Seit zehn Jahren unterstützt die Stiftung Kinderland gemeinnützige Projekte für Kinder und Jugendliche. Das wird mit 200 Veranstaltungen gefeiert. Uwe Hück, der vom Thaiboxer zum Porsche-Betriebsratschef aufstieg, besuchte die Rilke-Realschule und ließ Schüler von einer rosigen Zukunft träumen.

Zuffenhausen - An einen kickboxenden 1,90-Meter-Mann haben die Schülerinnen und Schüler der Rilke-Realschule sicherlich nicht gedacht, als ihnen der Betriebsratchef des Porsche-Konzerns angekündigt worden ist. Doch Uwe Hück lässt erst einmal ein Video laufen, dass ihn als eben jenen zeigt. Sein Besuch anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Stiftung Kinderland hat jedoch einen tieferen Zweck, denn die Veranstaltung am Donnerstag war nur eine von 200, die in diesen Tagen in Baden-Württemberg stattfinden.

 

Viele erkennen erst auf den zweiten Blick, dass der Mann, der in Hemd und Anzughose vor ihnen steht und der mit vollem Körpereinsatz kämpfende Boxer auf der Leinwand ein und dieselbe Person sind. Deutscher Hip Hop schallt aus den Boxen. Der Text? Mutmachend, kämpferisch. Denn Hück, der mittlerweile Porsche-Betriebsratschef ist und seit vergangenem Mittwoch auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, hat ganz klein angefangen. Und genau deshalb ist er der Richtige für diesen Auftritt.

Vom Thaiboxer zum Porsche-Betriebsratchef

Gebannt hören ihm die Neuntklässler zu, als er von seiner Kindheit im Heim erzählt, vom Bruder, der sich dort das Leben nahm und davon, dass er nur ganz zufällig zu Porsche kam. Hück, der mit 15 Jahren mit dem Thaiboxen begonnen hat, fing mit 23 Jahren als Lackierer bei Porsche an, weil er Geld brauchte. Eigentlich wollte er Weltmeister im Thaiboxen werden – zweifacher Europameister war er bereits.

Hücks weiteres Leben verläuft anders als geplant. Er schlägt einen zweiten Bildungsweg ein, wird Betriebsrat beim Autobauer. Heute fährt er selbst einen 911er und sagt den Jugendlichen: „Ich bin für Wohlstand, ich liebe Reichtum, ich will, dass jeder reich ist.“ Vermögen sei nichts Schlimmes, nichts abzugeben dagegen schon. Deshalb engagiert er sich seit Jahren für benachteiligte Kinder, sitzt im Stiftungsrat von Kinderland und hat jüngst selbst die Lernstiftung Hück gegründet. Diese zielt darauf ab, Jugendliche durch Lern-, Ausbildungs- und Integrationsprojekte zu unterstützen.

Dass man nicht ohne Fleiß und Disziplin nach oben gelangt, machte Hück den Teenagern auch klar: „Ihr müsst was tun. Ihr dürft nicht Weltmeister im Langschlafen werden.“ Doch so sehr er auch auf Augenhöhe mit ihnen spricht, so klar ist seine Botschaft: Ohne Bildung, Willen und vor allem Disziplin sei Erfolg nicht möglich.

200 Jubiläumsveranstaltungen in Baden-Württemberg

Birgit Pfitzenmaier, Abteilungsleierin und Prokuristin der Stiftung Kinderland, zeigte sich sehr froh, dass sie Uwe Hück für die Veranstaltung gewinnen konnte. Doch geplant ist noch viel mehr. Unter dem Motto „Alles was erzählt“ finden zwischen dem 1. und dem 15. Juli 200 Jubiläumsveranstaltungen in Baden-Württemberg statt. Dabei geht es nicht nur an Schulen, sondern auch an Orte wie die Mannheimer Pop Akademie sowie Museen oder Theater. „Wir wollten nicht nur einen Staatsakt, sondern vor allem Veranstaltungen für das Land“, sagt Pfitzenmaier, die auch hofft, dass die Stiftung so bekannter wird. Denn bei Kinderland stecke man kein Geld in die Werbung. „Wir haben 20 Millionen Euro für gemeinnützige Projekte. Davon gehen keine Verwaltungskosten und Ähnliches ab“, betont sie.

Hücks Auftritt darf die Stiftung als vollen Erfolg verbuchen. Nach der Veranstaltung sammelten sich nahezu alle Schüler um den Porsche-Mann, um ein Autogramm zu erhalten. Was sie besonders gut an ihm finden? „Er hat sich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet“, sagt Isabel. Die 18-Jährige lebt in einer Wohngruppe für Mädchen und hat gerade ihren Realschulabschluss gemacht. Sie habe an diesem Morgen Impulse erhalten und glaubt, dass auch andere einiges mitgenommen haben.