Europas größter Softwarekonzern zählt sich jetzt schon zu den Gewinnern unter US-Präsident Trump – denn wirtschaftlicher Wandel bedeutet Wachstum für SAP, so Vorstandschef Bill McDermott.

Walldorf - Europas größter Softwarekonzern SAP wird nach Überzeugung von Vorstandschef Bill McDermott zu den Gewinnern des wirtschaftlichen Wandels in den USA unter Präsident Donald Trump gehören. Dessen Abkehr von Freihandelsabkommen mit dem Rest der Welt können McDermott, wie Trump in New York aufgewachsen, nicht schrecken. Die neue US-Regierung werde die Wirtschaft aufscheuchen, erklärte der SAP-Chef am Dienstag in Walldorf. Viel werde in Bewegung kommen, was dem weltweit größten Anbieter von Software für Firmen und Verwaltungen nützen könne. „Wandel bedeutet Wachstum für SAP“, sagte McDermott. „Es gibt eine Menge Angst, aber auch eine Menge Chancen - und Angst plus Chancen ergeben Umsatz und Kommerz“, erklärte er im Interview mit Reuters.

 

Die USA sind der größte Einzelmarkt von SAP mit einem Umsatz von gut sieben Milliarden Euro im vergangenen Jahr, etwa ein Drittel der Gesamterlöse von 22,2 Milliarden Euro. Etwa jeder dritte der insgesamt 84.000 Beschäftigten arbeitet in den Vereinigten Staaten. Staatliche Stellen gehören zu den größten Kunden. Trumps Pläne für eine effizientere Verwaltung werde SAP mit seiner Software dick ins Geschäft bringen, erklärte der Amerikaner, der seit 2010 an der Spitze des Dax-Unternehmens steht. Auch der bevorstehende Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union sei bereits spürbar, der Umsatz sei dort kräftig gestiegen. „Ob Brexit oder andere geopolitische Verschiebungen in der Wirtschaft, das alles hilft SAP“, sagte McDermott.

Höhere Wachstumsziele

Im Vergleich zu den Rivalen Oracle und IBM hat SAP den Umstieg der Kunden von Softwarelizenzen auf Cloud-Programme, die bedarfsgerecht über das Internet abonniert werden, gut bewältigt. Während die Nordbadener den operativen bereinigten Gewinn weiter steigern konnten, und das bisherige Hauptgeschäft Lizenzen nicht schrumpft, kämpft IBM mit sinkendem Umsatz und Oracle mit Gewinnschwund. Bereinigt um Sondereffekte verdiente SAP im vergangenen Jahr 6,6 Milliarden Euro, rund vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz mit Cloud-Produkten schnellte das vierte Jahr in Folge um mehr als 30 Prozent nach oben, bereinigt um das Wachstum aus milliardenschweren Zukäufen, wie Finanzvorstand Luka Mucic erklärte.

McDermott traut SAP deshalb bis 2020 etwas mehr Wachstum zu als bisher. Der Umsatz soll dann 28 bis 29 Milliarden Euro erreichen statt den bislang erwarteten 26 bis 28 Milliarden. Bei der Prognose für den operativen Gewinn packte das Management am unteren Ende der Prognosespanne 500 Millionen Euro auf 8,5 Milliarden Euro drauf, ließ die Obergrenze aber unverändert bei neun Milliarden Euro. Auch den Ausblick für 2017 hob SAP leicht an, blieb dabei aber hinter den Erwartungen von Analysten zurück.

Das Gewinnziel werde nicht stärker erhöht, da SAP in den kommenden Jahren noch viel in das Cloud-Geschäft investieren wolle, betonte Mucic. Die Hersteller von Firmensoftware stecken seit Jahren im Wandel: Die Kunden steigen immer mehr auf Software um, die sie über die Internet-Cloud abonnieren statt sich Lizenzen mit hohen Einmalzahlungen zu kaufen und bei sich zu installieren. Neue Konkurrenz durch reine Cloud-Unternehmen wie Salesforce erhöhte den Druck.

„Aufgepumpt und bereit loszulegen“

„Wir hatten ein herausragendes Jahr 2016 und beginnen 2017 mit einem enormen Momentum“, erklärte McDermott. Der Umsatz soll um rund sechs Prozent steigen auf bis zu 23,6 Milliarden Euro, der bereinigte Vorsteuergewinn auf bis zu sieben Milliarden Euro klettern. „Wir sind aufgepumpt und bereit loszulegen“, ergänzte der Basketballfan. Während der Umsatz mit der Mietsoftware 2016 um 30 Prozent auf knapp drei Milliarden zulegte, kletterte der Erlös mit Lizenzen nur um ein Prozent auf 4,86 Milliarden Euro. Immerhin schrumpft das Lizenzgeschäft damit nicht, wie viele Analysten befürchtet hatten. 2018 werde der Cloud-Umsatz den mit Lizenzen überholen, bekräftigte Mucic.

Der Nettogewinn kletterte 2016 um drei Prozent auf 4,65 Milliarden Euro. Die Dividende soll steigen, hatte Mucic bereits im Herbst erklärt. Zudem zieht SAP, an der Börse zurzeit mit 101 Milliarden Euro Marktkapitalisierung der wertvollste Dax-Konzern, einen Aktienrückkauf in Betracht. McDermott zufolge könnte es dazu schon im ersten Halbjahr kommen. Das hänge unter anderem davon ab, wieviel eventuell noch für Firmenkäufe ausgegeben werde. Gesucht seien Ergänzungen zum schon umfassenden Produktangebot. Doch könne sich dies dem Betrag nach auch in einer Größenordnung von ein, zwei Milliarden Euro abspielen. Das wäre „aber auch noch kein Megadeal“, ergänzte McDermott.