Er spielte mit Gründgens und in der „Sesamstraße“ und war aus dem deutschen Fernsehen kaum wegzudenken. Jetzt ist Schauspieler Uwe Friedrichsen mit 81 Jahren gestorben.

Hamburg - Schon als Schüler wusste Uwe Friedrichsen, dass er Schauspieler werden wollte, eine Ausbildung brauchte er dafür nicht: „Ich habe das Fach nie gelernt, und ich bin heute der Meinung: Das, was den Schauspieler ausmacht, kann man nicht lernen - das hat man, oder man hat es nicht“, sagte der Schauspieler einmal. Er ist am Samstag im Alter von 81 Jahren in Hamburg gestorben ist. Das bestätigte seine Witwe am Montag. Zunächst spielte der norddeutsche Jung mit den blonden Haaren und den blauen Augen in einer Laiengruppe der Volkshochschule, gründete später mit Freunden ein kleines Theater, bis er mit 22 Jahren vor niemand Geringerem als Gustaf Gründgens auf der Bühne des Hamburger Schauspielhauses stand.

 

„Hier ist ein Verrückter“, berichteten Gründgens Assistenten, als Friedrichsen mit Maske, Kostüm und Requisiten zum Vorsprechen kam. „Sofort engagieren“, soll der für seine eiserne Disziplin und seinen hohen Qualitätsanspruch bekannte Theaterleiter geantwortet haben. In der legendären „Faust“-Inszenierung spielte Friedrichsen neben Gründgens als Mephisto und Will Quadflieg als Faust den Schüler. „Ich habe ungeheuer viel von ihm gelernt. Ohne Gründgens wäre ich heute nicht der, der ich bin“, sagte Friedrichsen zu seinem 80. Geburtstag.

Lehre als Import-/Exportkaufmann

Seine Eltern wollten, dass er „etwas Anständiges“ lernt. Und das bedeutete in Hamburg: eine Lehre als Import-/Exportkaufmann. Der Großvater, bei dem der Junge aufwuchs, hielt seinen Berufswunsch „für absolute Spinnerei“. Doch als sein Enkel in der ersten Serie des deutschen Fernsehens, „Familie Schöllermann“, den Schwiegersohn in spe spielen durfte, war auch er überzeugt: Kurzerhand besorgte er einen Fernseher und stellte ihn im „Dorfkrug“ im nördlich von Hamburg gelegenen Kattendorf auf, damit alle den Auftritt im Fernsehen miterleben konnten.

Bis 1968 gehörte Friedrichsen zum Schauspielhaus-Ensemble, dann machte er sich selbstständig und entdeckte das Fernsehen für sich: Große Popularität erlangte er als Detektiv Jones Burte in der Kriminalserie „John Klings Abenteuer“ (1965-70), in „Spaß beiseite, Herbert kommt“ (1981) und in der Wirtschaftskrimi-Serie „Schwarz-Rot-Gold“, in der er bis 1995 mit sprödem norddeutschen Charme einen Zollfahnder spielte. Zahlreiche Rollen in Krimireihen („Tatort“, „Der Alte“, „Derrick“) folgten. Kinder erlebten ihn in den 1980er Jahren in der „Sesamstraße“ neben Lilo Pulver, Horst Janson sowie Samson und Herrn von Bödefeld. Als gefragter Synchronsprecher lieh er unter anderem Peter Falk in der Rolle von Inspektor Columbo seine ausdrucksstarke Stimme - und anderen Kollegen wie Danny Glover oder Donald Sutherland.

Große Liebe blieb das Theater

Friedrichsens große Liebe blieb jedoch das Theater: Zuletzt sah man ihn, der wegen seines Hangs zum Perfektionismus bei Kollegen berühmt- berüchtigt war, am Ernst Deutsch Theater und am Ohnsorg-Theater. Dort schlüpfte er in die Rolle des legendären Hans Albers oder gab den Mephisto in Goethes „Faust“ auf Plattdeutsch. Zu seinem 60. Bühnenjubiläum 2013 ernannte ihn die Hamburger Volksbühne zum Ehrenmitglied.

Daneben hat sich der beliebte Schauspieler, der mit seiner zweiten Frau Ute in Seevetal bei Hamburg lebte, immer sozial und politisch engagiert. So machte er für die SPD Wahlkampf und wurde von den Sozialdemokraten zur Wahl des Bundespräsidenten nach Berlin entsandt. „Wir sind in diese Welt gestellt mit einer Aufgabe, und wir müssen diese Aufgabe erfüllen“, sagte der gläubige Christ und Vater von vier Kindern. „Das Problem unserer Zeit ist, dass die Menschen zu wenig Zivilcourage haben.“ Dagegen habe er immer versucht anzukämpfen.