Der Lehrer Martin Schnabel wartet nicht sondern handelt. Er fährt mit einem Elektromobil zur Schule.

Vaihingen - Wenn das Wetter schön ist, macht es am meisten Spaß. Dann öffnet Martin Schnabel das Verdeck seines Fahrzeugs und lässt sich den Fahrtwind um die Nase wehen. Obwohl das Gefährt beinahe lautlos über die Straßen steuert, zieht er die Blicke auf sich. Schnabel tut das, worüber die meisten nur reden: er fährt ein Elektromobil, ein Twike, das einen Joystick anstelle eines Lenkrads und Pedale zur Unterstützung des Elektromotors hat. Doch nicht nur die Innenausstattung ist außergewöhnlich, auch die äußere Erscheinung. Drei Räder sorgen für eine nach vorne spitz zulaufende Form.

 

So exotisch das Fahrzeug aber daher kommt: es erfüllt beinahe alle praktischen Kriterien eines gewöhnlichen Autos. „Weshalb muss man ein bis zwei Tonnen bewegen, wenn man nur sich selbst von einem Ort zum anderen transportieren möchte?“, fragt Schnabel. Er hat sich für das Twike entschieden, da „es eines der wenigen Fahrzeuge dieser Art ist, mit dem man im Straßenverkehr mithalten kann“. Er nennt es deshalb den Mercedes unter den Exoten. Seit knapp drei Jahren hat er das Twike nun schon. Damals war es Liebe auf den ersten Blick. Warum? Er lacht und stellt eine Gegenfrage: „Wenn sie sich verlieben, wissen sie dann warum?“

Martin Schnabel packt die Dinge an

Schnabel stellt gerne Gegenfragen, denn er sieht die Dinge oft anders als andere. Und im Gegensatz zu manch anderem, packt er die Dinge an: Das Elektroauto ist teuer, deshalb hat er es gebraucht gekauft. Zu warten, bis Elektroautos günstiger werden, daran hat er nicht gedacht: „Wir sollten uns fragen, ob wir den nachfolgenden Generationen Erdöl übrig lassen möchten.“ Auch in anderen Belangen wartet er nicht, sondern handelt. So hat er zu Hause in Leinfelden Solarzellen auf dem Dach, auch in der Michael-Bauer-Schule, der Freien Waldorfschule in Vaihingen, in der er als Lehrer arbeitet, hat er sich für eine alternative Energiegewinnung stark gemacht. „Ich kann die Menschen nur durch das überzeugen, was ich tue, nicht durch das, was ich sage“, ist er sich sicher.

Deshalb versuche er nicht lange zu predigen, sondern zu handeln und damit Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Jeder hat Ideale, die Frage ist nur, inwieweit man diese mit der Wirklichkeit in Einklang bringen kann“, sagt er. In seiner Rolle als Lehrer sind seine Ideale, sein umweltbewusstes Handeln sicher Vorbild. Als er das erste Mal mit dem Twike in der Schule ankam, wollten alle seine Schüler mitfahren.

Seinen Beruf übt er mit Leidenschaft aus. An einer anderen Schule als an einer Waldorfschule zu unterrichten, kann er sich gar nicht vorstellen. Die Schüler zu bewerten, Noten zu geben, das sei nicht seine Aufgabe. Er wolle nicht, dass „für gute Noten“ gelernt werde, sondern aus Interesse. „Das funktioniert natürlich nicht immer“, gibt er zu. „An der Waldorfschule habe ich außerdem mehr Freiheiten, aber auch mehr Verantwortung“, sagt er. Als Waldorfschullehrer unterrichte man alle Hauptfächer. „Die Abwechslung ist toll“, sagt er „Routine ist tödlich in der Pädagogik“. Beim Autofahren aber ist er Gewohnheitstier, jeden Tag bringt ihn das Twike in die Schule. Nur ganz schlechtes Wetter kann ihn davon abhalten.