Gemeinschaftsschule oder nicht? Das ist in Stuttgart immer noch eine ideologische Frage, meint StZ-Lokalredakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Gemeinschaftsschule, in Stuttgart ist das mit seinem ausdifferenzierten Schulangebot vor allem eine Frage der Perspektive. Aus Sicht der Werkrealschulen ist die neue Schulart auch als Standortretter erwünscht. Und sie wertet solche Standorte auf, weil diese nun ebenfalls Realschüler und sogar Gymnasiasten bedienen können und somit ein höheres Leistungsniveau erreichen. Das erfordert allerdings völlig neue Lernformen und Unterrichtsformate. Und es setzt beim Kollegium Offenheit, Mut und die Bereitschaft für Mehrarbeit voraus.

 

Bei den Realschulen sind die Meinungen geteilt. Das Beispiel der Anne-Frank-Realschule in Möhringen zeigt, dass diese auch als Gemeinschaftsschule beim Publikum punkten kann. Voraussetzungen dafür sind eine sorgfältige Vorbereitung und eine gute Vertrauensbasis bei den Eltern. Auch Realschulen können vom Wechsel in die neue Schulart profitieren. Eine heterogene Schülerschaft haben sie ohnehin schon, da kommt es zupass, wenn die Lehrerressourcen erhöht werden und man den Schülern ein echtes Ganztagsangebot machen kann.

Aber es erfordert Umdenken und neue Organisationsformen. Überstülpen lässt sich so etwas nicht, wie sich bei der Robert-Koch-Realschule zeigt. Es muss von innen entwickelt werden – ja, auch mit Lust. Vielleicht braucht es dazu erst ein gelungenes Vorbild. Und die Gymnasien? Die befürchten weiteren Niveauverlust und schotten sich ab. Nicht zuletzt befürchten sie, aber auch die Eltern, dass begabte Kinder nicht auf ihre Kosten kommen. Für den Vaihinger Campus scheint eine Chance vertan. Das muss aber nicht für immer sein.