Das Amtsgericht Vaihingen verurteilt einen Mann wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Er hat Investorengeld aus Arabien versprochen, ob er es besser hätte wissen müssen. Ist er doch selbst von seinen Kontaktleuten als Kunde um Geld geprellt worden.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Vaihingen/Enz - Wenn arabische Herrscherfamilien ins Spiel kommen, klingen alle Geschichten ein bisschen wie aus Tausendundeinernacht. In dieser taucht sogar ein echter Scheich auf: Khaled al Qassimi, ein Ralleyfahrer aus Abu Dhabi. Doch der Reihe nach: Das Vaihinger Amtsgericht befasste sich am Mittwoch mit einem 30-jähriger Mann, der seine Kunden mit dem Versprechen geködert hatte, ihnen Investorengelder und Joint-Venture-Verträge besorgen zu können – gegen Vorauskasse für Auslagen. Geldgeber seien arabische Herrscherfamilien.

 

Patentglück durch arabisches Geld

Einer seiner Klienten wollte eine Erzmine in Namibia betreiben. Eine andere Geschäftspartnerin hoffte, ein Wellnesshotel in Südfrankreich aufbauen zu können. Und sein letzter Kunde hoffte, nun das Patent seiner Druckmaschine endlich für 15 Millionen Euro verkaufen zu können, nachdem er es schon zehn Jahre vergeblich versucht hatte. Wegen dieses Falls stand der Mann jetzt vor Gericht. Gewerbsmäßiger Betrug, lautete die Anklage.

Weiterbetrogen trotz Urteil in ähnlicher Sache

Die anderen Fälle sind längst abgeurteilt. Gerade diese Tatsache ließ alle Beteiligten – Richter, Schöffen, Staatsanwalt, Verteidiger – mehrmals wahlweise ungläubig den Kopf schütteln oder mitleidsvoll lächeln. Denn obwohl der Angeklagte wusste, dass nie Geld fließen und er von seinem Kunden nur Geld eintreiben würde, kassierte er von dem Druckmaschinen-Erfinder knapp 60 000 Euro. „Ja, ich bin ein Betrüger“, fasste er sein drei Jahre zurückliegendes Tun zusammen. Dass er später auch noch einen mehr als 50 000 Euro teuren Radlader kaufte und nicht bezahlen konnte, macht seine Lage nicht besser.

Dabei war er selbst Betrügern aufgesessen, die unter dem Firmenlogo Middle East Research Ltd. mit Sitz in London und als Emirate Network firmierten. An sie leitete er den Großteil der eingetriebenen Gelder weiter. Seine Auslagen zahlte er selbst. Das LKA Berlin ermittelt gegen die früheren Kontaktleute des Angeklagten.

Ein leibhaftiger Scheich tritt auf

Treffen mit Scheich Khales al Qassimi in Dubai

Auf einer Motorsportmesse in Stuttgart war es zu der schicksalhaften Begegnung bekommen. Der junge Mann wollte sich im Rennsport engagieren, verlor selbst sein Geld – und ließ sich dennoch in einem einwöchigen Crashkurs als Berater schulen. Bei einem Besuch in Dubai traf er wirklich auf Khaled al Qassimi, den Rennfahrer. Dessen Rolle ist bis heute unklar „Es war wie eine Gehirnwäsche“, sagt der Angeklagte heute. Das Gericht verurteilte ihn zu einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten. An seinen Schulden wird er länger tragen – seinen Lebensunterhalt verdient er inzwischen als Landwirtschaftshelfer.