile der verbliebenen Minderheitsaktionäre über ein sogenanntes Squeeze-out, einen Zwangsausschluss, „gegen eine angemessene Barabfindung“ gekauft werden, wie KKR im Juli verlauten ließ. Zum weiteren Vorgehen wurde am Donnerstag nichts bekannt. Beobachter gehen davon aus, dass die 1853 in Geislingen gegründete Württembergische Metallwarenfabrik Aktiengesellschaft, die seit 1887 börsennotiert ist, in den kommenden Monaten in eine oder mehrere GmbH umgewandelt werde. Das wäre eine Voraussetzung dafür, dass nicht nur die Aktien von der Börse verschwinden, sondern künftig auch keine Hauptversammlungen mehr abgehalten werden müssten, auf denen die Unternehmensführung mit kritischen Fragen konfrontiert werden könnte. KKR und Fiba hielten bisher zusammen gut 66 Prozent der WMF-Stammaktien. Durch den Kauf von 74,7 Prozent der Vorzugsaktien, die bislang insgesamt mehr als 33,2 Prozent des Gesamtkapitals des Küchenspezialisten ausgemacht hatten, haben die beiden Großaktionäre die vollständige Kontrolle.

Der Betriebsrat spricht vom Ende einer Ära

Das WMF-Betriebsratsmitglied Jürgen Peters sprach am Donnerstag vom Ende einer Ära. WMF sei das älteste börsennotierte Unternehmen in Baden-Württemberg. Die KKR-Verantwortlichen könnten nun „schalten und walten, wie sie wollen“. Dabei gehe es vor allem darum, dass Ausgaben, die der Finanzinvestor für den Konzernumbau und auch für den kommenden Aktienankauf aufbringen muss, wieder einzuspielen. KKR könne etwa die mit 53 Prozent relativ hohe Eigenkapitalquote des Unternehmens dazu nutzen, um eigene Schulden zu finanzieren, so Peters. Die Amerikaner müssten dafür niemandem Rechenschaft ablegen. Eine andere Möglichkeit sieht der Arbeitnehmervertreter im Verkauf von Grundstücken und Immobilien des Traditionsunternehmens an andere Investoren. Als Beispiel nannte er das firmeneigene Outletcenter in der Geislinger Fischhalle, in dem neben WMF auch andere Hersteller vertreten sind.

Die Belegschaft sei durch den laufenden Stellenabbau ohnehin schon stark verunsichert, erläuterte Peters. Hintergrund ist ein striktes Sparprogramm, das WMF von KKR auferlegt wurde. Mehr als jede zehnte von konzernweit 6100 Stellen droht wegzufallen, gut 50 Filialen werden geschlossen und 33 Logistikzentren an zwei Standorten gebündelt. „Die Angst ist da, dass es ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Untergang von WMF ist“, so der Betriebsrat.

Der letzte Vorstand aus der Zeit vor KKR geht

Eine weitere Mitteilung bestätigte am Donnerstag den Eindruck, dass zwei Jahre nach dem Einstieg von KKR endgültig eine neue Zeitrechnung in Geislingen angebrochen ist. Ulrich Müller, der bisherige Leiter des Kaffeemaschinen- und Hotelgeschäfts, verlässt das Unternehmen. Er war das letzte verbliebene Vorstandsmitglied, das schon unter dem KKR-Vorgänger, dem Schweizer Finanzinvestor Capvis, bei WMF gearbeitet hat. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende Peter Feld war erst nach der Übernahme des Konzerns durch den US-Finanzinvestor eingesetzt worden, ebenso der Finanzchef Bernd Stoeppel.

„KKR hat von Anfang an beabsichtigt, die Alleinherrschaft zu übernehmen“, sagte Bernd Rattay, der Geschäftsführer der IG Metall Göppingen-Geislingen und WMF-Aufsichtsratsmitglied. Der Investor könne das Unternehmen nun ohne Einschränkungen nach seinen Vorstellungen umbauen, damit es sich eines Tages optimal weiterverkaufen lasse. Die zentrale Rolle dabei spielten weder Traditionen oder Aktionäre noch Produkte, Standorte oder Mitarbeiter. „Das Ziel von KKR ist es, den Unternehmenswert zu verdoppeln.“ Dieser Strategie werde von den dafür ausgewählten Managern alles andere untergeordnet. „Die Beschäftigten sehen das natürlich anders“, so Rattay, „die fragen, was kommt noch alles auf uns zu.“