Der frühere Vaihinger Professor Ernst Messerschmid berichtet Grundschülern von seiner Reise ins All. „Beim Start fühlt es sich an, als ob man einen Tritt in den Hintern bekommt, der ganze acht Minuten lang andauert“ , erzählt er.

Vaihingen/S-Ost - Sind wir wirklich allein da draußen? Und schmeckt das Essen anders? Wie duscht man sich eigentlich? Fragen über Fragen, nach dem zweistündigen Vortrag von Ernst Messerschmid wollen die Zeigefinger nicht mehr nach unten gehen. Vergangenen Montag hat der ehemalige Astronaut die Grundschüler der Fuchsrainschule in Gablenberg mit auf eine Reise ins All genommen. Messerschmid war jahrelang Dozent auf dem Vaihinger Campus, unter anderem im Institut für Raumfahrtsysteme.

 

„Seit Wochen freuen sich die Kinder auf diesen außergewöhnlichen Besuch. Schon im Unterricht haben sie sich mit dem Thema Leben und Forschen im Weltall beschäftigt. So begeistert habe ich meine Kinder schon lange nicht mehr gesehen“, erzählt Isabel Gerhard. Sie ist eine der Vorsitzenden des Fördervereins der Schule und hat die Vortragsreihe “Spitz’ die Ohren und werd’ schlau“ mit ins Leben gerufen. Mit dieser neuen Vortragsreihe will der Förderverein den Horizont der Kinder erweitern. „Wir haben die Kinder gefragt, wem sie gerne zuhören würden. Jetzt versuchen wir, einen Olympiasieger, einen Renn-Ingenieur und eine Reiterin vorzustellen. Dass wir zum Auftakt einen Astronauten gewinnen konnten, freut uns sehr“, sagt Gerhard stolz.

Eine Woche im All

Nachdem alle 234 Schüler der Fuchsrainschule sich im Foyer der Schule versammelt haben, breitet sich Stille aus. Kindgerecht beginnt Messerschmid zu erzählen, von den Anfängen der Luft- und Raumfahrt und davon, wie er selbst zum Astronauten wurde. „Ich hatte mit großen Maschinen zu tun und auch mit Teilchen irgendwo in Genf.“ So beginnt der 70-Jährige seine Geschichte. Im Jahr 1982 wird Messerschmid für eine Stelle als Wissenschaftsastronaut ausgewählt und schafft es, gemeinsam mit seinem Kollegen Reinhard Furrer für eine Spacelab-Mission gesetzt zu werden. Als einer der ersten Deutschen im Weltall hat Messerschmid dann 1985 eine ganze Woche im All verbracht.

„Beim Start fühlt es sich an, als ob man einen Tritt in den Hintern bekommt, der ganze acht Minuten lang andauert“ , erzählt Messerschmid. Den staunenden Kinderaugen zeigt er darauf sein Spaceshuttle, die Challenger. Als Wissenschaftler und ausgebildeter Astronaut forschte er sieben Tage lang gemeinsam mit Amerikanern, wie sich Schwerelosigkeit auf den menschliche Körper ausübt.

Die Schwerelosigkeit illustriert er mit einem Kellner, der mit seinem vollen Tablett in einem Aufzug steht. „Schneidet man das Seil durch, an dem der Aufzug hängt, fällt der Kellner mit der gleichen Geschwindigkeit wie sein Tablett. Er befindet sich dann im freien Fall und ist daher ganz kurz schwerelos“, erklärt der frühere Professor für Astronautik an der Universität Stuttgart.

„Mein Kollege sah nach der Rückkehr viel jünger aus“

Nach seiner Rückkehr stellt Messerschmid auch Veränderungen an seinem Körper fest. „Ich bin 112-mal um die Erde geflogen, das geht nicht spurlos an einem vorbei. Mein Kollege sah nach der Rückkehr fünf bis zehn Jahre jünger aus“, erinnert sich Messerschmid. Das liege aber nicht am guten Essen, sondern an der Verlagerung von Blut und Wasser, scherzt der ehemalige Astronaut.

Dass diese Wirkung nach der Rückkehr schnell wieder nachlässt, bedauert der 70-Jährige allerdings nicht. „Das Leben in der Schwerelosigkeit belastet den Körper stark. Viele Astronauten befällt daher in den ersten Tagen die Raumkrankheit. Man muss sich erst an die Schwerelosigkeit gewöhnen.“

Nach dem Vortrag kann sich der ehemalige Professor vor Fragen kaum retten. Ob das Essen wirklich anders schmeckt, will ein Grundschüler von Messerschmid wissen. „Naja, es ist zugegeben ein bisschen fad. Ich hab mir deswegen mein eigenes Essen mitgebracht. Das wurde mir von der Nasa überraschenderweise erlaubt. Landjäger, Brezeln und Studentenfutter haben mir da geholfen. Aber zu salzig ist auch nicht gut“, erklärt Messerschmid seinen wissbegierigen Zuhörer.

Die Grundschüler sind von seinem Vortrag mächtig beeindruckt. „Was ich später mal werden will? Tierärztin oder Astronautin“, verkündet die zehnjährige Melina begeistert. Auch den neunjährigen Philip hat der Vortrag überzeugt. „Ich will später mal Ingenieur werden, ich mag es, Sachen zu bauen“, sagt der Viertklässler.

Für Messerschmid ist der Besuch ein Erlebnis. „Ich beteilige mich seit zehn Jahren an der Kinderuni, und es ist toll, zu sehen, dass die ersten mittlerweile Raumfahrt studieren“ , sagt Messerschmid. Für ihn ist die Raumfahrt mehr als eine Wissenschaft. Ob es noch weiteres Leben im Weltall gibt? „Ich denke ja, aber ob wir schnell darauf stoßen, ist eine andere Frage“, antwortet der 70-Jährige mit einem Lächeln.