Zum Ende der Vorwahlen um die US-Präsidentschaft machen Clinton und Trump zumindest rechnerisch alles klar. Clinton ist die erste Frau in den USA, die für die Demokraten als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht.

Washington - Historische Entscheidung in den USA: Hillary Clinton wird aller Voraussicht als erste Frau die Demokraten in den Präsidentschaftswahlkampf der USA führen. Mit Siegen in drei Vorwahlstaaten überschritt die frühere Außenministerin und First Lady die dafür nötige Delegiertenzahl deutlich.

 

Bei den Republikanern war der New Yorker Milliardär Donald Trump in fünf Vorwahlen einziger Kandidat. Der umstrittene politische Quereinsteiger überschritt am Dienstag die Nominierungsschwelle von 1237 Delegierten.

Clinton vereint nun nach Ende fast aller Vorwahlen eine Mehrheit der demokratischen Delegierten auf sich. Sie braucht für die Nominierung auf dem Parteitag im Juli die Stimmen einiger Super-Delegierter, von denen ihr aber bereits Hunderte ihre Zustimmung zugesichert haben.

Clinton erklärte sich in New York zur Siegerin. Strahlend und ganz in weiß gewandet rief sie: „Es ist das erste Mal in der Geschichte unseres Landes, dass eine Frau die Kandidatin einer großen Partei sein wird. Wir haben einen Meilenstein erreicht.“

Obama gratuliert Clinton

US-Präsident Barack Obama gratulierte Clinton zu ihrem Sieg und ihrem „historischen Wahlkampf“. Er dankte auch Vermonts Senator Bernie Sanders für einen Wahlkampf, der Millionen Amerikaner elektrisiert habe. Obamas Sprecher erklärte, der Präsident werde Sanders am Donnerstag im Weißen Haus treffen.

Trump rief die Republikaner eindringlich zur Geschlossenheit auf. „Sie geben mir die Ehre, die Partei zu führen“, sagte er bei New York. „Wir schließen nun ein Kapitel der Geschichte und beginnen ein anderes.“

Der Milliardär gab sich in seiner Rede betont staatsmännisch und zurückhaltend, integrativ und positiv. „Ich werde Euch stolz auf Eure Partei und die Bewegung machen“ sagte Trump. Er danke jedem einzelnen Wähler. „Und denen, die jemand anders gewählt haben, sage ich: Ich werde mich sehr, sehr anstrengen, um Eure Unterstützung zu gewinnen.“

Trump wurde auch am Wahltag selbst noch aus dem Establishment für seine Positionen und Haltungen kritisiert. „Ich bevorzuge immer den Frieden“, sagte Trump, „ich beziehe immer alle Parteien ein, und ich werde immer alle miteinbeziehen.“

Scharf griff Trump Clinton an. „Die Clintons haben die Kunst der Bereicherung in eine eigene Kunstform verwandelt“, sagte Trump. Mit der Nutzung eines privaten Servers für ihre E-Mails habe Clinton als Außenministerin die Sicherheit des ganzen Landes gefährdet. „Das letzte, was wir brauchen, ist Clinton im Weißen Haus oder eine Fortsetzung des Obama-Desasters“, sagte Trump.

Direkt wandte sich Trump an die Sanders-Anhänger: „Wir heißen Euch mit offenen Armen willkommen!“, sagte Trump.

Clinton greift Trump scharf an

„Es geht nicht um Republikaner oder Demokraten“, sagte Trump. „Es geht nicht um Spezialinteressen. Es geht um das amerikanische Volk.“ Auch wolle er sich um die Afroamerikaner kümmern, denen so lange Unrecht zugefügt worden sei, außerdem um die maroden und verkommenen Innenstädte. Trump sagte: „Ihr seht hier keinen Politiker kämpfen, sondern mich. Ich werde Amerikas Champion sein.“

Clinton griff in ihrer Siegesrede in New York Trump scharf an. „Er will die Amerikaner gegeneinander aufbringen“, sagte sie. „Trump ist charakterlich nicht geeignet, Präsident zu sein“, wiederholte sie. „Er will gewinnen, indem er Angst schürt und Salz in Wunden reibt und uns täglich daran erinnert, wie toll er ist.“

Es werde in diesem Wahlkampf um nicht weniger als das Selbstverständnis der Vereinigten Staaten gehen, sagte Clinton. „Es geht darum, was wir sind“, sagte sie und fügte hinzu: „Wir sind ein Land mit fairer Einstellung und Freiheit und Gerechtigkeit für alle.“

Clintons Konkurrent Sanders hatte eine bemerkenswert schlechte Wahlnacht. Ihm waren bis zu vier von sechs möglichen Siegen zugetraut worden. Er siegte aber lediglich in North Dakota. Clinton gewann New Jersey, New Mexiko und South Dakota. Sie lag auch in Montana vorne.

In Kalifornien, dem mit Abstand größten US-Vorwahlstaat, lag Clinton nach einem Viertel der ausgezählten Stimmen mit knapp 63 Prozent vor Sanders. Der dortige Ausgang ist für Clintons Schwung für den Gesamtwahlkampf sehr wichtig.