Folkmar Schiek und Gerhard Widmaier haben ein Buch über die Geschichte der Brauereifamilie Widmaier herausgebracht. Der Verein Historisches Vaihingen auf den Fildern hat zudem Räume für seine Sammlung gefunden.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Im März 2015 gründeten Folkmar Schiek und 23 weitere ortsgeschichtlich interessierte Mitstreiter den Verein Historisches Vaihingen auf den Fildern. Ziel ist es, die Geschichte des Ortes zu erforschen und für die Nachwelt zu bewahren. Die Sammlung wächst stetig, und der Verein sucht seit zwei Jahren nach geeigneten Räumen zur Archivierung der Bilder, Dokumente und Exponate der Vaihinger Geschichte. Einen Großteil davon hat der Verein von Bürgern geschenkt bekommen oder aus Nachlässen erhalten.

 

Die Raumsuche hat nun ein Ende gefunden. „Die Firma Lapp stellt uns eine Fläche von 150 Quadratmetern in seinen Gebäuden im Synergiepark zur Verfügung“, verkündet der Vorstandsvorsitzende Folkmar Schiek. Die Fläche soll ein reines Archiv werden, keine Ausstellungsfläche. „Eine Art Museum ist erst einmal nicht geplant“, so der Vorsitzende. Er schließt aber nicht aus, dass die Sammlerstücke irgendwann einmal den Vaihinger Bürgern präsentiert werden können.

Die Widmaiers prägten die Vaihinger Geschichte

Der Verein bringt in regelmäßigen Abständen ein Jahrbuch heraus. Auch die „Blätter zur Vaihinger Geschichte“ entstammen der Feder von Folkmar Schiek. Zusammen mit Gerhard Widmaier, dem Urenkel des Adler-Bräu-Gründers Adolf Ferdinand Widmaier, hat er nun die Geschichte der Brauereifamilie recherchiert und niedergeschrieben. Es ist bereits der dritte Band der „Blätter“ nach einer Abhandlung über den schwäbischen Volksdichter Karl Friedrich Mezger und die Luftfahrtpioniere Hans und Karl Vollmoeller.

„Ich finde es toll, der Familiengeschichte nachzuspüren“, sagt Widmaier über seine Motivation, die Historie seiner Familie zu bewahren. Dutzende Bilder aus seinem Fundus hat er zur Publikation beigesteuert. „Es war mir eine ganz besondere Freude, als Folkmar Schiek gesagt hat, dass er ein Büchle über meine Familiengeschichte schreiben möchte“, sagt Widmaier. Diese hat Schiek in der Publikation in die Zeit- und Ortsgeschichte eingebunden.

Die Widmaiers stammen aus Magstadt bei Sindelfingen. Dort besaß die Familie bereits eine Gaststätte und eine Brauerei. Noch bevor sich ein Zweig der Familie in Vaihingen niederließ, gründete Carl Johann Widmaier eine Brauerei im benachbarten Möhringen.

Eine Brauerei in der Weinbauregion

Vor 141 Jahren, nämlich 1876, gründete Carl Johanns Neffe Adolf Ferdinand Widmaier dann in der Gaststätte „Zum Adler“ an der heutigen Hauptstraße in Vaihingen die Bierbrauerei A. Widmaier. Bereits zuvor besaß die Gaststätte Braurechte. Kommerzienrat Robert Leicht gründete 1878 seine Brauerei genau gegenüber der Adler-Brauerei. Widmaiers Brauerei-Gelände umfasste eine Fläche von der Hauptstraße bis hinunter zur Vollmoellerstraße. Heute stehen auf dem Areal unter anderem die Schwabengalerie, das Paritätische Mehrgenerationenzentrum (PMGZ) sowie Wohn- und Geschäftshäuser.

„In einer Zeit, in der die Filderregion noch geprägt war vom Weinbau, hat Adolf Ferdinand Widmaier Pionierarbeit geleistet“, sagt Schiek. Die Brauerei sei schnell eine der größten in Stuttgart gewesen. „Brauereimäzene wie Widmaier waren immer Männer mit einem hohen Maß an Kreativität und Fortschrittsgeist. Sie haben immer wieder Neues erfunden, um den Betrieb voranzubringen“, sagt Schiek.

Der Erste Weltkrieg besiegelte das Ende der Brauerei

Der Brauereigründer starb 1913. Zuvor hatte er seine Firma den Söhnen Gustav und Adolf vermacht. Auch Gustav, der Großvater von Gerhard Widmaier, zeigte Unternehmergeist. Er hat die „Vaihinger Fruchtsäfte“ gegründet, die Robert Leicht später kaufen sollte und die es auch heute noch gibt. Der Erste Weltkrieg besiegelte das Ende der Adler-Brauerei. Gustav und Adolf Widmaier wurden für Kriegsdienste in die Armee eingezogen, ebenso wie zahlreiche Beschäftigte. Der Krieg hatte der Familie alles genommen. „Mein Vater konnte die Brauerei nicht halten“, sagt Widmaier. 1918 wurde die Brauerei stillgelegt.

Buch „1876-1918. Vaihinger Adler-Bräu A. Widmaier. Aus der Geschichte einer Brauereipionierfamilie“ von Folkmar Schiek und Gerhard Widmaier ist der dritte Teil der „Blätter zur Vaihinger Geschichte“. Das Buch ist erschienen im Tredition-Verlag mit der ISBN 978-3-7439-2000-2 und kann zum Preis von 14,90 Euro im Buchladen bestellt werden.