Die Stadt schafft neue Flüchtlingsunterkünfte. Dadurch wird ein Rauswurf der Schauspieler verhindert.

Vaihingen/Enz - Kurz vor Weihnachten ist die Sorge noch groß gewesen bei den Vaihinger Theatermachern. Bei den ausverkauften Vorstellungen des Kinderstücks „Das kleine Gespenst“ machte Claudia Zeller, die Vorsitzende des Theaterhaus-Vereins, deutlich, dass die Schauspieler die Baracke, die seit Jahren als Domizil dient, wohl verlassen müssen. Ohne Probenort und Magazin sei die Arbeit aber unmöglich. „Das hier könnte unsere letzte Produktion gewesen sein“, sagte Zeller. Doch inzwischen hat sie Entwarnung gegeben – zumindest vorläufig.

 

Bei Gesprächen mit der Stadtverwaltung, also dem Oberbürgermeister Gerd Maisch und dem Leiter des Liegenschaftsamts, Detlev Fischer, sei ihr zugesagt worden, „dass wir unsere Baracke noch weitere fünf Jahre nutzen können“, heißt es in einer E-Mail, die Claudia Zeller an alle Mitglieder verschickt hat. Die Erleichterung beim Vorstand sei groß. „Ich hoffe, die Steine, die uns allen vom Herzen fallen, lösen keinen Tsunami in der Enz aus.“

Die Suche nach Alternativen war nicht einfach

Seit rund zehn Jahren nutzt der Theaterhaus-Verein eine einst für Flüchtlinge errichtete Baracke, zwischen Bahnhof und dem Friedrich-Abel-Gymnasium gelegen. In Anbetracht der stetig steigenden Zahl von Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen und im Kreis Ludwigsburg untergebracht werden müssen, sah sich die Stadt gezwungen, ihre alten Unterkunftsreserven wieder zu aktivieren. Die Unterbringung der Flüchtlinge sei „weniger ein Geld- als vielmehr ein Platzproblem“, hatte der Oberbürgermeister Gerd Maisch gesagt.

Schnell zeigte sich, dass die Suche nach Alternativen nicht einfach wird. Der mit rund 60 Mitgliedern relativ kleine Verein bereichert zwar die Stadt mit etwa drei Produktionen pro Jahr. Diese sind auch meist sehr gut besucht. Doch eine monatliche Miete kann sich der Verein laut der Vorsitzenden Claudia Zeller nicht leisten. Auch sei es schwierig, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Dank eines Umbaus hat der Verein die Baracke für seine Zwecke optimal gestaltet. Für Proben ist ebenso Platz wie für das Requisitenlager.

Der Verein hat schon ein Angebot für eine neue Unterkunft

„Der Verein ist fürs Erste gerettet“, bestätigt Martina Fischer, die Sprecherin der Stadtverwaltung Vaihingen. Den Theatermachern sei zugesichert worden, „die Räume in den kommenden Jahren weiter nutzen zu können“. Die Stadt habe ihr Konzept für die Flüchtlingsunterbringung gründlich überarbeitet. Laut einem Beschluss des Gemeinderats sollen in nächster Zeit 83 neue Unterkunftsplätze geschaffen werden. Rund 400 000 Euro sollen für eine neue Containersiedlung in der Auricher Straße, unweit des Verkehrsübungsplatzes, ausgegeben werden. Knapp 50 000 Euro gibt die Stadt für einen Umbau der ehemaligen Rettungswache des Roten Kreuzes in der Friedrichstraße aus. „Damit sind wir für die kommenden Jahre gut aufgestellt“, sagt Martina Fischer.

Die Verwaltung habe dem Theaterverein im Übrigen bereits ein Angebot für eine neue Unterkunft unterbreitet. Im Stadtteil Horrheim sehe man Kapazitäten. „Bislang haben wir aber noch keine Rückmeldung vom Verein.“ Die Vorsitzende Claudia Zeller war am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Martina Fischer betont jedenfalls, dass man im Rathaus die Bedeutung der Theatermacher nicht verkenne. „Wir wollen den Verein nicht vor die Tür setzen, wenn es anders geht.“