Das Musical „Krach bei Bach“ des evangelischen Kantorats ist für den Lotto-Musiktheaterpreis nominiert. Mehr 70 Kinder und Jugendliche singen und spielen einen Tag im Leben Johann Sebastian Bachs nach.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Selbst an heißen Sommernachmittagen haben sich die Kinder und Jugendlichen jeden Mittwoch zusammengefunden, um für das Musicalprojekt des evangelischen Kantorats zu üben. Während ihre Freunde bei über 30 Grad Celsius im Freibad planschten, verliehen sie ihrem Gesang und ihrer Choreografie den Feinschliff. „Sie haben die Schritte richtig schnell gelernt“, sagt Nadja Nonnenmann, die mit den Kindern die Choreografie einstudiert hat. „Jetzt müssen wir das Ganze nur noch verfeinern bis zum Auftritt im Oktober.“ Die Motivation ist da: Das Projekt „Krach bei Bach“ wurde für die erste Runde des Lotto-Musiktheaterpreises im ersten Schulhalbjahr 2015/16 nominiert.

 

Rund 70 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren der Kinderchöre, Kurrende und des Konfirmandenchors des evangelischen Kantorats sind an dem Musical beteiligt. Da ist es nicht ganz einfach, bei den gemeinsamen Proben den Überblick zu behalten. „Es sind schon ein paar Kasper dabei, aber letztlich sind alle engagiert bei der Sache“, sagt Nonnenmann. Das hat auch Gabriele Timm-Bohm beobachtet, die zusammen mit ihrem Mann Rainer Bohm das Stück „Krach bei Bach“ geschrieben und vertont hat. „Seit der Nominierung für den Lotto-Musiktheaterpreis sind die Kinder viel konzentrierter“, sagt Timm-Bohm. Das Ehepaar teilt sich seit 2002 die Kirchenmusikerstelle bei der evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Vaihingen.

Acht Projekte aus dem Land sind nominiert worden

Obwohl sie sich mit dem Stück für den Theaterpreis beworben haben, hätte das Ehepaar nicht mit einer Nominierung gerechnet. Aus unzähligen Einsendungen wurden Ende Juli acht Projekte in Baden-Württemberg für die erste Runde des Preises nominiert. Bis zum Ende des Schuljahrs reist die Jury von Bühne zu Bühne, um sich die Stücke anzusehen. Ob das evangelische Kantorat einen Preis bekommt, entscheidet sich erst nächsten Sommer.

„Krach bei Bach“ wurde im Jahr 2000 erstmals vom Kinderchor der Oper Leipzig und der Cannstatter Jugendkantorei in Leipzig aufgeführt. „Es geht um einen Tag im Leben von Johann Sebastian Bach und seiner Familie, an dem einfach alles im Chaos endet“, sagt Timm-Bohm. Bach ist umgeben von Krach jeglicher Art, in der Familie, in der Schule, in der er unterrichtet. Dennoch schafft er es, nebenher Musik zu komponieren. Der Regisseur Karsten Barthold hat die Geschichte ein bisschen umgemodelt: „Der Tag wird in einen Unterrichtstag verpackt, in dem der Lehrer der Klasse anhand von Minimalrequisiten den Tag im Leben von Bach erzählt“, so Timm-Bohm. Der Lehrer verteilt zum Beispiel Barockperücken, Thomanerkrägen und Schürzen an die Schüler, die dann in die Rolle von Bach, seiner Familie, seinen Lehrern und seinen Schülern schlüpfen. „So wird das Stück in die heutige Zeit versetzt“, sagt Timm-Bohm. Auch andere Figuren der Musikgeschichte wie Mozart und Beethoven kommen im Stück vor und äußern ihre Meinung zu Bach, die Kinder singen bekannte Lieder der Komponisten.

Gabriele Timm-Bohm und ihr Mann Rainer Bohm haben bereits viele Musicalprojekte realisiert. „Kinder singen leichter und schöner, wenn sie jemanden darstellen, als wenn sie sie selbst sind“, hat Timm-Bohm beobachtet. Das Musical habe auch einen pädagogischen Effekt: „Sich auf eine Bühne zu stellen will gelernt sein – und es gibt Selbstvertrauen.“ Wer es schaffe, auf der Bühne Präsenz zu zeigen, schaffe das auch im echten Leben.